4.Advent- Rorate
Auf den ersten Blick wirkt ein großer Teil des Bildes „leer“,
und weniger als seine Hälfte nimmt rechts die Figur ein…
Dass es eine Königsfigur ist, lässt sich mehr ahnen und schließen als wissen:
Sie trägt ein weißes Gewand, das Feierlichkeit ausstrahlt.
Ihre Körperhaltung ist aufrecht, trägt königliche Würde in sich.
Die Arme am Körper hängen nicht, vielmehr ruhen sie aufmerksam.
Aber wo ist überhaupt ihr Rücken, wo ihre Vorderseite?
Der Kopf ist ausgerichtet- doch worauf? Wohin geht der Blick?
Vielleicht geht er nach links oben in den weiten Raum.
Unschärfe ist dort, hinter der noch nicht gesehene Bilder sich verstecken.
Vielleicht geht der Blick auch nach rechts, über das Bild hinaus.
Der geneigte Kopf mag auf etwas ganz Besonderes gerichtet sein,
das wir nicht wissen, aber vielleicht erhoffen?
Licht durchfließt das ganze Bild.
Links oben lässt sich die Lichtquelle vermuten.
Ist noch eine zweite ungesehen ganz vorne, außerhalb des Bildes,
da wo ich sitze und es anschaue?
Oder stammt das Licht ganz oben aus der Höhe
und erleuchtet von dort den Scheitel der Königsfigur?
Ganz zart könnte etwas Licht auch zart von rechts kommen...
Da sein darf die Königsfigur inmitten all dieser offenen Möglichkeiten,
inmitten des Lichtes, das sie umgibt.
Wie die Figur darf auch ich da sein, schauend und ausgerichtet –
und alles von mir ist mit da: Meine Fragen, meine Sehnsüchte,
meine Sorgen, mein Gefühl von Stärke oder Kleinheit.
Das Bild erzählt von der Erwartung, dass bald etwas geschieht,
dass das Licht sich entfaltet, dass das Hoffen zum Sehen werden kann.
Ich darf erwarten, dass Christus kommt, sehr, sehr bald.
Und ich kann mit dem adventlichen Wort „Rorate!“ des Jesaja rufen:
„Ihr Himmel, lasst Gerechtigkeit regnen.
Und du, Erde, brich auf und lass das Heil sprießen für alle Welt!“