Von der Kunst des Weglassens...
Ohne ist nach dem gesunden Menschenverstand imere weniger. Interessanterweise kann frau oder man sich dabei auch täuschen. Zum Beispiel im Restaurant ergäbe eine Bestellung des Schnitzels ohne "mit Salat" eigentlich weniger zu essen. Andererseits bestellen clevere Zeitgenossen ihre Crepes mit Puderzucker und mit ohne Sahne. Ist da nun mehr auf dem Teller? Freuen Sie sich auf akrobatische Übungen in der Kunst des Weglassens. Ohne gleichen und ohne Sorgen und ohne Hosen.... Tipp: in einer anderen Sprache gibt der letzte Satz etwas Sinn....
Und jetzt noch mal ohne:
Ohn ist nch dm gsundn Mnschnvrstnd immr wnigr. Intrssntrwis knn fru odr mn sich dbi uch täuschn. Zum Bispil im Rsturnt rgäb in Bstllung ds Schnitzls ohn "mit Slt" igntlich wnigr zu ssn. ndrrsits bstlln clvr Zitgnossn ihr Crps mit Pudrzuckr und mit ohn Shn. Ist d nun mhr uf dm Tllr? Frun Si sich uf krobtisch Übungn in dr Kunst ds Wglassns. Ohn glichn und ohn Sorgn und ohn Hosn....
Es geht auch mal ohne. Ohne all dies, was sonst so dazu gehört, ohne das, was üblicherweise erwartet und getan wird. Ganz von der Kunst des Weglassens geprägt war der kulinarisch-literarische Abend der katholischen öffentlichen Bücherei St. Sophia am Samstag, zu dem das Büchereiteam wieder fast 40 Gäste empfangen durfte.
Stimmt schon nicht ganz. Bibliotheksleiter Willi Weiers und sein Team übten bereits beim Empfang Verzicht. Stattdessen mischten sie sich als stumme Statisten unter das Publikum, nur erkennbar anhand umgehängter Plakate mit Texten wie „Bitte beachten Sie uns nicht" und „Ohne Worte". Da blieb den erstaunten Besuchern in Sachen Garderobe und Erstversorgung mit Getränken nur Selbstbedienung übrig. Zur Überbrückung der Unsicherheit boten sich dankenswerterweise die vielen Cartoons im Flur an, natürlich welche ohne Worte. Im Hintergrund trällerte Bill Ramsey „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett".
Dem Motto „Ohne" geschuldet, fiel die Tischdekoration mit rund 200 handgefertigten weißen Serviettenblumen und dazwischen ein paar Spiegeln mit weißen Kerzen bescheiden, aber zugleich auch festlich aus. Wozu Besteck beim Essen? Nicht nur, dass die nahezu fleischlose Kost („ohne Dioxin") bei sieben Gängen einiges an Rohmaterial („ohne Kochen") hervorgebracht hat; auch Messer und Gabel fielen den Sparmaßnahmen zum Opfer. Mal von der Tomatensuppe mit Mozzarellaknödeln und dem Dessert (Kirschkuchen im Glas) abgesehen, wurde Fingerfood aufgetragen.
Geschicklichkeit verlangte es, sich die Lachs-Spinatrolle unversehrt vom Raclettebrettchen einzuverleiben. Zu den Hauptgängen Sate-Spieße mit Potato-ecken sowie Gemüseplatte mit jeweils leckeren Dips erfüllten Holzspießchen ihre Funktion.
Auf denselben angebracht befanden sich im Speckmantel versteckte Oliven und Zucchiniröll-chen als Appetitanreger. Unmittelbar von der Hand in den Mund befördert wurde der Staudensellerie samt aufgelegter Käsecreme.
Im literarischen Part des Abends als schwerer verdaulich erwiesen sich Gedichte des österreichischen Dichters Ernst Jandl wie „Ottos Mops"; bemerkenswert ein Auszug aus Frederike Kempners (Posen) Texten ohne den Buchstaben R. Umgekehrt probierten sich zwei Gäste im Wortduell mit Willi Weiers in Anlehnung an Heinz Erhardts Wortspiele Sätze zu bilden, deren Wörter mit demselben Buchstaben beginnen. Unter solchen Voraussetzungen erhalten auch Sätze wie „Ein ellenlanger Elefant enterte einen Einbaum" Applaus.
Natürlich durfte an dem Abend die naheliegende Erweiterung des Mottos zu „Oben Ohne" nicht fehlen. Diplomatisch den Geschlechtern und der Moral Genüge tuend, gab Willi Weiers das Beste zur Ursache des maskulinen Kopfhaarverlusts preis, ebenso wie zur Entstehungsgeschichte der „vier Dreiecksstofffetzen", benannt nach dem Pazifikatoll, die bis ins Jahr 1969 in Passau in öffentlichen Bädern untersagt waren.
Zweifellos wiederholte Höhepunkte bildete der wortlose Dialog zwischen Willi und Ursula Weiers, wie die beiden Schweizer Kabarettisten Christof Wolfisberg und Jonas Anderhub ihn auf vielen Bühnen unter dem Namen „Ohne Rolf" pflegen.
Die Unterhaltung erfolgt nur in schriftlicher Form, in dem die Beteiligten auf Plakaten vorgedruckte Worte und Sätze vorzeigen und dabei - in Klammern gestellt - ihre Gedanken dazu preisgeben. Ebenso lautlos, aber nicht weniger beeindruckend, las Jeanette Weiers den Text von Mimis Krimiabenden im Bett in Gebärdensprache vor.