St. Pankratius Offenbach:Historische Krippenfiguren erstrahlen in neuem Glanz.
„Gloria in excelsis Deo et in terra pax hominibus bonae voluntatis“*
so künden dieses Jahr wieder die Engel der Weihnachtskrippe St. Pankratius in Offenbach-Bürgel, der dienstältesten Pfarrkirche Offenbachs.
Die historischen vierzehn Krippenfiguren wurden von Ulrike Wenzel-Abu und Christine Müller professionell von Staub, Schmutzschichten, unsachgemäßen Übermalungen, falschen Verklebungen und Wachsrückständen gereinigt. Danach wurden sie mit einem Pastellfirnis überzogen. Zur optischen Behebung angeschlagener kleiner Partien diente Aquarell- und Kaseinfarbe. Größere Ergänzungen wurden mit Wachskitt ergänzt. Befreit von Schmutzschichten erscheinen die Krippenfiguren heller, bunter, lebendiger und wieder im „richtigen Licht“.
Die Figuren sind aus Gips, Holz oder Gips mit Holzkern. Alle handgemalt. Feinste Ausarbeitungen im Inkarnat zeugen von der handwerklichen Qualität. Verschiedene Malweisen wurden angewendet. Manche der Werke wurden im Zuge des neuerwachten Interesses für altmeisterliche Maltechniken in der Nachfolge der nazarenischen Kunstbewegung in Tempera gemalt. Auf den Einfluss der Nazarener verweist auch das Kolorit. Kein Zufall: mit der Gründung der Gemäldesammlung des Städelschen Kunstinstituts unter dem ersten Direktor der Gemäldesammlung und Professor der Malerei Philipp Veit (1793-1877) entstand in Frankfurt am Main ein Zentrum der nazarenischen Kunstrichtung.
Die Figuren sind aufs engste mit dem, nach dem Musterkatalog im „neugotischen Stil“ von dem Frankfurter Architekten Röder entworfenen Kirchenbau verbunden. Grund für die Wahl der „Gotik“ sind: die optische Anpassung an den spätmittelalterlichen Glockenturm aus dem Jahr 1492 – ältestes und bedeutendstes Baudenkmal Offenbachs – und die kulturpolitische Bedeutung der Gotik als „christliche“ Kunst.
Mehr noch: Kirchengebäude und Krippenfiguren bilden eine Einheit. Sie sind Teil des Inventars und Bestandteil der Kirchenausstattung. Sämtliche Figuren datieren aus der zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Schon an der Gestaltung der Sockel lassen sich drei unterschiedliche Werkstätten und drei Generationen von Krippenfiguren erkennen. Die früheste Figurengruppe – die drei Engel - stammen noch aus der Zeit des Vorgängerbaus. Letztere könnten vom Holzschnitzer aus der Rhön namens Sopp angefertigt worden sein.
Der musizierende Hirte datiert von „1897“. An der Rückseite hat der Handwerker das Entstehungsdatum und seine Initialen eingeritzt: „K. R.“. Zur Erinnerung: Am 19. September 1897 wurde der Kirchenbau durch Bischof Paul Leopold Haffner eingeweiht. Die sinnfällige Aufstellung der Figuren in der Marienkapelle verweist auf den Erbauer der St. Pankratiuskirche und Auftraggeber der Krippenfiguren: Prälat Gottfried Schaider. Letzterer hat seine letzte Ruhestätte vor der Marienkapelle gefunden.
Wir danken allen Spendern, die die Reinigung und damit die „Wiederauferstehung“ der Krippenfiguren von St. Pankratius ermöglicht haben.
Dr. Ursula Harter
*„Ehre sei Gott in der Höhe - und Frieden auf Erden den Menschen seiner Gnade“