„Veni, Sancte spiritus!“
Liebe Christen im Herrn, neben der Mutter Gottes ist Johannes der Täufer der einzige Heilige, dessen Geburt die Kirche am 24. Juni begeht. Johannes ist der letzte der alttestamentlichen Propheten und steht an der Schwelle, am Wendepunkt des Neuen Bundes.
Er ist schon im Mutterschoß dem menschgewordenen Jesus vor seiner Geburt begegnet und wurde vom Heiligen Geist erfüllt. Er weist hin auf den noch unbekannten Messias, den er im Jordan taufte. Johannes hat die Menschen seiner Zeit auf Jesus vorbereitet und taufte sie. Seit unserer Taufe sind auch wir auf dem Weg des Glaubens. Als Getaufte sind wir alle dem Herrn dankbar für dieses notwendige und wichtige Sakrament. Voll Dankbarkeit möchte ich mich besonders am Festtag „Johannes des Täufers“ erinnern:
Am 24. Juni war auch meine Primizfeier heute vor zwanzig Jahren. Zwanzig Jahre als Priester. Was ist für mich besonders als Priester? Was belebt mich?
„Der Geist des Herrn ruht auf mir!“ (Lk 4, 18; Jes 61,1). So sendet Jesus die Jünger aus. Er haucht sie an und spricht zu ihnen: „Empfangt den Heiligen Geist!“ (Joh 20, 22).
Mir ist klar, worum es Gott geht. Er sendet mich und gibt mir den Heiligen Geist auf den Weg mit!
Diesen Geist habe auch ich wie alle Getauften bei der Taufe empfangen, wo der Heilige Geist in Gestalt einer Taube erschien und eine Stimme aus dem Himmel sprach: „Das ist mein geliebter Sohn!“
Als Priester lebe ich intensiv mit der Kraft des Heiligen Geistes, indem ich ständig bei jeder Eucharistie bete: „Sende deinen Geist auf diese Gabe herab!“. Brot wird Leib Christi und Wein wird Blut Christi. Was für eine unglaubliche Vorstellung!
Wenn der Heilige Geist fehlt, gibt es eine Art innerkirchlichen Pragmatismus, traumlos, geistlos, ohne jede Vision.
Als ein Erstkommunionkind sieben geheime Erkennungszeichen der frühen Christen, den Fisch (ICHTHYS), auf seine Kerze klebte, dachte ich: fehlt der Heilige Geist, wird die Kirche zu einem „Fischverein“.
Brot ist nicht mehr Brot und Wein ist nicht mehr Wein. Das ist die Wandlung, die Veränderung und der Wendepunkt der Kirche Gottes mit uns.
Auch in meinem Leben gibt es solche Wendepunkt, wo mir aufgeht, was der Name Johannes bedeutet: „Gott ist gnädig“. Ich persönlich denke an die Entscheidung für meine Berufung zum Priester. Ich bin wie alle anderen Jugendlichen in einer christlichen Gemeinde auf dem Land aufgewachsen. Doch dann kam der Wendepunkt, ausgelöst durch die einfache Frage meines inzwischen verstorbenen Cousins als Priester: „Könntest nicht auch du vielleicht Priester werden?“ Von da an hat mich dieses Wort „Gott ist gnädig“ nicht mehr losgelassen. Und in der Tat: dass ich bei der Flucht auf dem offenen Meer überlebte, war Gott mir doch gnädig, Und damit, dass ich in einem fremden Land, das inzwischen meine zweite Heimat geworden ist, das Priestersakrament empfangen durfte, erweist Gott mir auch hier seine Gnade. Und am Fest des Hl. Johannes des Täufers darf ich mein zwanzigjähriges Priesterjubiläum feiern. Der Name „Gott ist gnädig“ stimmt tatsächlich. Ich darf darauf aufbauen und darauf vertrauen.
Zwanzig Jahre als Priester. Was ist meine Bilanz?
In mir wachsen Verständnis und Hilfsbereitschaft, Toleranz und Barmherzigkeit und Gerechtigkeit.
Ich bin innerlich stark, unabhängig und bin demütig.
Wie Johannes zeige ich als Priester auf Jesus, „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt“ (Joh 1, 29), damit die Menschen in ihm ihren Erlöser und Heiland finden können.
Das ist meine Lebensaufgabe als Priester!
Ihr Pfarrer
Johannes Minh Dinh, Pfarrvikar.