Als ich in diesen Tagen mit Rüsselsheimern nach Mainz, St. Quintin, kam, staunten wir nicht schlecht, denn der mächtige Hochaltar war verdeckt durch ein Passionstuch, 13 m hoch und 4,20 m breit. Worte der Heiligen Schrift konnten wir entziffern, später fanden wir die vier Evangelisten. Daraus sind zentrale Worte von den letzten Stunden Jesu findbar. Man braucht Zeit, aber es lohnt sich, im Betrachten fanden wir tiefer hinein in den Karfreitag.
Im Mittelalter gab es den Brauch, während der 40 Tage der Österlichen Bußzeit (Fastenzeit), solche Fastentücher (Hungertücher) aufzuhängen. Auch die Augen sollten fasten, deshalb wurden die Bilder von der Herrlichkeit Gottes, die Statuen der Heiligen verdeckt. So werden auch bis heute am Passionssonntag manche Kreuze verhüllt bis zur Karfreitagsliturgie.
In vielen Kirchen sieht man zur Zeit die Misereor Hungertücher, in St. Josef Jahr für Jahr, in Dreifaltigkeit und Auferstehung Christi seltener. Bei diesen modernen Kunstwerken den Weltkirche muss man genauer hinschauen, bis man den goldenen Faden durch das Zerbrechliche unserer Zeit findet, aber es geht. Wenn ich mein Leben betrachte, da finde ich viele Freuden, dazu auch manche Kreuzwegstation, körperliche oder seelische Leiden. Solche Hungertücher wollen sagen: Finde deinen Weg zum Himmel durch die Leiden dieser Zeit!
Fazit: Die Mainzer Innenstadt ist ein Besuch wert. Wenn man vom Dom zum Kaufhof gehen, verfehlt man St. Quintin nicht. Und ganz in der Nähe zum Rhein liegt das Karmelitenkloster mit der Karmelitenkirche, ein Ort mit viel Beichtgelegenheit. Früher sagten meine Eltern: „Wir waren Einkaufen beim Winterschlussverkauf und bei den Karmelitern.“ – Den WSV gibt es so nicht mehr, aber immer noch die Einladung zum Sakrament der Sündenvergebung.