Jeder Wassertropfen gehorcht der Schwerkraft der Erde und alle Wassertropfen sammeln sich in der Tiefe, in den Becken der Ozeane. Hindernisse halten sie auf, verzögern den Lauf, bewirken Verdunstung und erneutes Niederregnen. Jeder Wassertropfen weiß von seiner Bestimmung zur Erde zu fallen.
So wie den Wassertropfen ist uns Menschen von Geburt an ein Richtungssinn mitgegeben, eine Sehnsucht, die uns bewegt. Auch wir folgen diesem Ruf nicht direkt und ohne Umwege. Auch uns stellen sich Hindernisse in den Weg. Auch wir können in der Vereinzelung stehen bleiben und verdunsten. Aber die Unruhe bleibt, wie die Unruhe des Wassers.
Die vielen heiligen Frauen und Männer, für die wir Gott heute am Allerheiligentag danken, unterscheiden sich von uns anderen Christen nur dadurch, dass sie schwer waren: schwer und groß in der Sehnsucht ihrer Seele, heftig angezogen von dem großen Geheimnis "Gott". Viele von ihnen taten Großes im Dienst an der Liebe an Kranken, Armen und Obdachlosen. Alle litten unter ihrer eigenen Unvollkommenheit. Aber sie folgten, folgten unaufhaltsam, unbeeinträchtigt von Hindernissen, Schwierigkeiten und Ablenkungen Gottes Ruf. Und - sie rissen andere mit. Sie glichen den großen Wassertropfen, die die anderen berühren, sie öffnen und mitnehmen.
In ihrer Heiligsprechung antwortet die Kirche auf die Sehnsucht nach Gott: Diese Frau, dieser Mann, weckt und stärkt unsere Sehnsucht nach Gott. Diese Menschen bringen uns wieder in Bewegung, wenn wir stehen bleiben und unser Glaube in uns zu verdunsten droht.
Wir können ihre geistliche Schwerkraft aktiv in uns aufnehmen und so mitten im Alltag den Richtungssinn unseres Lebens stärken. So kommen wir in Übereinstimmung mit dem tiefsten Wollen, das Gott in uns gelegt hat. Und je größer diese Übereinstimmung, desto erfahrbarer, was Jesus im Evangelium ausruft: "Selig seid ihr!"
Eucharistiefeier
01. November 2020
10:00 Uhr Sankt Martin mit Gedächtnis der Verstorbenen des letzten Jahres
Vesper und Gräbersegnung
15:00 Uhr Dietzenbacher Friedhof