Schmuckband Kreuzgang

Pfarrkirche St. Judas Thaddäus Stockheim

Aus der Geschichte... 

... Ohne Zweifel ist die Katholische Pfarrkirche St. Judas Thaddäus, benannt nach einem der zwölf Apostel Jesu, hier in der Sudetenstraße im Glauburger Ortsteil Stockheim eine beachtenswerte Sehenswürdigkeit am Rande der Bonifatius-Route.

Zur Entstehungsgeschichte:

In der Kirchenchronik heißt es: „Dort oben im „Bonifatius-Land“,

 in jener Gegend, die durch Bonifatius und seine Mönche von Fulda aus ein neues Angesicht erhielt vor 1200 Jahren, leuchtete gar selten das ewige Licht vor einem Tabernakel“. Der Tabernakel ist in katholischen Kirchen ein kunstvoll gestaltetes Schränkchen, das als Aufbewahrungsort für die geweihten Hostien dient. Dieser Satz beklagte das Fehlen katholischer Gottesdiensthäuser in der Wetterau.
Am 25.2.1926 richteten ortsansässige Katholiken deshalb ein Schreiben an den zuständigen Bischof in Mainz, an das Bonifatiuswerk in Paderborn und an alle Mitbrüder und Mitschwestern im Bistum. Überschrieben war er mit „Hilferuf aus der oberhessischen Diaspora“. Da es keinen geeigneten Versammlungsraum gab und die Katholikenzahl stetig stieg, bat man um Unterstützung für den Bau einer kleinen Kirche.

Schon am 6. Juni 1927 war die Stockheimer Kirche nach Plänen des Gelnhäuser Architekten Breuer errichtet und durch Domkapitular Kemmerer, zu dieser Zeit auch Vorsitzender des Bonifatiusvereines, geweiht.

Beim Betreten des Gotteshauses wird der Blick zunächst auf das 1996 von Gisela Spruck restaurierte Altarbild gelenkt.

Dargestellt sind: Links Petrus Canisius, seit 1897 "Zweiter Apostel Deutschlands", 1925 heilig gesprochen und zum Kirchenlehrer erhoben. Er ist der Patron der katholischen Schulorganisation in Deutschland und daher mitdem Attribut Katechismus, Lehrbuch für die Glaubensunterweisung, sowie einem Kind dargestellt.
In der Mitte sehen wir den Heiligen Judas Thaddäus, Jünger und Apostel Jesu und Namensgeber der Kirche. Rechts daneben den Heiligen Bonifatius, „Erster Apostel der Deutschen“. Er ist als Bischof dargestellt mit Mitra und Hirtenstab. Von 745 bis 754 hatte er den Bischofssitz in Mainz inne, des Bistums, zudem unsere Pfarrkirche gehört.

Das mittlere Glasfenster auf der rechten Kirchenseite zeigt ebenfalls u.a. den Heiligen Judas Thaddäus und rechts daneben den Heiligen Bonifatius.

Ursprünglich einheitlich im Art Deco-Stil, der 1925 in Paris entstandene Stil und die Bezeichnung für künstlerische Produkte der Zeit zwischen den Weltkriegen mit Stilelementen aus Jugendstil, Futurismus und Funktionalismus gestaltet, gelang hier besonders einheitlich das Zusammenspiel der Vorstellungen von Reinhold Schön, der die Deckengemälde mit wunderbaren Figuren, Darstellungen und Schriftzügen versehen hatte und dem Frankfurter Künstler Paul Seiler, der die Altarbilder und den Entwurf des ursprünglichen Altares herstellte.

Das Deckengemälde im Hauptschiff zeigt das Jüngste Gericht: In der Mitte Christus, in seiner Hand das Buch des Lebens. Über seinem Kopf eine Taube, das urchristliche Symbol für den Heiligen Geist und über der Taube als Auge dargestellt: Gott Vater. Die dreieckige Form des Auges ist bewusst gewählt. Die göttliche Dreifaltigkeit wird hier symbolisiert: Die Strahlen, ausgehend vom Auge, umfassen die Taube, den Heiligen Geist und Christus, den Sohn.

Zu beiden Seiten sind die zwölf Apostel mit ihren Attributen dargestellt. Symbolisch für die zwölf Stämme Israels. Ein Kranz von Engeln, die in lang gezogene Posaunen blasen, begleitet die Szene des Jüngsten Gerichts.

 Die großen lang gestreckten Abbildungen an den beiden Seiten des Hauptschiffes, oberhalb der Fensterreihen, vervollständigen mit der Darstellung der entsprechenden Urteilssprüche aus dem 25. Kapitel des Matthäusevangeliums die Darstellung des Jüngsten Gerichts.

An der Decke des Altarraumes befindet sich eine Abbildung der vier Evangelisten in ihren Symbolen: Matthäus als Engel, Markus als Löwe, Lukas als Ochse und Johannes als Adler. Alle halten aufgeschlagen ihre Schriften/Evangelien vor sich. Sie sind um ein Bild eines Kelches mit einer Hostie: Wein und Brot, Leib und Blut Christi, angeordnet. Diese Darstellung befindet sich direkt über dem Altar, auf dem in den Gottesdiensten die Heilige Eucharistie gefeiert wird.

Ende der 60er Jahre wurde der Innenraum komplett mit weißer Dispersionsfarbe übertüncht und der ursprüngliche Altar zerlegt.

Im Zuge der Besichtigung für die Beantragung von finanziellen Mitteln zur Erneuerung des weißen Anstrichs wurden durch einen Beauftragten des Bischöflichen Dezernates für Bau- und Kunstwesen bei „Kratzproben“ zur Farbanalyse vor Ort die verdeckten Gemälde und ihr kunsthistorischer Wert festgestellt. An Hand von Fotografien wurde der ursprüngliche Zustand der Kirche rekonstruiert und die Freilegung angeordnet.

Im Februar 1995 wurde damit begonnen, das ursprüngliche Ambiente wieder herzustellen. Gisela Spruck, Künstlerin und Kunsthistorikerin aus Stockheim, Hofgut Leustadt, die damalige Vorsitzende des Kreisdenkmalbeirates, restaurierte den größten Teil des Altarbildes und baute den Altar nach alten Fotos nach.

Nach 22 monatiger Restaurierung wurde die Pfarrkirche am 1. Dezember 1996 wieder seiner Bestimmung übergeben und erstrahlt seit dem wieder in - fast - ursprünglichem Glanz.

Wenn Sie noch Fragen haben zu Kirche und Gemeinde, dann erwartet Sie ab Juni 2007 ein ausführlicher Kirchenführer. Bis dahin können Sie gerne im Pfarrbüro unter der Telefonnummer: 06041/223 für Auskünfte nach Stefanie Patt fragen.