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98. Mittwochskonzert – „Symphonie Française“:Alexander Niehues spielte Werke der französischen Orgelliteratur

Alexander Niehues, Düsseldorf
Datum:
2. Juli 2025
Von:
Bruno Bellinger

An diesem heißen Sommerabend bot der Organist und Kirchenmusiker Alexander Niehues ein beeindruckendes Konzert mit Werken der französischen Musik. Er ist derzeit noch leitender Kirchenmusiker in Düsseldorf und demnächst Domkapellmeister am Kölner Dom. Im Laufe des Konzertes beeindruckte nicht nur das Spiel des Künstlers, sondern auch der Facettenreichtum der Eule-Orgel.

Zu Beginn spielte Alexander Niehues aus der "Messe pour les paroisses" („Messe für die Gemeinden“) das Offertoire (Gabenbereitung), ein Paradebeispiel für die französische Orgelkunst des Barock. Alexander Niehues gelang es beeindruckend, Couperins Klangvorstellungen mit dem heutigen Instrument umzusetzen. Mit seiner Interpretation der Offertoire gelang es ihm, diese nicht als reines Schaustück zu betrachten, sondern als spirituell durchdrungenes Werk, das den Raum mit Klang und Atmosphäre erfüllte.

Mit den beiden nächsten Stücken gelang ein Sprung ins 20. Jahrhundert. Mit der Te-Deum-Dankeshymne von Jean Langlais erzeugte Niehues ein völlig anderes Klangbild der Eule-Orgel als zuvor bei dem barocken Werk. Dem Künstler gelang eine überzeugende Darbietung, indem er die Gestaltung der Stimmen, die Dynamik und die Registrierung so wählte, dass diese dem musikalischen Text und seiner spirituellen Aussage in beeindruckender Weise gerecht wurden.

Das „Le Banquet Céleste“ („Das himmlische Gastmahl“) von Olivier Messiaen kann als außergewöhnliche Komposition wahrgenommen werden. Das Werk ist extrem langsam notiert („sehr langsam, ekstatisch“). Trotz dieser Langsamkeit wirkte das Stück durch das Spiel nicht zäh, sondern wie eine musikalische Meditation. Niehues verstand es einfühlsam, die musikalische Sprache Messiaens für den Zuhörer begreifbar zu machen.

Der gregorianische Choral „Lucis Creator optime“ („Du bester Schöpfer des Lichts“) von Jehan Alain ist ein Hymnus, der im Stundengebet der Kirche im Abendgebet (Vesper) Verwendung findet. Die Melodie ist schlicht, aber ausdrucksstark. Niehues meisterte die Herausforderung, die Balance zwischen traditioneller Anmut und moderner Ausdruckskraft zu finden in hervorragender Weise. Besonders im Umgang mit Tempo, Artikulation und Registrierung zeigte er Fingerspitzengefühl und Fantasie.

Es folgte die „Pièce héroïque“ von César Franck, die eines der berühmtesten Werke für Orgel aus dem späten 19. Jahrhundert darstellt. Dieses monumentale Stück, das Teil der „Trois pièces“ ist, wurde 1878 komponiert und ist ein Paradebeispiel für die romantische Orgelkunst. Im Spiel des Werkes zeigte Niehues neben technischem Können auch ein tiefes Verständnis für die musikalische Architektur und den Ausdruck. Die dynamische Entwicklung, das Wechselspiel von Licht und Schatten, von Kampf und Sieg, machen dieses Werk zu einer emotionalen Reise.

Camille Saint-Saëns erreicht mit seiner majestätischen Orgelsinfonie eine strahlende Größe und viel Einfallsreichtum. Dieses besondere Werk entstand auf dem Höhepunkt von Saint-Saëns’ Schaffenskraft und wird auch als Inbegriff des Geistes, der Eleganz und der Innovationskraft der französischen Romantik gelobt. Alexander Niehues gelang es überzeugend die Merkmale dieses Werkes herauszuarbeiten.

Zum Schluss spielte der Künstler zwei Stücke von Eugène Gigout. Zunächst das Scherzo, welches zurecht als ein Meisterwerk der französischen Orgelmusik des späten 19. Jahrhunderts bezeichnet werden kann. Es besticht durch seine spritzige Leichtigkeit und virtuose Spielfreude, welches von Niehues wunderbar dargeboten wurde. Im Zentrum steht eine lebhafte Melodie, die stets von rhythmischer Energie durchzogen ist. Sprunghafte Bewegungen, markante Akzente und eine pfiffige Artikulation verleihen dem Stück seinen unverwechselbar spielerischen, beinahe tänzerischen Charakter.

Den Abschluss des Konzertes bildete der „Grand Chœur“ von Eugène Gigout. Der „Grand Chœur“ ist typischerweise zweiteilig aufgebaut: Einem majestätischen, festlichen Hauptthema folgt ein kontrastierender Mittelteil, bevor das ursprüngliche Thema triumphal wiederkehrt. Charakteristisch sind der reiche Einsatz von Klangfarben, die Nutzung verschiedener Manuale und Register, sowie die dialogische Anlage. Bei der Interpretation des Grand Chœur gelang es dem Organisten nicht nur sein technisches Können zu zeigen, sondern auch ein Gespür für die Besonderheiten des französischen Orgelklangs deutlich zu machen. Die Verwendung der sogenannten „Tutti“-Registrierung, bei der möglichst viele Register erklingen, bringt die ganze Pracht der Orgel zur Geltung.

Mit diesem wunderbaren Abschluss endete ein rundum gelungenes Konzert und die wieder erfreulich zahlreich erschienen Zuhörer spendeten langanhaltenden Beifall, wofür sich Niehues mit einer schönen Zugabe bedankte.