Liebe Leserin, lieber Leser!
Wann waren Sie die letzten Tage/Wochen ganz bei sich? Was haben Sie gemacht, bei dem Sie die Zeit vergessen haben und (fast) alles drumherum?
Am kommenden Sonntag wird in den katholischen Gottesdiensten u. a. aus dem 1. Korinther-brief 12, 4-11 vorgelesen. Paulus beschreibt eine Vielzahl von Gnadengaben, wie Weisheit, Glaubenskraft, Krankheiten zu heilen usw.. Er bekennt, dass Gott es ist, der diese „Charismen“ schenkt. Die Vielzahl der unterschiedlichen Gaben sollen die Gemeindemitglieder als Ausdruck der Heiligen Geistkraft annehmen und zum Wohle aller nutzen. Wenn ich versuche, die Gaben, die Paulus aufzählt, in unsere heutige Lebensbezüge zu übertragen, fällt mir z.B. Folgendes ein:
- Weisheit und Erkenntnis vermitteln: die eigenen Lebens- und Glaubenserfahrungen benennen und anderen Wissen bzw. Deutungsmöglichkeiten anbieten
- Glaubenskraft: sich festmachen in Gott und zum eigenen Glauben stehen
- Krankheiten heilen: anderen Menschen in ihren körperlichen und seelischen Leiden heilsame Nähe schenken
- prophetisches Reden: vorausschauend und zukunftsweisend Neues denken und sagen
- Machttaten: sich mit Tatkraft für positive Veränderungen in Gesellschaft und Politik, Kirche und Welt einsetzen
- Zungenrede und deren Deutung: Glaubensinhalte in die heutige Sprache übersetzen und religiöse Erfahrungsräume zum gemeinsamen Austausch gestalten
So wie der Apostel Paulus bin auch ich der Überzeugung, dass Gott uns das Leben aus Liebe schenkt. ER ist der Geber auch der geistlichen Fähigkeiten. Die unterschiedlichen Gaben/ Begabungen zuzulassen – sie in Dankbarkeit anzunehmen - wirkt bereichernd und kann das gemeinsame Tun stärken. Es soll nicht darum gehen, dass Eifersucht und Neid das Miteinander prägen, sondern, dass jede/r die eigenen Fähigkeiten zum Wohle aller einsetzt. Als Gabe und Aufgabe! Dies schließt mit ein, dass ich mich an meinen Fähigkeiten auch selbst erfreue. Indem ich sie auslebe, Lebensfülle erfahre.
Seit dem 1.1.2025 ist der bisherige Pastoralraum Wetterau-Ost zur Pfarrei St. Christophorus vor dem Vogelsberg geworden. Die „Kunst“ in der einen Pfarrei wird darin bestehen, die unterschiedlichen Begabungen und Prägungen der einzelnen Menschen in den verschiedenen Kirchengemeinden zu fördern. Und: sie miteinander in Austausch zu bringen.
Auch gilt es -mehr denn je – nicht im Kircheninternen zu bleiben, sondern aus der eigenen Glaubensüberzeugung heraus, sich als Christ:innen „in der Welt“ zu engagieren. Dorthin zu gehen, wo Menschen heute die „frohe Botschaft“ im Tun verkündet brauchen: „Du bist von Gott gewollt und geliebt – vom Anfang deines Lebens bis zum Ende, ob gesund oder krank, arm oder reich.“
Nehmen Sie sich doch am morgigen Sonntag einmal Zeit, Ihren besonderen Gaben in Dankbarkeit nachzuspüren! Gottes Segen! Edith Wanka