Manchmal muss es ein Esel sein,
der Dich auf den Weg bringt,
damit Du Dich aufmachst,
und das Wunder von Bethlehem suchst.
In ihm hast Du einen Gefährten,
der den Engel sieht, der den Weg weist,
wenn Du selbst nicht weißt, wo`s lang geht.
Er lehrt Dich Geduld und Beharrlichkeit,
wenn Du schon längst aufgesteckt und resigniert hättest.
Er sieht mit seinen Augen die Welt von unten her an,
er sieht das Kleine, Unscheinbare und lehrt Dich dadurch Staunen und Dankbarkeit.
In seiner Ausdauer verleiht er Dir Kraft,
auf dem Weg zu bleiben und nicht abzudriften.
Wenn`s schwierig wird, sucht er den festen Grund und bietet damit auch dir Halt.
Wieder und wieder läuft er los,
dem inneren Ziel gewiss, geht er, ohne dass Du genau weißt, wohin,
er denkt nicht, er handelt,
und gibt Dir damit den Schubs es ihm gleich zu tun
– langmütig und treu, Deinem Ziel entgegen.
Und nach dem Überwinden von so viel Widerwärtigkeiten erscheint das Ziel kläglicher auszufallen als es in den Träumen erhofft.
Wieder braucht es den Blick des Esels, um zu verstehen :
Im Stall sieht er den Hort,
der Schutz und Geborgenheit bietet,
ein Ort der Wärme und Begegnung,
ein Ort, in dem menschliches Leben aufscheint, in seiner Verletzlichkeit und Größe, Schwachheit und Stärke,
ein Ort, der im Lichte des Sternes aufstrahlt wie ein Palast
und damit kündet von der göttlichen Würde des neugeborenen Kindes, dessen Geburt die Engelchöre preisen.
Wieder ist es der Esel, der uns nicht abheben lässt,
der ein Gespür für die menschlichen Bedürfnisse hat,
der seinen wärmenden Atem spendet und sein Tragevermögen zur Verfügung stellt – wenn`s drauf ankommt.
So einen Esel, der engelgleich handelt, wünsche ich Dir und mir,
damit wir das Wunder der Weihnacht tiefer verstehen und erfurchtsvoller verkünden – mit unseren je eigenen Möglichkeiten uns in den Dienst dieser Botschaft nehmen lassen „Christ, der Retter, ist da!“.
29.12.1997
22.10-25 Uhr