Schmuckband Kreuzgang

Geschichte der Schottener Wallfahrt

Wallfahrtskirche zur Schmerzhaften Muttergottes von Schotten (c) Dietmar Thiel

Jubiläumsvortrag zur Wallfahrt hier zum Nachlesen!

Im Mittelalter entwickelte sich die Stadt Schotten zum Wallfahrtsort. Zwei Ablassbriefe aus dem 14. Jahrhundert sind noch heute diesbezüglich erhalten. Der eine ist am 3. Februar 1330 in Avignon ausgestellt; hierin ist eine Marienkapelle erwähnt, wo Gott Wunder gewirkt habe. Jeder Pilger und Beter, der an bestimmten Festtagen diese Marienkapelle und die St.-Michaels-Kirche besucht hatte, konnte einen solchen Ablass (Nachlass zeitlicher Sündenstrafen) gewinnen.

Am 5. Oktober 1351 bestätigte Erzbischof Gerlach von Mainz in einem zweiten Ablassbrief das genannte Privileg und fügte einen weiteren Ablass für alle Büßer und Bekenner hinzu. Da die Zahl der Wallfahrer zu dem wundertätigen Marienbild in Schotten immer größer wurde, entschloss man sich um 1300, eine große Liebfrauenkirche zu bauen. In mehreren Bauabschnitten wurde eine gotische Hallenkirche erbaut und um 1370 vollendet. Der Baubeginn des Westbaues dürfte um 1360 liegen.

Die Liebfrauenkirche wurde an der Stelle errichtet, wo zuvor die Marienwallfahrtskapelle stand. In ihrem Mittelpunkt steht in der Apsis noch heute der gotische Flügelaltar mit Szenen aus dem Marienleben. Dieser Marienaltar ist wohl um 1375 entstanden. Die Mitte des Altares bildet eine thronende Madonna.

Das eigentliche Gnadenbild der Wallfahrt ist aber eine gotische Pieta, ebenfalls aus dem 14. Jahrhundert. Dieses Vesperbild aus Holz stellt mit ergreifender Ausdruckskraft die Beweinung Christi dar. Maria hält ihren toten Sohn, den Leichnam Jesu, auf ihrem Schoß. Da mit Einführung der Reformation in Schotten die Liebfrauenkirche nach 1527 protestantisch wurde, kam auch die berühmte Marienwallfahrt zum Erliegen.

Als in der Folge des verlorenen Zweiten Weltkrieges 1946 an die 2.000 Heimatvertriebenen nach Schotten kamen, war Pfarrer Dr. Adolf Schindler der erste katholische Pfarrer seit Einführung der Reformation in der Stadt. Bereits im ersten Jahr seiner Ankunft war es ihm ein Anliegen, die ins Erliegen gekommene Marienwallfahrt wieder zu beleben. Hauptaugenmerk lag bei der Gebetsintention der ersten Wallfahrten damals auf der möglichen Heimkehr der Heimatvertriebenen.

Vor dem alten Gnadenbild der schmerzhaften Mutter des Herrn wurde hingewiesen, dass auch die Heilige Familie vor Herodes ins Ausland fliehen musste und in Ägypten das harte Schicksal der Vertriebenen zu tragen hatte, ohne dass Maria und Josef am Glauben irre geworden wären. Bei jeder Wallfahrt gelobten die Vertriebenen, einen Tag im Jahr für immerwährende Zeiten als Feiertag zur Ehre Gottes halten zu wollen, falls ihnen mit Gottes Hilfe die Rückkehr in ihre angestammte Heimat ermöglicht werden sollte. In den ersten Jahren der Wallfahrt kamen bis zu 3.000 Wallfahrer nach Schotten.

Die geschichtlichen Ereignisse entwickelten sich anders: den Heimatvertriebenen blieb die Rückkehr in ihre alte Heimat verwehrt. Ungeahnter wirtschaftlicher Aufschwung verschaffte vielen Arbeit und Heim in den neuen Gebieten. Die Wallfahrt aber wurde seit 1946 ununterbrochen weiter gehalten; allmählich entwickelte sich der zweite Sonntag im September als „Wallfahrtstag zur Schmerzhaften Muttergottes von Schotten“.

Bleibend wichtig ist es, in der Zeit des allgemeinen Umbruchs in Kirche und Welt, die vielen Probleme zu bewältigen und das Gebet um Verständigung, Völkerversöhnung und Frieden fortzusetzen.

Zuerst fand die Wallfahrt in der Liebfrauenkirche statt, dankenswerterweise ermöglicht durch die evangelische Kirchengemeinde. Als am 6. Juli 1952 die neuerbaute Herz-Jesu-Kirche als katholische Pfarrkirche Schottens geweiht wurde, konnten die Wallfahrten in der eigenen Kirche durchgeführt werden. Hierfür diente eine große Schwarz-Weiß-Fotografie des ursprünglichen Gnadenbildes aus der Liebfrauenkirche. Heute befindet sich dieses Bild in der Gnadenkapelle.

Seit 1979 besitzt die Herz-Jesu-Gemeinde eine wertvolle Kopie des alten Gnadenbildes; größer als das eigentliche und farblos. Der Schnitzer Herbert Gwercher aus Brandenberg in Tirol schuf das anmutende und glaubensstärkende Bildnis. Bei der Wallfahrt am 9. September 1979 wurde es in der neu gestaltenen Turmkapelle aufgestellt, die als ehemalige Taufkapelle zur Gnadenkapelle umgewidmet wurde.

2020 feiert die Herz-Jesu-Gemeinde die 75. Wallfahrt zur Schmerzhaften Muttergottes von Schotten.

Herzlich sind Sie eingeladen, vor dem Gnadenbild Trost und Hilfe zu suchen. Die Muttergottes wird Ihre Anliegen treu und hilfsbewusst zum Throne ihres Sohnes tragen. „Ein Kind Mariens geht niemals verloren“.

In der Kirche können Sie sich Gebetsbilder zur Schmerzhaften Muttergottes von Schotten mitnehmen; ebenso sind dort Ansichtskarten, Wandbilder, Kerzen, Novenenkerzen und Rosenkränze zu erwerben.

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