Es ist wie eine spontane Verliebtheit, schockartig und beglückend zugleich: Einem inspirierenden, horizonterweiternden Gedanken zu begegnen oder in unbekannte Lebenswelten einzutauchen, das Hier und Jetzt zu verlassen, gehört zu den beflügelndsten Erfahrungen im Umgang mit Texten. Literarische Werke ebenso wie Sachbücher, ob gedruckt oder in digitaler Form können solche (im Sinne von Hartmut Rosa) ‚unverfügbaren‘, weil nicht planbaren Erlebnisse ermöglichen. Dieses überraschende Beschenktwerden beim Lesen hat der argentinisch-kanadische Bücher-Enthusiast Alberto Manguel als ,Gnade‘ beschrieben – und damit einen Begriff gewählt, der religiös konnotiert ist. Der Spur dieser faszinierenden Verknüpfung will der Gesprächsabend im Kontext des Welttags des Buches nachgehen.
Was verbindet das tiefe Lese-Glück mit dem Hilfeerlebnis, das theologisch als Gnade bezeichnet wird? Wie verändert sich das Lesen aktuell – wo und wie werden Texte und das Lesen in Zeiten von Digitalisierung und Social Media zu einer Quelle von Gnade? Für diese und weitere Fragen eröffnet der Abend einen Reflexionsraum.
Moderation: Alexander Wasner (SWR)