Die Krippe, die sich wandelt!
Auf Initiative des katholischen Pfarrers Hermann Ofenloch in Michelstadt hat sich im Jahr 2011 in der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Sebastian ein Krippenkreis gebildet. Aufgabe ist es aber nicht, Kinder im Krippenalter zu betreuen, sondern sich um die Gestaltung der weihnachtlichen Krippe in der Kirche zu kümmern. Hinter die Idee steckt die Absicht, das Evangelium während der Advents- und Weihnachtszeit bis zum Fest Maria Lichtmess insbesondere für Kinder anschaulich und verständlich zu gestalten. Das
Seelsorgeteam erhoffte sich von einer sich ständig verändernden Krippe, dass die Kinder das Gehörte besser aufnehmen und behalten können. Als Hintergrund für die In-Szene-Setzung des jeweiligen Sonntagsevangeliums diente zunächst die Kulisse des Michelstädter Stadtgrabens. (Bild 1)
Mit einer komplett neuen Krippe wurde dann ab dem Jahr 2013 das Weihnachtsfest in St. Sebastian gefeiert. In über 150 Arbeitsstunden hat der neunköpfige Krippenkreis das Goldene Tor von Jerusalem aus Motiv für die neue Krippe gewählt und gebaut. Das Goldene Tor brauchte einen Hintergrund, der dem Betrachter den Blick auf den Jerusalemer Tempel eröffnete. Dazu konnte der Aschaffenburger Künstler Walter Seidel gewonnen werden. Er skizzierte das Hintergrundbild in Originalgröße und mit seiner Zustimmung wurde das Gymnasium Michelstadt gebeten, in einem Wettbewerb die Skizze von Schülern colorieren zu lassen.
Im Gegensatz zu den Vorgängerkrippen bietet die Neugestaltung fünf unterschiedliche Flächen, um die biblischen Szenen vom ersten Adventssonntag bis zum Fest Darstellung des Herrn (2. Feb.) besser zu gestalten. Wenn in der Adventszeit und nach dem Fest Erscheinung des Herrn (6. Jan.) biblische Erzählfiguren für die Darstellung der einzelnen Szenen verwendet werden, so werden in der engeren Weihnachtszeit Wachsfiguren genutzt. Dieser Figurensatz wurde schon 1954 für eine Krippe im damaligen katholischen Gebetsraum in der alten Koziolfarik von Gemeindemitgliedern gestiftet. (Bild 2)
Mit dem Palmsonntag beginnt in den christlichen Kirchen die Karwoche, an die sich die Ostertage mit der Feier der Auferstehung Jesu anschließen. Doch warum ist in dieser Zeit die Krippe in der katholischen Kirche in Michelstadt aufgestellt? Mit Krippe verbindet man eigentlich die Weihnachtszeit. Doch es gibt auch die Osterkrippe, wenn auch der Begriff Osterlandschaft vielleicht besser passen würde. 2015 hatte sich der Krippenkreis der Pfarrei St. Sebastian in Michelstadt mit Unterstützung von Pfarrer Michael Ritzert zum ersten Mal vorgenommen, von Palmsonntag bis zum Ostermontag eine solche Osterlandschaft zu gestalten. Als Grundlage dafür dienten die Texte des jeweiligen Evangeliums. So werden während der Kar- und Ostertage zu den jeweiligen Evangelien der Einzug in Jerusalem, die Fußwaschung während des Abendmahls, die Kreuzigung am Karfreitag, die Auferstehung am Ostertag und die Begegnung mit den Emmaus Jüngern dargestellt. (Bild 3)
(Diakon V. Raabe)