100. Mittwochskonzert zum 10. Jahrestag der Eule-Orgel:Ein „Recital D’orgue – Orgelkonzert“ in seiner reinsten Form dargeboten von Thomas Ospital

Das 100. Mittwochskonzert an der Eule-Orgel in der St. Bonifatiuskirche nahm den ersten runden Geburtstag (10 Jahre) zum Anlass, ein ganz besonderes Programm mit dem Organisten Thomas Ospital zu bieten.
Thomas Ospital, geboren 1990, hat sich in kurzer Zeit einen Namen als einer der herausragendsten Organisten der Gegenwart gemacht. Der aus Frankreich stammende Musiker ist besonders für seine faszinierenden Improvisationen bekannt – ein Erbe, das in der französischen Orgelschule seit Generationen gepflegt und weitergegeben wird. Ospitals Spiel besticht durch technische Brillanz, poetische Fantasie und den Mut, die Ausdrucksmöglichkeiten seines Instruments immer wieder neu auszuloten.
Bevor Ospital seine Improvisationskunst am Ende des Konzertes darbot, spielte er Werke von drei großen französischen Komponisten.
César Franck, Komponist, Organist und Pädagoge, geboren in Belgien und später französischer Staatsbürger, zählt zu den prägendsten Persönlichkeiten der romantischen Musik, insbesondere im Bereich der Orgelmusik. Das „Final“ bildet den Abschluss seines berühmten Zyklus’ von sechs Orgelstücken, die zwischen 1860 und 1862 entstanden. Es ist ein brillantes, triumphales und festliches Werk, geprägt von energiegeladener, kontrastreicher Schreibweise. Die Struktur ist jener einer Rondo-Sonate ähnlich, typisch für die Spätromantik, mit abwechselnden Hauptthemen und kontrastierenden Episoden, kunstvoll durch Überleitungen verbunden. Ospital zeigte in diesem Stück nicht nur Virtuosität und physische Ausdauer, sondern auch ein feines Gespür für dynamische Nuancen und Artikulation. Er verstand es, die verschiedenen Stimmen auszubalancieren, Hauptmelodien hervorzuheben, kontrastierende Episoden farbig zu gestalten und während der etwa achtminütigen Dauer des Stückes, einen klaren strukturellen und rhythmischen Fluss zu bewahren.
Es folgten zwei Stücke von Jehan Allain. Das erste Werk, im Original „Variations sur un thème de Clément Jannequin“, wurde 1937 für Orgel komponiert. Alain wählte als Thema ein Chanson aus der Renaissance („L’espoir que j’ai“ von Clément Jannequin) und schuf daraus eine Reihe origineller Variationen. Die Musik verbindet traditionelle französische Orgelkunst mit modernen Harmonien und überraschenden Klangfarben. „Litanies“ ist eines der bekanntesten Werke von Jehan Alain und entstand ebenfalls 1937. Der Komponist schrieb dazu: „Wenn der christliche Mensch keine Worte mehr findet, um sein Leid auszudrücken, dann wiederholt er immer dieselbe Melodie in beständiger und brennender Hoffnung.“ Das Stück ist von einem durchgehenden Rhythmus und großer Emotionalität geprägt und verlangt von dem Interpreten höchste Konzentration und Ausdruckskraft, welches Ospital meisterlich beherrschte.