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92. Mittwochskonzert:Mittwochskonzert am Neujahrstag – nachdrücklich und einfühlsam

Tobias Orzeszko
Tobias Orzeszko spielte auf der Eule-Orgeln in St. Bonifatius
Datum:
1. Jan. 2025
Von:
Bruno Bellinger

Das 92. Mittwochskonzert erwies sich als ein nachdenkliches und in die Tiefe gehendes Konzert zu Beginn des Neuen Jahres. Der in Leipzig als Regionalkantor wirkende Tobias Orzeszko präsentierte ein vielfältiges Programm aus vier Jahrhunderten.

Zu Beginn erklang das Präludium und die Fuge h-Moll von Johann Sebastian Bach. Das Präludium verläuft in einer Abwärts- und Aufwärtsbewegung. Dagegen ist die Fuge ruhig angelegt in einem gleichmäßigen Dahinfließen. Der Organist arbeitete die Kontraste der beiden Teile präzise und einprägsam heraus.

Das folgende Stück „Vater unser im Himmelreich“ von Jan Pieterszoon Sweelinck variiert das Choral-Thema viermal, wobei sich das Thema eher erahnen lässt als vollständig aufzuscheinen, eindrucksvoll vom Organisten vorgetragen.

 Auch in der Choralbearbeitung „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ deutet Johann Sebastian Bach das Thema eher an und lässt es nur zum Ende kurz in den ersten beiden Zeilen des Chorales aufleuchten.

Nach diesen eher besinnlichen und mediativen Stücken folgten Stücke mit eindrücklicher Dramatik und Nachdenklichkeit. Zunächst ein Werk des zeitgenössischen Komponisten und Kirchenmusikers Volker Bräutigam. Dieser schrieb 1975 in Leipzig, also noch zu Zeiten der ehemaligen DDR, ein tiefgründiges Werk, das „Epitaph für Maksymilian Kolbe“. Maximilian Kolbe hatte in Auschwitz 1940 sein Leben für einen Mithäftling geopfert. Das Werk ist von ergreifender Ernsthaftigkeit.

Diesem folgte das „Lamento“ für Orgel von Jehan Alain, ein kleines eher meditatives Stück.

Den Abschluss des Konzertes bildete Max Regers „Fantasie und Fuge d-Moll (op. 135b). Die zunächst eher ruhig und intensiv beginnende Fantasie steigert sich schließlich in Fortissimo-Akkord. Es folgte die Fuge, die als Doppelfuge gestaltet ist. Das erste Thema beginnt im Pianissimo und entwickelt sich dann langsam zu einem Crescendo bis zum abschließenden Fortissimo. Das zweite Thema beginnt ebenfalls im Pianissimo, um schließlich wieder bis zum Fortissimo zu steigern. Danach verbinden sich beide Themen und erscheinen im Pedal beziehungsweise in der Oberstimme abwechselnd, um sich schließlich zu einem klanggewaltigen Adagio zu verbinden.

Die sehr zahlreich erschienenen Zuhörer*innen bedankten sich mit herzlichem Applaus für das ungewöhnliche und tiefgreifende Konzert zum Jahresbeginn.