Schmuckband Kreuzgang

21. Sonntag im Jahreskreis

Impuls

200823c Spiegel (c) St. Bonifatius Büdingen
200823c Spiegel
Datum:
Fr. 21. Aug. 2020
Von:
W. Schmidt

Impuls zum 21. Sonntag im Jahreskreis

„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste …?“ So fragt die Königin im Märchen ‚Schneewittchen‘. Ihr wird die Antwort im wahrsten Sinne des Wortes gespiegelt, aber sie hat zudem sicher auch menschen, die sie darin bestätigen, wunderschön zu sein. Wir alle wollen wissen, wie andere uns finden, was sie von uns halten. Wir brauchen die Bestätigung, müssen wissen, wie andere zu uns stehen, was sie über uns denken, um unser eigenes Wissen um uns, unser Selbst-Be-wusstsein zu entwickeln. Weil alles im Leben Wandlungen unterleigt, ist das ein andauernder Prozess.

Das Selbstbeusstesein Jesu speist sich zutiefst aus der Gotteszusage: „Du bist mein geliebter Sohn.“ Jesu Frage „Für wen halten die Menschen mich?“ zielt auf das Selbstbewusstsein der Angesprochenen. „Was macht es mit Euch, was andere über mich denken?“ und: „Habt Ihr eine eigene Position?“ Die Frage braucht die Gegenfrage im Herzen: „Wer bist Du - für mich?“, die jede*r selbst und jed*r immer neu beantworten muss. In der Antwort erkennt der*die Sprechende seine*ihre eigene Identität.

Im Spiegel mag ich mich als schön oder hässlich sehen. Nur der Freund kann mir sagen: „Du bist Petrus.“ „Du bis Ina.“ … Ich werde, was mir da zugesagt wird: Ich bin Ina.

Das Bekenntnis des Petrus ist gültig - muss aber immer wieder erneuert werden im Auf und Ab des Lebens. Das gilt für Petrus und gilt für mich. Ob ich Petrus, Bettina, Jan, Ina bin, muss sich in meinem Leben zeigen. Ich lese als eine Facette dieses Evangeliums, dass es vor Gott darum geht, ein Unikum zu sein!

 

Ida Lamp, in: Die Botschaft heute, 5+6-2017, S. 258