Impuls zum
4.7.2021
zu Ez 1, 28b - 2,5 (1. Lesung)
Am heutigen Sonntag hören wir in der ersten Lesung aus der jüdischen Tradition die Worte des Propheten Ezechiel. Vor unfassbaren 2600 Jahren hörte er die Stimme Gottes zu ihm sagen: „Menschensohn, stelle Dich auf die Füße, ich will mit Dir reden.“ Es ist noch gar nicht so lange her; dass Kindern gesagt wurde: „Sei still, wenn Erwachsene reden!“
Wenn Menschen Berichte über die Größe des Universums mit Milliarden von Galaxien hören, die wiederum Milliarden Sterne/Son-nen umfassen, dann habe sie eher das Gefühl, sich vor Ehrfurcht noch tiefer niederzuknien vor diesem Schöpfer. Sie würden sich nie trauen, ohne seine Erlaubnis die Augen zu erheben, schon gar nicht, sich auf die Füße zu stellen. Nicht aus Angst, sondern im Bewusstsein wie unbedeutend wir Menschen sind. Gebete, aus allen Teilen der Welt oder der Vergangenheit, zeigen, wie tief die Sehnsucht des Menschen nach der tiefen Verbindung zur Schöpfungskraft in ihm verankert ist.
Und dennoch: diese Schöpfungskraft, dieser Gott spricht zu uns: „Stelle Dich auf Deine Füße, ich will mit Dir reden!“ Er betrachtet uns als ein gleichwertiges Gegenüber, das er als sein Abbild geschaffen hat. Er will uns auf gleicher Höhe in die Augen schauen, nicht von oben herab auf uns sehen. Das macht unsere menschliche Würde aus! Gott will mit uns sprechen, er will mit uns die Welt weitergestalten. Das ist schon eine großartige Zusage.
Und es ist eine Verpflichtung. Denn wenn ich mich als ein Gegenüber Gottes betrachten darf, dann ist auch jeder andere Mensch ein solches Gegenüber Gottes. So wird jeder Mensch auch zu meinem Gegenüber, dem ich in die Augen schauen soll, denn ich nicht von oben herab betrachten darf, mit dem ich zusammen die Welt gestalte und entwickle, so, dass jede und jeder auf ihren und seinen Füßen stehen und leben kann.