Pfarrer Wagner beging am Palmsonntag sein 50. Priesterjubiläum und feierte dazu seinen 80. Geburtstag.
Ein sehr schones Fest für Pfarrer Wagner und die Gemeinde St. Marien.
In Anerkennung und Dankbarkeit wünscht St. Marien Pfarrer Wagner alles Gute.
Hier die Rede von Elisabeth Römer und Wolfgang Bachmann:
Sehr geehrte Verwandte, Freunde, Bekannte des heutigen Jubilars, liebe Gemeinde St. Marien, lieber Peter,
es ist so schön, dass wir zum heutigen Festtag hier in der Marienkirche zusammen sind.
Das Jahr 2025 ist wahrlich ein besonderes Jahr für dich lieber Peter. Erst der 80. Geburtstag (alle, die noch nicht gratuliert haben, können das ja im Anschluss im Mariensaal nachholen) und dann das ganz besondere 50jährige Priesterjubiläum.
Zu diesem Anlass berichte ich gerne etwas aus deinem Leben.
Deine Eltern lebten in Breslau und heirateten 1943. Dein Vater war Architekt und ein sehr geselliger Mensch, der gerne Musik machte, er spielte Klavier und Gitarre, war sehr engagiert in der kirchlichen Jugendbewegung und ging gerne in die Natur. Über die heitere Art deines Vaters, der sich nicht von Rückschlägen – wie eine Polioerkrankung in der Kindheit oder den frühen Tod deiner Mutter– vergrämen ließ, hast du uns voller Freude in deinen Predigten erzählt.
Aus der am Ende des 2. Weltkrieges zur „Festung“ erklärten Stadt Breslau wurden deine Eltern evakuiert, so dass du am 01. April 1945 in Döbeln/Sachsen zur Welt kamst. In einer evangelisch geprägten Umgebung erlebtest du zusammen mit deiner Schwester eine liebevolle Kindheit mit katholischer Sozialisierung.
1954 hast du zusammen mit deiner Familie Sachsen und die DDR verlassen. Über Berlin kamst du nach Frankfurt. Hier lebten schon einige Verwandte, so dass der Anfang leichter fiel.
Als kluger Kopf gingst du auf das altsprachliche Lessinggymnasium. Latein, Griechisch alles kein Problem für dich. Hier trafst du auf einen engagierten Religionslehrer, der dich sehr beeindruckte und dein Interesse am Katholizismus weiterentwickelte. In deiner katholischen Pfarrgemeinde St. Albert warst du als Messdiener und in der Pfarrjugend aktiv.
Nach dem Abitur 1965 studiertest du zunächst Geschichte und Soziologie an der Goetheuniversität in Frankfurt. Wie einer deiner Onkel wolltest du Journalist werden. Der Onkel riet dir auch zu einem Auslandsaufenthalt. Das 2. und 3. Semester verbrachtest du in Wien. Dort warst du aktiv in der katholischen Studentengemeinde, lerntest andere gläubige Menschen kennen und nach der Rückkehr war der Entschluss zum Theologiestudium gefasst, du gingst 1966 nach St. Georgen in Frankfurt/Oberrad.
Während deines Studiums in der besonderen Zeit Ende der 60iger Jahre! war für dich der Auslandsaufenthalt in Lyon am beeindruckendsten. Dort warst du ein Jahr und halfst bei den Les petits frères des Pauvres – d. h. den Freunden älterer Menschen mit. Dies ist eine gemeinnützige Organisation, die das Ziel hat, alte, einsame Menschen aus ihrer Isolation herauszuführen und ihnen zu mehr Lebensfreude zu verhelfen. Du erzählst auch in deinen Predigten von den älteren Damen u.a. Algerienflüchtlingen, die in der Lyoner Altstadt in alten Häusern im 4. Stock ohne Aufzug, nur zugänglich über ein enges Treppenhaus mit alten Rundtreppen, lebten und die sich sehr über dein Kommen freuten. Die petits frères des Pauvres brachten Lebensmittel und teilweise sogar warmes Essen und verbanden dies mit Zuwendung und auch mit einfachen Hygienemaßnahmen. Wie du berichtest, hast du gut Französisch gelernt, das Land und die Leute kennengelernt und bist auch als Persönlichkeit gewachsen. Es war eine schöne Zeit mit bleibenden Eindrücken.
Zurück in Deutschland hast du 1973 dein Studium in St. Georgen beendet, gingst nach Limburg ins Priesterseminar, wo du die priesterliche Praxis erlernt hast. Am 19.04.1975 war es dann so weit. Da der Limburger Dom renoviert wurde, wurdest du zusammen mit 4 anderen Anwärtern im ehrwürdigen Kaiserdom zu Frankfurt von Bischof Kempf zum Priester geweiht.
Dann begann die Arbeit als Priester. Nach einer Stelle als Seelsorgepraktikant in Lahnstein und verschiedenen Stationen als Kaplan in Herborn, in Wiesbaden-Dotzheim und in Braunfels/Leun wurdest du schließlich 1983 in Schöffengrund/Waldsolms erst Pfarrverwalter und ab 1985 Pfarrer.
Landpfarrer!
Und nicht gerade in einem katholischen Kernland, der Lahn-Dillkreis ist eher als Diaspora zu bezeichnen. Die Katholiken waren meist Vertriebene aus dem Sudentenland und Ungarn oder Flüchtlinge aus Schlesien. Die Menschen auf dem Land konnten dich als Stadtmensch sehr beeindrucken. Besonders eine tatkräftige, tüchtige Frau aus dem Sudentenland, die auch Ausflüge der Gemeinde mitorganisierte, hat auf einem dieser Ausflüge mit dem Ausspruch „Hast du gesehen, wie fett die Wintergerste steht“ eine bleibende Erinnerung bei dir hinterlassen. Sie hat die Umgebung mit anderen Augen als du gesehen. Du hast den Ausspruch übernommen und konntest damit auch anderen Stadtmenschen imponieren.
