Diese Mantelteilung rührt uns auch noch aus einem anderen Grund: Der Soldat Martin gibt keine Spende aus seinem eigenen Wohlstand oder gar Überfluss. Er gibt dem Bettler die Hälfte seines ureigenen Kleides. Deswegen steht auch die spontane, im Augenblick dringliche Hilfe im Vordergrund. Es ist ein schlagendes Zeichen für spontane Solidarität. Und diese Geste ist und bleibt auch der Keim und die Urzelle jeder institutionellen Hilfe, wie sie Wohlfahrtsorganisationen eindrucksvoll leisten. Am Anfang steht das Erbarmen mit dem konkret Notleidenden. Dies ist die Wurzel aller Nächstenliebe und Solidarität.
Die Geschichte aus dem 4. Jahrhundert ist aber damit nicht zu Ende. Martin hat nämlich in der nächsten Nacht eine Traumvision, in der ihm Jesus Christus selbst mit dem umgelegten Mantelteil erscheint. „Dann hörte er – so schreibt sein Biograf Sulpicius Severus – Jesus laut zu der Engelschar, die ihn umgab, sagen: ‚Martin, obwohl erst Katechumene, hat mich mit diesem Mantel bekleidet.’ Eingedenk der Worte, die er einst gesprochen, ‚Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.’ erklärte der Herr, dass er in den Armen das Gewand bekommen habe.“
(Kardinal Lehmann +, 2007)
Allen, die Martin oder Martina heißen, von Herzen Gottes Segen zum Namenstag!
Möge der Heilige Martin unsere Diözese mit seiner Fürsprache begleiten!
Hendrick Jolie, Pfr.
Bild: Mainzer Dom, der dem Heiligen Martin geweiht ist