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Im Gespräch bleiben - Gottesdienst und Empfang mit Bischof Peter Kohlgraf

Bischof-Kohlgraf
Am Sonntag des zweiten Advents haben die Gemeinden des Pastoralraumes Wetterau Mitte gemeinsam Gottesdienst in der Friedberger Heilig-Geist-Kirche gefeiert
Datum:
14. Nov. 2023
Von:
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Im Gespräch bleiben

Gottesdienst und Empfang mit Bischof Peter Kohlgraf 

Am Sonntag des zweiten Advents haben die Gemeinden des Pastoralraumes Wetterau Mitte gemeinsam Gottesdienst in der Friedberger Heilig-Geist-Kirche gefeiert, die möglicherweise die Pfarrkirche des neuen Pastoralraumes wird. Anlass war der Abschluss der mehrwöchigen Visitation durch den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, die am 17. August in Dorn-Assenheim begonnen hatte. 

Der Gottesdienst, der in Zeiten des Umbruchs und eines beginnenden Zusammenwachsens der Gemeinden im Pastoralraum stattfand, wurde vom leitenden Pfarrer des Pastoralraumes, Kai Hüsemann, als erster „Ernstfall für den Pastoralraum“ bezeichnet, denn es war tatsächlich die erste große gemeinsame Feier, die im Pastoralraum stattfand. 

Aus dem gesamten Pastoralraum waren Ehrenamtliche, Gemeindemitglieder und Hauptamtliche, in die Heilig-Geist-Kirche gekommen. Sie konnten auf diese Weise ein motivierendes Gemeinschaftsgefühl in die Adventszeit mitnehmen.

In seiner Predigt nahm der Bischof Bezug auf den Apostel Paulus und dessen Besuch bei der Gemeinde in Philippi, die damals, wie wir heute, vor einschneidenden Veränderungen stand. Seine Botschaft war klar: Es sind nicht die Mauern und Gebäude, die eine Gemeinde ausmachen, sondern die Menschen – „lebendige Steine“, die das Fundament des Glaubens bilden. Das könne nur funktionieren, wenn Menschen im Gespräch bleiben.

Bischof Kohlgraf betonte die Wichtigkeit der Zusammenarbeit aller: sowohl in den lokalen Gemeinden als auch im größeren Zusammenhang des Bistums. Wesentlich ist es, Sorgen und vor allem Hoffnungen zu teilen. Dabei berief er sich sowohl auf Paulus und dessen Zuversicht, dass Gott sein gutes Werk vollenden wird als auch auf den Propheten Jesaja, der in Zeiten der Vertreibung von blühenden Wüsten sprach. Voraussetzung damals wie heute bleibe, dass Menschen der Zukunft durch ihr Tun den Weg ebnen.

Auch auf die schwindenden Mitgliederzahlen und die damit zusammenhängenden Herausforderungen ging der Bischof ein. So hat das Bistum Mainz in den vergangenen zehn Jahren aus unterschiedlichen Gründen (Glaubensverlust, Missbrauchsskandal, kein Vertrauen in Institutionen, etc.) ca. 100 000 Mitglieder verloren. Auch wenn viele dieser Menschen sich nicht wünschen, dass die Kirchen verschwinden, so bleibt die Tatsache, dass das Bistum und die Gemeinden vor Ort zukünftig mit deutlich weniger Mittel auskommen müssen. Deshalb ermunterte Bischof Kohlgraf alle im Pastoralraum auch Mut zu beweisen und Schwerpunkte da zu setzen, wo Christen der Welt ein Herz geben können, Gedanken, die bei den Gottesdienstbesuchern nachwirkten.

Die Zukunft, so Bischof Kohlgraf, könne nur gemeinsam gestaltet werden – ein Patentrezept gibt es dafür weder vom Bischof noch aus den Ortsgemeinden. Eine ehrliche und motivierende Botschaft zugleich.

Ein besonders herzlicher Moment des Gottesdienstes war, als die Kinder aus ihrem parallelen Kindergottesdienst in der Krypta dazukamen, um an der Eucharistiefeier teilzunehmen. Sie hatten sich in ihrem Gottesdienst mit einem anderen Bischof beschäftigt – dem heiligen Nikolaus von Myra. Ein schöner Bogen zwischen Tradition und Gegenwart, auf den Bischof Kohlgraf gerne zurückkam.

Nach dem Gottesdienst ging es gesellig weiter: Bei einem großen Empfang für die Ehrenamtlichen, mit Gästen aus dem gesamten Pastoralraum, war der Bischof persönlich ansprechbar. Jede Gemeinde des Pastoralraumes hatte für den Empfang Plakate erstellt, die das Gemeindeleben anschaulich darstellen. Es wurden vielfältige Fragen gestellt, Gedanken geteilt und Perspektiven ausgetauscht. Es war eine Gelegenheit, den Dialog zwischen Gemeinde und Bistum zu stärken – und vielleicht auch das eine oder andere ermutigende Wort für die anstehenden Herausforderungen mitzunehmen. Es war ein Beweis wie wichtig es ist, im Gespräch zu bleiben.

Ein Gottesdienstbesucher brachte es so auf den Punkt: Unsere Kirche ist lebendig – und mit Gottvertrauen und christlicher Gemeinschaft kann auch die Zeit des Umbruchs und die Gestaltung der neuen Gemeinde zur Chance werden.