Schmuckband Kreuzgang

Prävention

Prävention im Bistum Mainz

Datum:
Fr. 17. Feb. 2023
Von:
Christine Waldmann

 

 

Sexueller Missbrauch und Prävention

Zu unserem Leid ist sexueller Missbrauch eine Realität in unserer Gesellschaft – wie wir wissen, auch in unserer Kirche. Die Deutsche Bischofskonferenz hat Zahlen einer Studie veröffentlicht, die sie in Auftrag gegeben hat. Auch unsere Diözese, das Bistum Mainz, hat Kenntnis von Geistlichen, die seit 1946 wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauches oder sexuell übergriffigen Verhaltens, bekannt wurden.              

Jeder Vorwurf des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen oder erwachsenen Schutzbefohlenen, der dem Bistum Mainz bekannt ist, wird - sofern der Beschuldigte noch am Leben ist - der zuständigen Staatsanwaltschaft mitgeteilt. Alle, die sich eines Verbrechens schuldig gemacht haben, müssen sich den Konsequenzen stellen.

Nicht nur diese Zahlen, sondern mehr noch die Dunkelziffer von Opfern und Tätern machen es notwendig, sich als Kirche diesem Thema zu stellen. Wir richten dabei den Blick auf die Vergangenheit, genauso wie auf die Gegenwart und Zukunft. Die Opfer stehen dabei immer im Mittelpunkt. Sie in ihrer seelischen Not zu begleiten, zu helfen und einen Weg der Versöhnung zu ermöglichen, ist ein Teil unserer pastoralen Arbeit.

 

 

Präventionsarbeit

Bereits seit 2010 beschäftigt sich die katholische Kirche mit dem Thema Schutz vor sexuellem Missbrauch. Der Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs im Bistum Mainz richtet sich nach den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz und wurde weiterentwickelt. Ein Aufbau schützender Strukturen und die Stärkung von den uns anvertrauten Menschen - diesen Aufgaben hat sich das Bistum Mainz mit der Ordnung zur Prävention gegen sexualisierte Gewalt angenommen.

 

 

Das zentrale Ziel der Präventionsarbeit ist es, Kinder, Jugendliche sowie schutz- und hilfebedürftige Erwachsene vor jeglichen Grenzverletzungen und Machtmissbrauch zu schützen. Die Präventionsarbeit basiert auf einer „Kultur der Achtsamkeit“ und konsequentes Handeln, wenn das Wohl anvertrauter Personen gefährdet ist. Dafür braucht es einheitliche Qualitätsstandards und klare Regelungen, die für alle verbindlich und wirksam sind. Diese Maßnahmen sollen allen Schutzbefohlenen sichere Orte bieten, an denen sie respektvoll begleitet werden und sich in ihrer Entwicklung gut entfalten können. Im August 2013 wurde dazu vom Bistum Mainz eine Präventionsordnung erlassen, die konkrete Maßnahmen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vorsieht. Es wurden eine weibliche und eine männliche Ansprechperson für Opfer sexuellen Missbrauchs ernannt. 

 

 

Präventionsmaßnahmen

In der Selbstverpflichtungserklärung bekennt sich der/die Unterzeichnende ausdrücklich zu den Zielen, die ihm/ihr anvertrauten Kinder vor Gewalt jeglicher Art zu schützen, einen respektvollen Umgang mit ihnen zu pflegen, die Intimsphäre des einzelnen zu achten sowie gegen jede Form persönlicher Grenzverletzungen aktiv Stellung zu nehmen.

 

Das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis gibt Auskunft über Straftaten im Bereich sexualisierter Gewalt, die bereits eine staatliche Verurteilung nach sich gezogen haben. Ein entsprechender Eintrag macht die Mitarbeit im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit unmöglich.

Alle bei der Kirche angestellten Mitarbeiter, die in ihrer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, müssen eine Selbstverpflichtungserklärung unterschrieben haben und sind zur regelmäßigen Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses verpflichtet. Aber auch für diejenigen, die sich ehrenamtlich in der Kinder- und Jugendarbeit engagieren, gelten diese Regeln. Die Selbstverpflichtungserklärung ist dabei ein Standard.

Ein polizeiliches Führungszeugnis werden diejenigen vorlegen müssen, deren Kontakt mit Kindern zeitlich intensiver (besonders über Nacht) ist. Dafür werden wir auf die verschiedenen Gruppen (Freizeiten, Erstkommunion, Chöre, Messdiener…) zukommen, um sie mit den nötigen Informationen rund um dieses schwierige Thema zu versorgen.

 

Die Infoschulung Prävention richtet sich an alle, die ehrenamtliche mit Kindern und Jugendlichen in Gruppen oder in Elternbegleitung arbeiten oder die aufgrund ihrer Funktion in der Gemeinde Kenntnisse zur Prävention von sexuellem Missbrauch benötigen. Die Schulung ist einmalig und kann digital beim kath. Bildungswerk absolviert werden. Diese dauert ca 2,5 Std.

Die Intensivschulung Prävention richtet sich an haupt-, ehrenamtliche und nebenberufliche Mitarbeiter*innen, die nicht nur vorübergehend mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Die Arbeit umfasst auch Einzelkontakte zu Kindern und Jugendlichen und/oder Maßnahmen mit Übernachtungsmöglichkeiten der Gemeinde. Außerdem werden Kenntnisse zur Prävention von sex. Missbrauch vermittelt. Die Schulung ist einmalig und kann beim kath. Bildungswerk digital absolviert werden. Sie findet ganztägig statt, von 9-16 Uhr.

Für Jugendliche ab 16 Jahren finden Schulungen in den KJZs des Bistums statt. Diese können ebenfalls digital absolviert werden. Die Schulung „Kinder schützen – Prävention vor sexualisierter Gewalt in der Kinder- und Jugendarbeit“ richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene in der Diözese Mainz, die Leitungsaufgaben übernehmen.

 

 

Kultur der Achtsamkeit

Alle rechtlichen Präventionsmaßnahmen können jedoch keinen absoluten Schutz bieten. Sie können nur Hilfsmittel sein. Entscheidend ist, dass es uns allen ein Anliegen wird, allen Schutzbefohlenen in unserer Kirche - in all den vielfältigen Aktivitäten, die angeboten werden – einen geschützten Raum zu bieten, in dem sie sich ohne Angst bewegen können.

Damit dies zu einer Selbstverständlichkeit wird, bedarf es einer „Kultur der Achtsamkeit“, einem neuen ´hinsehen lernen´. Wir alle tragen als Christen Verantwortung für die Kirche und für die Menschen in ihr. Daher dürfen und müssen wir aufeinander achten. Es geht dabei nicht um Misstrauen. Doch wer sich möglicher Gefahren bewusst ist, der sieht anders hin, der kann warnen und/oder helfen.

Im Sommer wurde mit der Entwicklung des ISK (Institutionalisiertes Schutzkonzept) ein Prozess begonnen, der dieser „Kultur der Achtsamkeit“ Rechnung trägt. Allgemeine und abstrakte Regeln, die zum Schutz der Kinder vorgegeben werden, und doch oft im konkreten Arbeiten vor Ort nicht passen, sollen angepasst werden.

Die einzelnen Gruppen unseres pastoralen Raumes, die mit und für Kinder tätig sind, dürfen sich an der Konzeptentwicklung beteiligen und sich eigene Gedanken machen, wie der ´Schutzraum´ für Kinder mit konkreten Regeln und Verabredungen ausgestattet sein soll. Das Schutzkonzept sollte bis April 2023 fertiggestellt sein.