Zum Inhalt springen

93. Mittwochskonzert:Die Eule-Orgel als großes Symphonieorchester

Michael Gilles
Michael Gilles (Regionalkantor in Gießen) spielte auf der Eule-Orgeln in St. Bonifatius
Datum:
5. Feb. 2025
Von:
Bruno Bellinger

Das 93. Mittwochskonzert auf der Eule-Orgel unserer St. Bonifatiuskirche wurde von Regionalkantor Michael Gilles mit großen Werken der französischen Orgelsymphonik von Boëllmann, Guilmant und Widor gestaltet. Dabei erwies sich die Orgel als ein ausgezeichnetes Instrument für diese Musik.

Zu Beginn spielte Michael Gilles die „Suite gotique“ von Léon Boëllmann, die mit einem Fantasie-Choral in c-moll beginnt. Unmittelbar darauf folgt das „gotische“ Menuett, das sich in zwei Themen entfaltet, das erste zupackend und das zweite Thema anmutig. Die beiden Themen erklingen zunächst im Wechsel, fast wie in einem Wettstreit, womit das Menuett seine barocke ABA-Form erhält. Der dritte Satz („Prière-Gebet“) ist ein gefühlvoller, romantischer Satz mit einer lyrischen Melodie. Die Toccata mit schnellen Figuren in den Manualen und einem voranstrebenden Thema im Pedal schließt dieses Werk virtuos ab.

Die 1. Orgelsonate op. 42 in d-Moll von Alexandre Guilmant gefällt mit Themenreichtum in Prägnanz und Eingängigkeit. Besonders zeigt sich dies im 1. Satz (Introduktion und Allegro) mit seinem markanten 1. Thema, das dann von einer schwelgerischen Dur-Melodie ergänzt wird und beide Themen schließlich miteinander verschmelzen. Es folgt die Pastorale mit lyrisch-liedhafter Melodie im typischen 12/8-Takt. Das mitreisende Finale beginnt mit einem schnellen Rhythmus, um dann in einen liedhaften Dur-Choral überzugehen, der dann wieder durch die schnellen Sechzehntelläufe des Anfangs bestimmt wird und schließlich das Finale beendet.

Das Schlusswerk dieses wunderbaren Konzertabends war jeweils einem Satz aus zwei Orgelsinfonien von Charles-Marie Widor gewidmet. Zunächst aus der Orgelsinfonie Nr. 5 (0p. 42/5) der 4. Satz, das Adagio. Es beginnt mit einem melodischen Pedalthema, das dann auch von anderen Stimmen aufgenommen wird.

Aus der Orgelsinfonie Nr. 6 (Op. 42/6) spielte Michael Gilles den 1. Satz, das Allegro, das mit einem mächtigen Fantasie-Choral beginnt. Als Kontrast dazu folgt eine schnelle abwärts-aufwärts-Achtelkette, die schließlich mit dem Choral im Mittelpunkt in einem grandiosen Schluss endet.

Das wieder erfreulich zahlreich erschienene Publikum bedankte sich mit langandauerndem stehenden Applaus, wofür sich Michael Gilles mit einer virtuosen Zugabe bedankte.