Mittwochskonzert:Zwischen Dunkel und Licht
Der Titel des 82. Mittwochskonzertes weist auf ein Dazwischen hin. Mitten in der Fastenzeit ein Orgelkonzert, das in der Reihe der Fastenpredigten eine Unterbrechung - oder besser: ein musikalisches Ausgestalten der Predigtreihe bedeutet. Denn das Programm, das der Organist dieses Konzertes ausgesucht hatte, passte genau in die Fastenzeit: Ja, wir haben oft den Eindruck, uns im Dunkel zu bewegen, nicht zu wissen, wohin der Weg uns führt, aber wir erleben auch immer wieder, dass Licht aufscheint, das uns erahnen lässt, wohin unser Weg führt.
Prof. Martin Schmeding aus Leipzig erwies sich als überragender Meister seines Faches an den beiden Orgeln in St. Bonifatius. Die Orgelwerke aus dem 18. bis 20. Jahrhundert erklangen jedes für sich, aber auch insgesamt in einem wunderbaren Gleichklang wie aus einem Guss.
Das Konzert begann mit der Ouvertüre „Meeresstille und Glückliche Fahrt“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, eine Programm-Musik zu zwei Goethegedichten. Die Musik stellte die Stille in der Kirche gleich zu Anfang her und im Grunde blieb eine intensive Ruhe und konzentrierte Innerlichkeit bis zum Schluss des gesamten Konzertes erhalten, was durch die Auswahl der Stücke und vor allem durch das intensive und meisterliche Spiel des Organisten erzeugt wurde.
Nach der Begrüßung durch den Regionalkantor Michael Gilles spielte Schmeding auf der „kleinen“ Hopkins-Orgel zunächst aus der 7. Symphonie in A-Dur von Ludwig van Beethoven das Allegro, einzigartig vorgetragen. Hier erklang nicht einfach eine Orgelversion eines Orchesterstückes, sondern es erklang ein wunderbares Werk in einer Bearbeitung von William Thomas Best.
Es folgte aus der Sonate in c-moll von Percy Whitelock das Scherzetto.
Dann intonierte Schmeding, jetzt wieder auf der großen Eule-Orgel, die Trauerkantate von Johann Sebastian Bach, die nicht bei der Trauer verharrt, sondern Zuversicht und Licht durchscheinen lässt.
Das „Prélude et Fugue“ in g-moll von Marcel Dupré ist ein spielfreudiges Werk, sehr schön vom Organisten vorgetragen.
Das 3. Prélude zu Psalm 23,4 von Herbert Howells nimmt das Thema des Konzertes auf: „Und ob ich auch wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich“. So beginnt das Stück mit langsamen und schwermütigen Tonwiederholung, baut sich schließlich zu einem choralartigen Satz auf, um schließlich nach einer großen Steigerung ins piano zurückzukehren und tröstlich auszuklingen.
Eindrucksvoll und ergreifend auch „Dance macabre“ von Christian Praestholm und schließlich die Sonate in c-moll von Julius Reubke. Zugrunde liegen dem Werk Verse aus dem Psalm 94, Verse von großer Dichte, die nicht im Klagen verharren, sondern Trost und Zuversicht vermitteln. Das Werk endet mit fulminanten Akkorden, so dass die zahlreich erschienen Zuhörer spontan aufstanden und dem meisterlichen Spiel anhaltenden Applaus spendeten.