Nach elf Jahren wurdest du dann 1994 nach Wiesbaden versetzt, wo du bis zu ihrer Pensionierung 2015 als Pfarrer in verschiedenen Pfarreien und Funktionen - wie stellvertretender Dekan- tätig warst.
Aus deinem Wirken als Pfarrer können wir leider nicht viel berichten. Uns ist aber ein vielsagender Text über eine Priesterstellenausschreibung aus einem deiner Jugendgottesdienste in die Hände gefallen. Gerne zitiere ich daraus:
WIR SUCHEN SIE!!!
Wir sind ein weltweit tätiges Unternehmen.
Wir bieten einen sicheren Arbeitsplatz.
Wir zahlen ein unterdurchschnittliches Gehalt, bieten ihnen zugleich alle üblichen Sozialleistungen eines modernen Dienstleistungsunternehmens.
Wir bieten ihnen Fortbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen.
INTERESSE???
Wenn sie folgende Voraussetzungen erfüllen, dann sind sie unser Mann!
Sie sind ledig und wollen dies bleiben!
Sie sind katholisch und sie glauben nur das, was wir ihnen sagen!
Dann schreiben sie uns. Via nostra papa, Roma Vatikan.
Nach deiner Pensionierung musstest du dir eine neue Bleibe suchen. Als kulturell sehr interessierter Mensch und da ein Teil deiner Familie in Frankfurt lebt, hast du hier und in der Umgebung gesucht. Zu unserem großen Glück hast du dich als alter Frankfurter– trotz aller Vorbehalte und Klischees – vom Offenbacher Immobilienmarkt überzeugen lassen und bist 2017 in eine Wohnung im Pfarrgebiet von St. Marien eingezogen.
Dank unserer liebenswerten und engagierten Frau Lehmann! bekamst du als Neuzugezogener einen Willkommens-/Begrüßungsbrief der Pfarrgemeinde St. Marien, den du zum Anlass nahmst im Pfarrhaus vorbeizuschauen. Dort trafst du auf unseren kürzlich verstorbenen Pfarrer Hans Blamm, der dich mit seiner offenen, einladenden Art gerne hier in St. Marien aufgenommen hat.
Mit der Zeit entwickelte sich eine echte Freundschaft. An Festtagen zelebriertet ihr zusammen und saßt anschließend gerne im Pfarrhaus mit Verwandten und Freunden zusammen wie an Ostern, Weihnachten oder an Geburtstagen. Das Pfarrhaus St. Marien war ein offener Ort. Man saß auch manchmal nach der Abendmesse gesellig zusammen, spielte Karten oder führte spirituelle Gesprächsrunden. Geradezu überschwänglich wurde mir von deinem unglaublich großen Allgemeinwissen berichtet. Ob Geschichte, Erdkunde oder Theologie, du hast alle beeindruckt.
Gleichzeitig bist du anderen gegenüber aufmerksam zugewandt und interessiert. Und nicht zu vergessen: dein Humor: unerwartet witzig, lustig, bisweilen ironisch, Dinge aus einer ungewöhnlichen Perspektive betrachtend.
Es ergab sich mit der Zeit, dass du Vertretungen bei den Gottesdiensten in St. Marien und St. Paul für Pfarrer Blamm übernahmst, wenn dieser verhindert oder im Urlaub war. Auch im Ketteler-Krankenhaus bist du bei Messen eingesprungen. Du bist zum festen Bestandteil unserer Gemeinde geworden. Gerne suchst du auch das Gespräch mit den jungen Gemeindemitgliedern. Du bist mit deiner reichen Erfahrung und deiner tiefen Verbindung mit Jesus Christus Vorbild für unsere jungen Leute.
Deine Predigten sind immer gut vorbereitet, verständlich, oft verbunden mit persönlichen Erfahrungen, man hört gerne zu und schweift nicht in Gedanken ab. Gottes Wort kommt bei den Zuhörern an. Deine bedächtige und zurückhaltende Art bringt Ruhe und Würde in den Gottesdienst, sie nimmt die Hektik des Alltags.
Im letzten Jahr musstest du wegen eines langen Urlaubs von Pfarrer Blamm und während seiner Krankheit und nach seinem Tod sehr viel Vertretung übernehmen. Dafür sind wir dir von Herzen dankbar. Auch für deine Gottesdienste an Palmsonntag und in dieser Osterwoche vielen lieben Dank, lieber Peter.
Wir gratulieren dir ganz herzlich zu deinem 50jährigen Priesterjubiläum und feiern diesen Tag gerne mit dir, deiner Familie und Freunden dankbar und zugleich nachdenklich – wie du in deiner Einladung schreibst. Deine zurücknehmende und bedächtige Art kommt auch in deinem Wunsch zu Ausdruck:
Wer mir etwas schenken möchte, bedenke besser MISERIOR oder ein anderes kirchliches Hilfswerk.
Wir von St. Marien wünschen dir noch viele erfüllte Lebensjahre bei guter Gesundheit und genügend Zeit und Muße für alles, was dir Freude macht und natürlich Gottes Segen dazu.
Wie du weißt haben wir einen guten Draht nach Rom. Daher haben wir auch eine kleine Aufmerksamkeit für dich ganz persönlich besorgt.
Der Heilige Vater Franziskus
erteilt
Pfarrer Peter Wagner,
zur Feier des 50. Jahrestages
seiner Priesterweihe
von Herzen
den Apostolischen Segen
und erbittet die
Fülle der göttlichen Gnaden.
Kirche St. Marien , Offenbach am Main, 19. April 2025.