Worum geht es?
Politische Jugendbildung hat in Deutschland nach 1945 eine bedeutende Tradition. Unmittelbar nach Ende von Krieg und nationalsozialistischer Diktatur forderten die Siegermächte eine Reeducation, eine Umerziehung der Deutschen zur Demokratie. Anfang der 1950er-Jahre wurden dann in der Bundesrepublik erste Förderprogramme für politische Bildung aufgelegt und Institutionen der politischen Bildung gegründet.
Das sind unsere Ziele
Mit dem Dreiklang „Sehen – Urteilen – Handeln“ werden Ziele und Aufgaben der politischen Jugendbildung gut auf den Punkt gebracht. Es geht darum, politische Fragen und Herausforderungen zu analysieren. Teilnehmer*innen sollen die politischen Gegebenheiten sachgerecht und kritisch beurteilen können und ihre eigene Position dazu finden. Am Ende des Bildungsprozesses sollen Haltungen und Handlungswege deutlich werden. Bestenfalls wird politisches Handeln angeregt und möglich.
Die Methoden der politischen Bildung sind handlungs- und erfahrungsorientiert und schließen immer eine umfangreiche Reflexion und Auswertung eigener Erfahrungen ein. Dazu gehört auch der Perspektivwechsel mit Übungen, in denen die Teilnehmer*innen in verschiedene Rollen schlüpfen.
Der Luxus ein politisches Thema ohne Bewertungskontext und ohne Begrenzung durch einen 45-Minuten-Takt bearbeiten zu können, fällt auch den Jugendlichen schnell auf. So können politisch kontroverse Fragen tiefergehend diskutiert werden.
Schwerpunkte und Themen
In Workshops, Seminaren und Exkursionen beschäftigen wir uns mit vielfältigen und aktuellen gesellschaftlichen sowie politischen Themen. Je nach Zielgruppe und Setting arbeiten wir mit unterschiedlichen Methoden.
Partizipation vor Ort:
Schüler*innenvertretungen (SV), Jugendrät*innen & Kinder- und Jugendparlamente
Seminare für Schüler*innenvertretungen unter anderem mit den Themen
- Mitbestimmung in der Schule
- Rechte und Pflichten
- Kommunikation und Arbeitsweise
- Das Politische in der SV-Arbeit
Ganz ähnliche Themen gibt es für Jugend(bei)räte sowie Kinder- und Jugendparlamente mit dem Unterschied, dass der Fokus hier auf Mitbestimmung, Kommunikation und Projekte in der Kommune, der Stadt, dem Dorf, der Kirche oder dem Verband liegt.
Insgesamt bietet dieses Seminar eine Anregung zur demokratischen und politischen Mitgestaltung eines zentralen Orts jugendlichen Lebens.
Diskriminierungskritische Bildung und Zivilcourage
Wir bieten Orientierung in den Bereichen Diversität oder Antidiskriminierung u.a. durch Workshops und Seminare an, in denen wir uns kritisch mit diskriminierenden Handlungen und Strukturen auseinandersetzen. Diskriminierung wird dabei in Ursache und Wirkungsweise untersucht. Unterschiedliche Formen von Diskriminierung wie Sexismus oder Rassismus werden ggf. im Einzelnen näher beleuchtet, es geht aber auch um die Intersektionalität von Diskriminierung. Das heißt, wie sind die Diskriminierungsformen miteinander verschränkt und was sind Mehrfachdiskriminierungen? Die Teilnehmenden reflektieren und überdenken ihre eigenen Positionen und Einstellungen. Wir regen darüber hinaus dazu an, Handlungsmöglichkeiten hin zu einer diskriminierungsarmen und somit menschenfreundlicheren Gesellschaft zu entwickeln.
Wir möchten aber mit einzelnen Veranstaltungen nicht nur Akzente oder Aktionen setzen. Gemeinsam mit dem Verein Fabian Salars Erbe e.V. aus Bensheim überlegen wir, wie Schulen, Vereine oder Verbände sich strukturell wertschätzend, inklusiv und diversitätssensibel reflektieren sowie aufstellen können. Sobald es nähere Infos hierzu gibt, findet ihr sie auf dieser Seite. Bei Fragen, kontaktiert mich gerne dazu.
