Von Innen nach Außen
Innovatives Architekturkonzept bestimmt den Kirchenbau
Zwei Jahre dauerten die Bauarbeiten an der Kirche „Hl. Dreifaltigkeit“ und schon die Planung des neuen Gotteshauses war an gewisse Auflagen geknüpft. So sollte sich der Neubau beispielsweise an den liturgischen Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils orientieren, aber auch die Gebäude in der Nachbarschaft berücksichtigen, wie etwa die in kubischer Bauform am Fuße des Buchhügels gelegene evangelische Markuskirche. Eine baugleiche Kirche sollte möglichst vermieden werden, lautete der Auftrag an den Architekten.
Gerade dem Altarraum hatte der Frankfurter Architekt Helmut Bauernfeind besondere Aufmerksamkeit geschenkt. „Die äußere Form ergab sich aus dem Innenraum und dieser wiederum aus der heutigen Liturgie“, schrieb Bauernfeind in der Festschrift, die anlässlich der Kirchweih veröffentlicht wurde. Ziel war es „die Gemeinde um den Tisch des Herrn zu versammeln und zwar so nahe wie möglich. Deshalb ist auch die gefundene Ovalform von der Längsseite her erschlossen worden.“ Dies fördere das Gemeinschaftsempfinden der Gemeinde, beschrieb Bauernfeind die Idee des architektonischen Konzepts.
Grundriss basiert auf einer Ellipse
Der Grundriss der Kirche basiert auf einer Ellipse mit aufgeschnittenen Scheiben, die sich lamellenartig überlappen. Durch die leicht verschobene Stellung der Wände entstanden automatisch Fenster, ein „transparentes Wandelement“, wie es der Architekt nannte. Auf diese Weise entging man einer Verlegenheitslösung bei der Suche nach einer geeigneten Lage für die Fenster.
„Ein Fensterband unterhalb der Decke, wie in vielen anderen Kirchen zu sehen, wollte ich auf keinen Fall“, berichtete Pfarrer Wilhelm Scherbaum, der erste Pfarrer der Gemeinde und Bauherr des neuen Gotteshauses. „Der Kirchenraum wirkt durch die versetzten Wände mystischer.“ Als Kontrast dient die Ausstattung des Altarraums, die durch die Wahl des Materials eher rustikal und massiv wirkt. Tabernakel, Altar und Ambo, ebenso wie die Sedilien bestehen aus dunkler Basaltlava.
Auch die Anzahl der Wandscheiben unserer Kirche ist nicht zufällig gewählt. Sie stimmt mit der Zahl der Apostelkreuze überein. „Jede Wandscheibe wird zum Träger eines Apostelkreuzes“, erläuterte Bauernfeind, „der zum Altar hin leicht abfallende Fußboden wurde in Material und Farbe dem des Altarraumes gleichgesetzt, um den Zentralraum zu betonen.“
Das hessische Landesamt für Denkmalpflege führt die Kirche auf dem Buchhügel heute als Kulturdenkmal. In der Bewertung heißt es: „Skulptural freistehend, bildet die Kirche eine in sich geschlossene, ausgewogene künstlerische Formfindung und ein würdiges Gegenstück zur nahen evangelischen Markuskirche.“ Auch bezüglich der Kirchenbaugeschichte sei das Gotteshaus „vorbildhaft“, schreibt die Denkmalpflege, und vertrete „für das Bistum Mainz überraschend früh den damaligen Anspruch, den Außenbau aus dem Innenraum, aus den erneuerten liturgischen Erfordernissen zu entfalten.“ (S. Herget)
Quellen:
Helmut Bauernfeind: Aus der Sicht des Architekten. In: Festschrift zur Einweihung der Pfarrkirche Hl. Dreifaltigkeit am 20. Oktober 1968, S. 12-14.
Die neue Kirche Hl. Dreifaltigkeit. In: Wort zum Sonntag. 20. Oktober 1968, S. 4-6. (Nr. 42, 6. Jahrgang).
Kulturdenkmäler in Hessen: Hl. Dreifaltigkeit Offenbach. In: https://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/807766/, aufgerufen am 07.07.2024.