89. Mittwochskonzert:Musik von starken Gefühlen und Leiden
Das 89. Mittwochskonzert an der Eule-Orgel in St. Bonifatius wurde von Marina Sagorski gespielt. Sie ist Kirchenmusikerin an der benachbarten Petruskirche in Gießen und Propsteikantorin in Oberhessen. In ihrem Orgelkonzert gestaltete sie ein mit starken Gefühlen geprägtes musikalisches Bild von Liebe, Leidenschaft und Leid unter dem Thema „Romeo und Julia“.
Zu Beginn erklang die Fantasie in G-Dur von Johann Sebastian Bach, wegen ihrer französischen Elemente auch „Pièce d‘orgue“ genannt. Mit ihren Tempo-Bezeichnungen von „sehr schnell“ bis „langsam, ernst und schwer“ zeichnet diese Fantasie gleich zu Anfang des Konzertes eine meditative Grundstimmung.
Daran schloss sich ein Stück Sergej Prokofjews an, das als Klavierwerk mit 10 Stücken zu dem Ballett „Romeo und Julia“ komponiert wurde, hier in einer Adaption für die Orgel vorgetragen. Marina Sagorski wählte vier Sätze aus. Das Stück Nr. 2 zeichnet eine anmutig-tänzerische „Szene“, danach wurde in der Nr. 4 das „Mädchen Julia“ als ungestümes Kind dargestellt. In Nr. 5 prallen die verfeindeten „Familien Montagues und Capulets“ aufeinander. Dann erklang das Stück Nr. 10 als „Abschied von Romeo und Julia“. In der Mitte steigert sich der Satz zu kraftvoller Leidenschaft, um dann zur Ruhe zurückzukehren und eher melancholisch zu verklingen.
Das Prélude in cis-Moll von Sergej Rachmaninow erklang in einer Orgelfassung von Louis Vierne. Es beginnt mit drei markanten Tönen abwärts, an die sich ein Motiv anschließt, das stetig wiederholt wird. Am Schluss stehen akkordisch gestaltete Takte, die mit starkem Decrescendo bis hin zum Pianissimo enden.
Es folgte ein Stück Louis Viernes, eine Meditation, welche 1923 als eine sehr frühe Tonaufnahme aufgenommen und 1954 von Maurice Druflé transkribiert wurde.
Den großartigen Abschluss und Höhepunkt bildete die Ouvertüre zu „Romeo und Julia“ von Peter Tschaikowski. Dieses Orchestermeisterwerk bearbeitete Marina Sagorski zu einem beeindruckenden Orgelstück. Zu Beginn erklingt ein russischer Choral, das Hauptthema lässt die Feindschaft der beiden Familien Montague und Capulet beeindruckend martialisch aufklingen, dazwischen leuchtet als Seitenthema die Liebe von Romeo und Julia auf. So wechseln sich einen Moment Kampf- und Liebesszenen einander ab. Zum Schluss allerdings nimmt die Tragödie ihren Lauf und mit starken Akkordschlägen verbunden mit einem Trommelwirbel kommt es zum unerbittlichen Ende.
Die wieder erfreulich zahlreich erschienenen Zuhörer*innen spendeten langanhaltenden und herzlichen Applaus.