Nachhaltigkeit & Globalisierung
Die Sorge um unsere gemeinsame Lebensgrundlage und die "Bewahrung der Schöpfung" stellen einen wichtigen Teil unserer Arbeit dar: Der Klimawandel ist real – und es gibt unzählige gute und wichtige Möglichkeiten, wie wir ihn im Alltag bekämpfen können. Neben individuellem Handeln braucht es eine sinnvolle, nachhaltige Klimaschutzpolitik.
In Workshops, Seminaren und Exkursionen beschäftigen wir uns mit verschiedenen Aspekten von Nachhaltigkeit, suchen nach persönlichen sowie politischen Handlungsmöglichkeiten oder setzen uns kreativ sowie medial mit dem Thema auseinander!
Compassion - Soziales Engagement politisch denken
Compassion-Seminare werden im Nachgang zu einem Sozialpraktikum in der Schule angeboten. Hier reflektieren die Jugendlichen das soziale Engagement und fragen nach Zusammenhängen zwischen ihrem sozialen Engagement und politischen Themen. Dabei wird deutlich, wie stark soziale Fragen von vorgelagerten politischen Entscheidungen und damit Macht und Herrschaft abhängen. Im Gespräch mit Expert*innen und Politiker*innen hinterfragen die Teilnehmenden bestehende Verhältnisse und kommen in einen Austausch darüber, wie Dinge vor Ort verändert werden können.
Kommunale Jugendbildung
In Kooperation mit dem Kreis Bergstraße ist das KJB Südhessen/ Referat Politische Bildung Teil des Kommunalen Jugendbildungswerks und bietet regionale Jugendbildung an. Die Aktivitäten sind Teil der vom Land Hessen geförderten politischen Bildung im kommunalen Raum. Es geht vor allem darum, kommunale (Demokratie-)Projekte zu entwickeln, zu fördern und zu begleiten.
Mit der kommunalen Bildungsarbeit sollen politische Aktivitäten von jungen Menschen unterstützt werden. So steht das KJB Südhessen mit verschiedenen Schüler*innenvertretungen und Jugendräten im Kreis in Kontakt, vernetzt diese und bietet ihnen eine bedarfsgerechte Weiterbildung an.
Ein wichtiges Ziel der politischen Jugendbildung wird hier besonders deutlich: Engagement und Partizipation vor Ort zu begleiten und zu unterstützen. So soll Interesse an Politik geweckt und der Einfluss von Jugendlichen auf politische Entscheidungen gestärkt werden.
- Das Politische liegt praktisch auf der Straße - oder nicht?! Es begegnet uns im Alltag, in der Schule, im Gebet, zu Hause, im Netz, im Sport - überall. Aber vielleicht ist es nicht auf den ersten Blick sichtbar. Wir möchten mit unserer politischen Jugendbildung dazu beitragen, dass junge Menschen das Politische in ihrem Umfeld sehen und entdecken.
- Junge Menschen haben etwas zu sagen. Wir möchten mit der Politischen Jugendbildung im KJB Südhessen dazu beitragen, dass sie sich eine eigene, differenzierte Meinung bilden und dass diese Gehör findet.
- Multiplikator*innen lernen, wie sie ihr Wissen in der Politischen Jugendbildung vertiefen und (peer-to-peer) an junge Menschen weitergeben können.
Vernetzung
Gemeinsam mehr bewegen: In verschiedenen Kooperationen vernetzen wir uns, um miteinander Projekte, Veranstaltungen und andere Vorhaben auf die Beine zu stellen. Wir vernetzen uns zu Demokratie, Antidiskriminierung, Politischer Bildung und Partizipation im Bistum Mainz, in Hessen und in der Metropolregion Rhein-Neckar, u.a.
- Adinet Südhessen
- Evangelische Akademie Hofgeismar
- Heinrich Pesch Haus Ludwigshafen
- Hessische Hochschulen
- Hessische Landeszentrale für politische Bildung (HLZ)
- Runder Tisch für Zivilcourage und Demokratie Bensheim /Fabian Salars Erbe e.V.