Schmuckband Kreuzgang

Impuls zum 17. und 18. Mai

Durst hat einen Platz – aber nicht das Steuer

Hoffnungsvoll unterwegs (c) Jurgita Aniunaite-Ott
Hoffnungsvoll unterwegs
Datum:
Sa. 17. Mai 2025
Von:
Jurgita Aniunaite-Ott

 

Liebe Gemeinde,

 

wie viel Ostern haben wir noch im Herzen?

Wie viel hoffnungsvolle Gedanken für den Alltag schöpfen wir aus unserem Glauben?

Schauen wir mit einem positiven Blick auf uns selbst und unsere Pläne, auf unsere Nächsten und unsere Beziehungen, auf unsere Gesellschaft und unsere Kirche? Schauen wir hoffnungsvoll auf unsere Welt und ihre Zukunft?

 

Wenn ich merke, dass meine Hoffnung in einigen Bereichen zu schwinden beginnt und meine Enttäuschung und meine Durst größer wird, fange ich manchmal ganz unbewusst an, Taize-Lieder zu singen, oft nur ganz still im Inneren. Neulich bei dem Lied „Behüte mich Gott, ich vertraue dir ...“ habe ich mich immer wieder versprochen und gesungen: „ … Gott, ich verzeihe dir ...“. Etwas erschrocken über meinen Freudschen Versprecher habe ich später in Ruhe nachgedacht. Wahrscheinlich ist der Satz, den ich in meiner Kindheit immer wieder in der Kirche gehört habe, zu einer leisen, kindlichen Enttäuschung geworden: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.” Denn erst im Alter habe ich erfahren, dass nicht alles gegeben, gefunden und geöffnet wird, was wir zu erbeten versuchen. Durch das Verzeihen wurde meine Hoffnung reifer. Ich hoffe nicht mehr, dass alle meine Wünsche in Erfüllung gehen, sondern, dass ich mit dem Unerfüllten leben lerne.

 

Hoffnung kann bewusst losgelassen werden – aber dann entsteht keine Leere, sondern etwas Neues. Manche Menschen sagen: „Ich habe die Hoffnung aufgegeben – und plötzlich hatte ich Frieden.“ Wenn wir nicht mehr an einer bestimmten Erwartung festhalten, erwacht in uns eine neue Hoffnung: nicht auf ein bestimmtes Ergebnis, sondern darauf, dass wir mit Allem umgehen können, was uns begegnet.

Manchmal kann die Hoffnung schwinden. Vielleicht ist sie verschüttet unter Abschied, Enttäuschung oder Erschöpfung, wird aber wieder geweckt durch eine lebendige Begegnung. Über so eine Hoffnung spricht die österliche Zeit, diese Hoffnung finden wir auch in den Lesungen vom kommenden Sonntag (Apg 14, 21/ Joh 13, 31).

 

 

 

Liebe Gemeinde, vielleicht braucht auch jemand von Ihnen einen neuen und positiven Blick auf sich selbst, auf seine Nächsten und seine Beziehungen, auf unsere Gesellschaft und unsere Kirche, auf die Welt und ihre Zukunft. Mut und Entschlossenheit weiterzugehen gibt uns auch dieses „Trotzdem“ von Mutter Theresa. Wir laden Sie alle ein, am Wochenende zusammen die Wortgottesfeier zu feiern und Gemeinschaft zu erleben. Wenn wir unsere Hoffnung teilen, hat auch unser Durst und unsere Enttäuschung ihren Platz, aber nicht das Steuer.

Jurgita Aniunaite-Ott

 

Mutter Teresa: Trotzdem
Die Leute sind unvernünftig, unlogisch und selbstbezogen;
LIEBE SIE TROTZDEM
Wenn du Gutes tust, werden sie dir
Egoistische Motive und Hintergedanken vorwerfen,
TUE TROTZDEM GUTES
Wenn du erfolgreich bist,
gewinnst du falsche Freunde und echte Feinde,
SEI TROTZDEM ERFOLGREICH
Das Gute, das du tust, wird morgen vergessen sein,
TUE TROTZDEM GUTES
Ehrlichkeit und Offenheit machen dich verwundbar,
SEI TROTZDEM EHRLICH UND OFFEN
Was du in jahrelanger Arbeit aufgebaut hast,
kann über die Nacht zerstört werden,
BAUE TROTZDEM
Deine Hilfe wird wirklich gebraucht,
aber die Leute greifen dich vielleicht an,
wenn du ihnen hilfst,
HILF IHNEN TROTZDEM
Gib der Welt dein Bestes,
und sie schlagen dir die Zähne aus,
GIB DER WELT TROTZDEM DEIN BESTES. 

 

(Zeilen auf einem Schild an der Wand von Shishu Bhavan, dem Kinderheim in Kalkutta)