Impuls zum 2. Sonntag im Jahreskreis 17.1.2021

Impuls zum

2. Sonntag im Jahreskreis

17.1.2021

zu Joh 1, 38

Wir bieten Jesus zu Weihnachten eine seltsame Herberge, eine Verlegenheitslösung: unsere liebevoll errichteten Krippen, Ställe, Ruinenwelten, Landschaften mit Erdlöchern. Die zum Teil noch bis zum Fest der Darstellung des Herrn aufgebauten Krippen erwecken den Eindruck, als wollten wir Jesus möglichst lange ein bescheidenes Dach über dem Kopf, einen denkbar ungemütlichen Unterschlupf bei uns bieten.

Wenn wir die Krippen dann abbauen - wann immer das ist  -, dann tretn wir an deren Stelle; dann sind wir selbst ‚Jahreskrippe‘, damit er in dieser Welt nicht erfriert und verloren geht; dann sind wir seine Wahlheimat, denn er will bei uns zur Untermiete wohnen, die wir unaufgeräumte und zugestellt Tempel des Heiligen Geistes sind. Paulus erinnert in der Lesung dieses Sonntags seine korinthische Gemeinde und uns daran, dass wir die Wohnung des Heiligen sind: „Ihr seid der Tempel Gottes, in Euch wohnt Gottes Geist.“

Wo wohnt Jesus?

Wir können nur wenige feste Adresse des irdischen Jesus aufzählen: die Wohnhöhle von Nazareth; das Standquartier im Haus der Schwiegermutter des Petrus; zuweilen seine Einkehr bei den Freundinnen im Schwesternhaus in Betha-nien. Aber sonst wirkt Jesus wie ein Wohnsitzloser - der Sonne und dem Regen preisgegeben.

Nein, er hatte kein Haus, keinen Garten am Jordanufer. Wohin also lud er die ersten Jünger ein? Was konnte er ihnen bieten? Auf die Frage hin: „Meister, wo wohnst Du, wo ist Deine Bleibe?“ lädt Jesus heute seltsam offen und typisch johanneisch unbestimmt und mehrdeutig in seine Raststätte ein: „Kommt, und Ihr werdet sehen!“ „Habt Ihr Lust auf Neues, wollt Ihr meine ‚Wohnlandschaft‘ in dieser Welt kennenlernen? Wollt Ihr allen Ernstes erfahren, wo ich zu Hause bin und meine Wurzel habe? Wollt auch Ihr geistlich Obdachlosen Euren Platz im Leben bei mir finden? Wollt Ihr miteinander bei mir bleiben? Und bei dem Geheimnis, von dem ich ausgehe und das Euer ewiges Zuhause ist?“

Auch das sind Gedanken, die mir beim Anblick der Krippen kommen, die bereits auf Abruf in unseren Kirchen stehen.

Kurt Josef Wecker