Jeder hat sein Kreuz zu tragen
Liebe Gemeinde,
am kommenden Wochenende laden wir Sie ein, gemeinsam das Fest der Kreuzerhöhung zu feiern.
Das Kreuz ist eines der ältesten und zugleich wichtigsten Symbole der Menschheit. Anhand von archäologischen Funden ist bekannt, dass das Kreuz schon in der Steinzeit bei den Menschen als ein wichtiges Zeichen verwendet wurde. In vielen Kulturen kommt das Symbol des Kreuzes in verschiedensten Variationen vor, z.B.: als Symbol der Unsterblichkeit und Unendlichkeit.
Das Kreuz ist das wichtigste Symbol des Christentums.
In den Tagen von Jesus repräsentierte das Kreuz jedoch nichts Anderes als einen qualvollen Tod. Die Kreuzigung war über Jahrhunderte hinweg eine gängige Todesstrafe, die vor Jesus und nach Jesus viele erleiden mussten.
Das Kreuz erinnert uns aber nicht nur an das Leiden, den Verrat und den Tod Jesu, sondern ist auch ein Symbol für Hoffnung, Leben, Demut, Vergebung, Versöhnung und ein Bekenntnis zur christlichen Kultur.
Eine weit verbreitete Meinung unter den Theologen ist, dass durch die Kreuzigung Jesu eine Verbindung zwischen dem irdischen Dasein und dem Himmel hergestellt wurde. Die waagerechte Achse steht in theologischen Schriften meist für das Irdische und die Verbindung mit den Menschen. Der senkrechten Achse wird die Bedeutung des Göttlichen zugesprochen. Andere Deutungen sehen in den Achsen die Verbindung von Geist und Materie, Leib und Seele.
Im Kreuz treffen sich Gegensätze, die untrennbar zu einer Einheit verbunden sind. Das Licht und die Dunkelheit, der Schmerz und die Erlösung, der Zweifel und die Zuversicht, die Schuld und die Vergebung, der Tod und die Unsterblichkeit. Das Kreuz ist auch ein Bild der bedingungslosen Liebe Gottes zu uns. Er verlangt nicht von uns, dass wir uns erst ändern, bevor er uns seine Liebe anbietet. Wir können sie nicht verdienen – sie ist ein Geschenk, das uns durch Jesus überreicht wurde.
Ein Kreuz führt Christen wie ein Kompass durch Nöte und Schwierigkeiten des Lebens, begleitet sie von der Taufe bis zum Tod. Im Haus ist das Holzkreuz wie eine Erinnerung, sich täglich mit seinem Glauben auseinanderzusetzen und zu versuchen, nach christlichen Werten zu leben. Es kann aber auch eine Bitte darstellen, Gottes Segen im Haus leben zu lassen.
Eine Kreuzkette erinnert uns an Gottes Gegenwart, Fürsorge und spendet Schutz, Trost, Stärke. Als Tattoo oder als Schmuckanhänger wird das Kreuz oft auch von jungen Menschen mit Selbstbewusstsein getragen.
Was bedeutet für Sie ein Kreuz?
Was macht es mit Ihnen, wenn Sie vor einem Kreuz stehen?
Ich habe schon öfters gehört, dass jeder Mensch sein Kreuz zu tragen hat. Kreuze sucht man sich nicht aus - sie kommen auf uns zu. Unter „Kreuz“ kann man alles verstehen, was uns das Leben schwer macht: Krankheiten, Leiden, Versagen, Verletzungen, Schwierigkeiten, Konflikte und ähnliches.
Was meinte Jesus, als er sagte: „… der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir“?
Wie fühlt sich es, ein Kreuz anzunehmen und es zu tragen?
Wie gehen wir mit den „Kreuzen“ unseres Lebens um?
Tragen wir sie widerwillig?
Laden wir sie anderen auf?
Machen wir Gott, das Schicksal oder unsere Mitmenschen für unsere Lebensumstände verantwortlich?
Oder entdecken wir, dass unsere „Kreuze“ ein Mittel sein können, die uns helfen, Gott und anderen Menschen näher zu kommen?
Ein Kreuz regt stets zum Nachdenken an und bringt viele Menschen dazu, sich mit den wichtigsten Fragen des Lebens auseinanderzusetzen und ihre Prioritäten neu zu sortieren.
Wir laden Sie ein, bei den Wortgottesdiensten am Wochenende vor einem Kreuz kurz innezuhalten in Verbundenheit mit allen Menschen, denen ein Kreuz auch etwas Wichtiges im Leben ist.Lasst uns in Gemeinschaft an Gottes Wort und seine Liebe erinnern. Vielleicht hilft uns die Kraft der Stille, unsere „Kreuze“ anzunehmen und zu tragen, mit neuer Hoffnung und Zuversicht.
Jurgita Aniunaite-Ott