Zum Inhalt springen

94. Mittwochskonzert - Innehalten am Aschermittwoch:Im Innehalten scheint schon ein wenig Zuversicht auf

Holger Gehring
Holger Gehring (Kreuzkirche Dresden) spielte auf der Eule-Orgeln in St. Bonifatius
Datum:
5. März 2025
Von:
Bruno Bellinger

Der Organist des 94. Mittwochskonzertes Holger Gehring ist seit 2004 an der Kreuzkirche Dresden. Er gestaltete ein dem Aschermittwoch gemäßes Konzert. Dabei blieb es aber nicht bei Dunkelheit und Traurigkeit, sondern es wurde die Zuversicht und der feste Glaube sichtbar, dass die Finsternis und der Tod nicht das letzte Wort haben.

Zu Beginn erklang ein Werk von Walter Kraft, die Totentanz-Toccata, die sich zu einen auf den Bilderzyklus „Lübecker Totentanz von 1463 bezieht und zum andern auf den Massenmord beim Bombenangriff auf Lübeck 1942. Ein ergreifendes Stück präzise und einfühlsam vom Organisten vorgetragen.

„Wenn wir in höchsten Nöten sein“ von Johann Sebastian Bach ist ein Choralvorspiel, das in seiner lyrischen Grundstimmung nicht in der Verzweiflung verharrt, sondern Zuversicht ausstrahlt, sehr stimmungsvoll durch den Organisten ausgestaltet.

Die A-Dur-Sonate von Felix Mendelssohn-Bartholdys besteht aus 2. Sätzen, wobei der 1. Satz den Choral „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ aufgreift und im 2. Satz dann die tröstliche Vision mit der Choralstrophe „Er ist allein der gute Hirt, der Israel erlösen wird von allen seinen Sünden“ aufscheinen lässt.

Johann Sebastian Bachs Fantansia und Fuge in g-Moll (BWV 542) beginnt mit der dramatisch wirkenden Fantasie. Die Fuge erklingt in Bach’scher Musiksprache von wohltuender Leichtigkeit und zugleich Tiefe, wunderbar vom Organisten vorgetragen.

Das darauffolgende Choralvorspiel „O Mensch bewein dein Sünde groß“ von J.S. Bach bleibt nicht beim Wehklagen, sondern umspannt in Bach’scher Genialität und religiöser Ausdruckskraft die gesamte Heilsgeschichte Jesu von der Geburt („Von einer Jungfrau…geboren ward“) bis zum Kreuz und dem Schluss, der mit seinem letzten Takt einen tröstlichen Ausklang mit dem Blick auf Ostern erahnen lässt. Auch dieses Stück wurde vom Organisten eindrucksvoll vorgetragen.

Die Sonate Nr. 6 in e-Moll (op. 137) von Gustav Merkel verbindet die Choräle „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ mit dem Coral „Wie schön leucht‘ uns der Morgenstern“ in drei Sätzen. Es beginnt mit dem Passionschoral im Grave, aber schon im Moderato scheint die tröstliche Zusage „Wie schön leucht‘ uns der Morgenstern“ auf. Sehr schön und ergreifend dann der liedhafte Mittelsatz Adagio molto. Der Schlusssatz beginnt mit einer dramatischen Introduction. Die folgende lebhafte Fuge, der wieder der Choral „Wie schön leucht‘ uns der Morgenstern“ zugrunde liegt, mündet in einem Fortissimo-Akkord.

Das „Gebet um Frieden“ des Belgiers Flor Peeters beginnt leise in einer tiefen Lage und steigert sich zu einem Fortissimo-Höhepunkt, um sich dann nach einer Zäsur schließlich zu einem friedlich wirkenden Schluss zu entwickeln. Wunderschön und anrührend vorgetragen von Holger Gehring.

Zum Abschluss des Konzertes noch ein weiteres Stück von Floor Peeters mit der Toccata aus der Suite modale (op. 43). Diese Toccata ist ein angemessener Abschluss eines tiefgründigen und zugleich mutmachenden Konzertes.

Die Zuhörer bedankten sich mit stehendem und anhaltendem Applaus, wofür sich Holger Gehring mit einer Zugabe bedankte.