von Dr. Torsten Panholzer
Architektur und Ausstattung
Die katholische Kirche St. Matthäus wurde 1790 im Stil des ausgehenden Barock erbaut. Sie ist eine typische Saalkirche mit einschiffigem Langhaus. An der Westseite des rund 15m langen und 10m breiten Kirchenschiffs befindet sich der Haupteingang und innen die Empore mit der Orgel. Auf der Ostseite schließt sich der 7m lange, dreiseitige Chor an. Die Außenwände sind verputzt und mit Halbsäulen gegliedert.
Den Chorraum dominiert der große spätbarocke Hochaltar von 1720 aus Nussbaumholz. Sein Aufbau gleicht einer Himmelspforte (Porta coeli). Vier gedrechselte Säulen tragen die Spitze des Altars mit dem Auge Gottes. Der Strahlenkranz, die Kapitelle der Säulen und weitere Akzente sind vergoldet. Dezent sind einige Putten hinzugefügt. Das Altarbild ging im Zweiten Weltkrieg verloren. Stattdessen wurde die Kreuzigungsgruppe vom ehemaligen barocken Seitenaltar integriert. Davor steht seit 1990 ein neuer Zelebrationsaltar aus Sandstein des Kölner Bildhauers Wilhelm Jungherz. Am Übergang zum Kirchenschiff befindet sich links die barocke Kanzel, die um 1790 geschaffen wurde. Der Taufstein gegenüber stammt aus dem 19. Jahrhundert.
Auf der Empore steht eine Oberlinger-Orgel, die mit einem Barockgehäuse aus Lärchenholz verkleidet ist. Die Ornamente sind aus Lindenholz geschnitzt und vergoldet. Das Instrument hat 594 Pfeifen und zehn Klangfarben (Register). 114 Pfeifen bestehen aus Holz, die übrigen aus einer Zinn-Legierung. Sie verteilen sich auf zwei Manuale und Pedal (Details).
An der Fassade des Haupteingangs tragen zwei Halbsäulen einen kleinen Portalgiebel. Darunter befindet sich in einer Nische die Statue des Apostels Matthäus. Der Kirchturm steht als Reiter auf dem Walmdach. Im Turm hängen zwei Glocken, die 1641 und 1949 gegossen wurden. Auf der Turmspitze befindet sich ein filigran geschmiedetes Kreuz mit Wetterhahn. In der Mitte des Kreuzes sieht man die Initialen PM von Pater Michael Macowizki, der sich um den Kirchenneubau 1790 verdient gemacht hat.
Historie
Die katholische Pfarrei in Volxheim war bis zur Säkuarisierung unter Napoleon Bonaparte 1802 eigenständig. Vorwiegend Mönche aus dem Franziskanerkloster in Kreuznach (heute Gymnasium an der Stadtmauer) waren als Pfarrer tätig. Ab 1804 wurde die Kirchengemeinde eine Filiale der Pfarrei Badenheim und ab 1837 Filiale der Pfarrei Wöllstein. Seit 1926 ist sie Filialgemeinde der damals neu gegründeten Pfarrkuratie Hackenheim.
Der Vorgängerbau aus dem 14. Jahrhundert in der Dorfmitte wurde als Simultankirche genutzt. Er stürzte am 1. Mai 1769 während eines Vespergottesdienstes ein. Die Verhandlungen über einen Wiederaufbau der Kirche mit der kurpfälzischen Landesregierung, dem Bistum Mainz und der protestantischen Seite zogen sich hin. Zwischenzeitlich wurden die Gottesdienste in einer angemieteten Scheune abgehalten.
Pater Michael Macowizki, der von 1785 bis 1798 Pfarrer in Volxheim war, konnte einen Neubau in der Nähe der bisherigen Kirche vorantreiben. Der Kostenvoranschlag von 1786 für das Gebäude ohne Inneneinrichtung belief sich auf 2400 Gulden. Für den Verzicht auf den Anteil an der bisherigen Simultankirche zahlte die protestantische Kirchengemeinde 1000 Gulden. Rund 500 Gulden hatten die Katholiken als Eigenkapital. Der übrige Teil wurde durch eine Kollekte finanziert. Die Bauarbeiten begannen 1787. Drei Jahre später konnte die Kirche dem Heiligen Matthäus geweiht werden.
