Katholische Kirche Hl. Karl Borromäus Neustadt-Breuberg

Aus der Chronik der Katholischen Pfarrei Neustadt

In der Reformationszeit hatte sich die Bevölkerung der Herrschaft Breuberg in ihrer Gesamtheit dem neuen Glauben zugewandt. Es gab keine Katholiken mehr in der ganzen Herrschaft.

Erst als die katholische Linie der Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg zur Regie­rung kam, zeigten sich die ersten Anfänge katholischen Lebens. Im Jahre 1636 nach dem Ableben des Grafen Wolfgang Ernst von Löwenstein, der evangelisch war, folgte des­sen Bruder Graf Johann Dietrich als Mitregent in dem Condominium der Herrschaft Breuberg.

Er war im Jahre 1621 zum katholischen Glauben übergetreten und so der Begründer der katholischen Linie des Fürstenhauses Löwenstein geworden. Auf dem Breuberg ließ er eine Kapelle einrichten und stellte einen Kaplan an, um da­selbst katholischen Gottesdienst zu halten. Jetzt begannen auch die ersten Katholiken einzuwandern.

Graf Johann Dietrich zu Löwenstein und sein Sohn Karl Ferdinand übergaben ihre Höfe und Mühlen den Katholiken. Es währte jedoch noch ungefähr zweihundert Jahre, bis die Katholiken von Neustadt und den umliegenden Ortschaften einen Pfarrer und somit eine geregelte Seel­sorge erhielten.

Im Jahre 1806 kam ein Kapuzinerpater, den französische Soldaten während der napoleonischen Wirren aus seinem Kloster Maria - Buchen vertrieben hatten. Er ließ sich in dem Gartenhaus des sogenannten Tiergartens - wo heute das Marien-Waisenhaus steht - nieder und hielt regelmäßigen Gottesdienst in der Kapelle auf dem Breuberg. Die Katholiken brauchten jetzt nicht mehr nach Mömlingen zu wandern, um dort ihren Gottesdienst zu besuchen. Das dauerte aber nur bis 1811, in welchem Jahre der Pater verstarb.

Da inzwischen die Zahl der Katholiken in den Ortschaf­ten der Herrschaft Breuberg auf über tausend angewach­sen war, trat das Bischöflische Ordinariat in Mainz mit dem Fürstlichen Haus Löwenstein und der Groß­her­zoglich - Hessischen Regierung in Unterhandlun­gen zwecks Errichtung einer Pfarrei Neustadt.

Die Hochfürstliche Familie zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg hatte zur Pfarrdotation in großherziger Weise eine Stiftung von 10 000 Gulden in die Fürstliche Hauptkasse zu Wertheim eingebracht. Die Besoldung des Pfarrers war da­durch sichergestellt.

Durch Dekret des Bischofs von Mainz vom 10. März 1821 und auf fürstliche Präsentation hin wurde der damalige Kaplan Dr. Würschmitt von Miltenberg zum Pfarrkuraten von Neustadt ernannt. Neustadt hatte somit seinen ersten ständigen katholischen Pfarrer.

Dem neuen Pfarrkuraten sollten alle Rechte eines Pfarrverwalters zustehen. Zu seinem Pfarrbezirk sollten alle Ortschaften der Herrschaft Breuberg, die Cent König und das Wamboldische Dorf Hetschbach gehören. Dies war ein recht umfangreiches Gebiet der seelsorglichen Betreuung, wenn man bedenkt, daß es rund 40 Ortschaften umfaßte.

Nach Pfarrer Dr. Würschmitt folgten:

1825 Pfarrer Anton Saalig
1831 Pfarrer Peter Joseph Pauly
1837 Pfarrer Carl Joseph Koch
1839 Pfarrer Joseph Hirter
1848 Pfarrer Georg Helferich

Bisher diente die Kapelle auf dem Breuberg den Katholiken als Pfarrkirche. Bald war sie jedoch viel zu klein und auch zu hoch gelegen. Deswegen ging man mit aller Macht daran, unten in Neustadt eine genügend große und würdige Pfarrkirche zu bauen.

Dieser Plan wurde endlich unter Pfarrer Helferich im Jahre 1849 verwirklicht. Vorhergehende Pfarrer hatten den Bau vorbereitet und finanzielle Mittel angespart. Graf Ludwig V. von Erbach-Schönberg stellte auch einen Teil des Bauplatzes zur Verfügung. Der Bau wurde besonders vom Fürsten Karl zu Löwenstein gefördert.

Aus Dankbarkeit dem Fürstlichen Haus Löwenstein gegenüber wurde sie dem Namenspatron des Fürsten Karl zu Löwenstein, dem Heiligen Karl Borromäus, geweiht.

Viele Sorgen bereitete den Pfarrern von Neustadt die religiöse Unterweisung der schulpflichtigen Kinder. Daher bemühten sie sich erfolgreich, katholische Schulen in ihrem Pfarrsprengel zu gründen. Im Jahre 1842 wurde eine katholische Schule zu Neustadt eröffnet, die von 50 Kindern besucht wurde und bis zum Jahre 1873 existierte. Auch in anderen Ortschaften der Pfarrei wurden Schulen gegründet, so in Seckmauern, Lützel-Wiebelsbach, Hetschbach und Vielbrunn.

Immer zahlreicher wurden die Katholiken in der weitausgedehnten Pfarrei Neustadt, und bereits ums Jahr 1860 beantragte der damalige Pfarrer eine Teilung in eine Pfarrei Neustadt und eine Pfarrei König. Dieser Plan wurde nicht verwirklicht, aber ab dem Jahre 1863 bekam der Pfarrer einen Kaplan als Helfer zur Seite gestellt. Diese Zeit der Kapläne dauerte bis zum Jahre 1915.

Inzwischen waren immer wieder kleinere oder größere Gebietsteile aus dem weiten Pfarrsprengel der Pfarrei Neustadt abgetrennt und zu eigenen Pfarrkuratien erhoben worden. Als erste Pfarrkuratie wurde im Jahre 1894 Seckmauern mit den Dörfern Breitenbrunn und Haingrund errichtet. 1905 wurde König-Vielbrunn eigene Seelsorgestelle, wodurch wieder 16 Ortschaften aus der Pfarrei Neustadt ausschieden. Schließlich bekam auch Lützel-Wiebelsbach am 1. Mai 1927 seinen eigenen Pfarrer.

Damit schien ein gewisser Abschluß in der Entwicklung der katholischen Pfarrei Neustadt gekommen zu sein. Durch die mehrmalige Teilung war die Anzahl der Ortschaften im Pfarrbezirk von Neustadt auf fünfzehn zurückgegangen.

Da kam im Jahre 1945 der Zusammenbruch des Hitlerreiches und die große nationale Not über unser Volk. Im Februar 1946 begann die Aussiedlung der Deutschen aus dem Sudetenland. Neunzig Prozent dieser Heimatvertriebenen waren katholisch. Die Seelenzahl der Restpfarrei Neustadt wuchs in diesem einen Jahr von 700 auf über 2000 an. Dadurch war der Anlaß für eine nochmalige Teilung des Pfarrsprengels gegeben. 1952 wurde die Pfarrkuratie Höchst errichtet. Zu ihr gehören alle Ortschaften, die westlich von Sandbach liegen.

Bei Neustadt verblieben Sandbach, Rai-Breitenbach, Mühlhausen, Hainstadt und Wald-Amorbach. Aus der räumlich weiten Ausdehnung der katholischen Pfarrei ist ein überschaubarer Bezirk geworden.

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