OHNE - Das kulinarisch-literarische Ereignis 2011

Von der Kunst des Weglassens

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Datum:
So. 23. Jan. 2011
Von:
KÖB-Team
Von der Kunst des Weglassens handelte OHNE - Das kulinarisch-literarische Ereignis 2011. Am 22.01.ging es dabei in der Kath. Öffentlichen Bücherei St. Sophia zur Sache. Ein mindestens gängiges Menü garniert mit ohne Lesestücken und sonstigem Unterhaltsamen bot das Bücherei-Team.

Von der Kunst des Weglassens...

Ohne ist nach dem gesunden Menschenverstand imere weniger. Interessanterweise kann frau oder man sich dabei auch täuschen. Zum Beispiel im Restaurant ergäbe eine Bestellung des Schnitzels ohne "mit Salat" eigentlich weniger zu essen. Andererseits bestellen clevere Zeitgenossen ihre Crepes mit Puderzucker und mit ohne Sahne. Ist da nun mehr auf dem Teller? Freuen Sie sich auf akrobatische Übungen in der Kunst des Weglassens. Ohne gleichen und ohne Sorgen und ohne Hosen.... Tipp: in einer anderen Sprache gibt der letzte Satz etwas Sinn.... 

Und jetzt noch mal ohne:
Ohn ist nch dm gsundn Mnschnvrstnd immr wnigr. Intrssntrwis knn fru odr mn sich dbi uch täuschn. Zum Bispil im Rsturnt rgäb in Bstllung ds Schnitzls ohn "mit Slt" igntlich wnigr zu ssn. ndrrsits bstlln clvr Zitgnossn ihr Crps mit Pudrzuckr und mit ohn Shn. Ist d nun mhr uf dm Tllr? Frun Si sich uf krobtisch Übungn in dr Kunst ds Wglassns. Ohn glichn und ohn Sorgn und ohn Hosn....

 

Trotz Motto „Ohne" einiges geboten

Es geht auch mal oh­ne. Ohne all dies, was sonst so dazu gehört, ohne das, was üblicherweise erwartet und getan wird. Ganz von der Kunst des Weglassens geprägt war der ku­linarisch-literarische Abend der katholischen öffentlichen Bü­cherei St. Sophia am Samstag, zu dem das Büchereiteam wie­der fast 40 Gäste empfangen durfte.

Stimmt schon nicht ganz. Bibliotheksleiter Willi Weiers und sein Team übten bereits beim Empfang Verzicht. Stattdessen mischten sie sich als stumme Statisten unter das Pub­likum, nur erkennbar anhand umgehängter Plakate mit Texten wie „Bitte beachten Sie uns nicht" und „Ohne Worte". Da blieb den erstaunten Besuchern in Sachen Garderobe und Erstversorgung mit Getränken nur Selbstbedienung übrig. Zur Überbrückung der Unsicherheit boten sich dankenswerterweise die vielen Cartoons im Flur an, natürlich welche ohne Worte. Im Hintergrund trällerte Bill Ramsey „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett".

Dem Motto „Ohne" geschul­det, fiel die Tischdekoration mit rund 200 handgefertigten wei­ßen Serviettenblumen und da­zwischen ein paar Spiegeln mit weißen Kerzen bescheiden, aber zugleich auch festlich aus. Wozu Besteck beim Essen? Nicht nur, dass die nahezu fleischlose Kost („ohne Dioxin") bei sieben Gän­gen einiges an Rohmaterial („ohne Kochen") hervorge­bracht hat; auch Messer und Ga­bel fielen den Sparmaßnahmen zum Opfer. Mal von der Toma­tensuppe mit Mozzarellaknö­deln und dem Dessert (Kirsch­kuchen im Glas) abgesehen, wurde Fingerfood aufgetragen.

 

Ohne Besteck ist Geschicklichkeit gefragt

Geschicklichkeit verlangte es, sich die Lachs-Spinatrolle un­versehrt vom Raclettebrettchen einzuverleiben. Zu den Haupt­gängen Sate-Spieße mit Potato-ecken sowie Gemüseplatte mit jeweils leckeren Dips erfüllten Holzspießchen ihre Funktion.

Auf denselben angebracht be­fanden sich im Speckmantel ver­steckte Oliven und Zucchiniröll-chen als Appetitanreger. Unmit­telbar von der Hand in den Mund befördert wurde der Stau­densellerie samt aufgelegter Kä­secreme.

Im literarischen Part des Abends als schwerer verdaulich erwie­sen sich Gedichte des österrei­chischen Dichters Ernst Jandl wie „Ottos Mops"; bemerkens­wert ein Auszug aus Frederike Kempners (Posen) Texten ohne den Buchstaben R. Umgekehrt probierten sich zwei Gäste im Wortduell mit Willi Weiers in Anlehnung an Heinz Erhardts Wortspiele Sätze zu bilden, de­ren Wörter mit demselben Buch­staben beginnen. Unter solchen Voraussetzungen erhalten auch Sätze wie „Ein ellenlanger Ele­fant enterte einen Einbaum" Ap­plaus.

Natürlich durfte an dem Abend die naheliegende Erwei­terung des Mottos zu „Oben Oh­ne" nicht fehlen. Diplomatisch den Geschlechtern und der Mo­ral Genüge tuend, gab Willi Weiers das Beste zur Ursache des maskulinen Kopfhaarverlusts preis, ebenso wie zur Entstehungsgeschichte der „vier Dreiecksstofffetzen", benannt nach dem Pazifikatoll, die bis ins Jahr 1969 in Passau in öffentli­chen Bädern untersagt waren.

Zweifellos wiederholte Hö­hepunkte bildete der wortlose Dialog zwischen Willi und Ursu­la Weiers, wie die beiden Schweizer Kabarettisten Christof Wolfisberg und Jonas Ander­hub ihn auf vielen Bühnen unter dem Namen „Ohne Rolf" pfle­gen.

Die Unterhaltung erfolgt nur in schriftlicher Form, in dem die Beteiligten auf Plakaten vorge­druckte Worte und Sätze vorzei­gen und dabei - in Klammern gestellt - ihre Gedanken dazu preisgeben. Ebenso lautlos, aber nicht weniger beeindruckend, las Jeanette Weiers den Text von Mimis Krimiabenden im Bett in Gebärdensprache vor.

Ohne Plakat