Die beiden Glocken der bisherigen Simultankirche wurden 1790 zwischen den Konfessionen geteilt. Die Katholiken erhielten die kleinere Glocke (Durchmesser 47cm, Gewicht 57kg). Sie trägt die Inschrift "Christian Klapperbach in Maintz goss mich anno 1641" und den Namen des Stifters "Iohan Philip Lieb, Keller zu Proselden, Verwalter auf Collenberg". Offenbar war sie ursprünglich auf Initiative des Wirtschaftsverwalters Lieb für den Ort Stadtprozelten im heutigen Landkreis Miltenberg (Unterfranken) bestimmt. Zudem wurde eine zweite größere Glocke angeschafft. Sie hatte die Inschrift "1693 goss mich Caspar Roth in Mainz". Im Zweiten Weltkrieg wurden beide Glocken zum Einschmelzen eingezogen. Nach dem Krieg konnte man die Glocke von 1641 zurückbekommen. Daraufhin ließ man eine zweite gießen mit der Inschrift "Hl. Apostel Matthäus, Patron der Volxheimer Kirche, Bitte für uns, 1949".
Gegen Kriegsende im März 1945 wurde das Dorf zu 60% zerstört, als sich eine deutsche Brigade mit 15 fabrikneuen Jagdpanzern der 4. US-Division entgegenstellte und sich schließlich in den Ort zurückzog. Bei den Kämpfen wurde die katholische Kirche besonders durch eine Granate beschädigt, die durch ein Fenster ins Kirchenschiff flog. Die Explosion zerstörte Fenster, Bänke, Kreuzweg, Seitenaltar und das Bild des Hochaltars. Durch die Kampfhandlungen entstanden auch Schäden am Kirchendach, das notdürftig instandgesetzt wurde. In den 1960er und 70er Jahren führte man umfangreiche Renovierungsarbeiten durch. 1969 wurde eine Sakristei angebaut, die auch als Versammlungsraum genutzt werden kann.
Die erste Pfeifenorgel wurde 1984 angeschafft. Zuvor benutze man ein Harmonium. Firma Oberlinger in Windeshem hatte die Orgel 1960 für eine Frankfurter Kirchenmusikschule gebaut. 1984 wurde sie überarbeitet und in der Volxheimer Kirche installiert. 1990 erhielt der Orgelprospekt ein Barockgehäuse. Im gleichen Jahr, anlässlich der 200-Jahrfeier der Kirche, wurde der Hochaltar restauriert und ein neuer Zelebrationsaltar angeschafft. Auch die barocke Kanzel aus der Erbauungszeit der Kirche, die bei einer Modernisierung in den 1970er Jahren weichen musste, wurde 1990 wieder aufgestellt.
Quellen
Hübner, Robert: St. Matthäus Volxheim 1790-1990. Vorgeschichte, Verlauf und Restaurierung. In: St. Matthäus Volxheim 1790-1990. Festschrift aus Anlaß der 200 Jahrfeier, der Restaurierung und Renovierung. Bad Kreuznach 1990, 11-44
Kotzur, Hans-Jürgen: Zur Instandsetzung und Neugestaltung der Filialkirche St. Matthäus in Volxheim. In: St. Matthäus Volxheim 1790-1990. Festschrift aus Anlaß der 200 Jahrfeier, der Restaurierung und Renovierung. Bad Kreuznach 1990, 47-49
Nikitsch, Eberhard J.: Volxheim Kath. Kirche 1641. In: Deutsche Inschriften online 34, Nr. 544, www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0054400.
Raab, Christoph: Die Orgel in St. Matthäus Volxheim. In: St. Matthäus Volxheim 1790-1990. Festschrift aus Anlaß der 200 Jahrfeier, der Restaurierung und Renovierung. Bad Kreuznach 1990, 45-46