Katholische Gemeinde St. Marien
Katholische Gemeinde St. Marien
Katholische Gemeinde St. Marien
Katholische Gemeinde St. Marien
Katholische Gemeinde St. Marien
In Offenbach am Main

Preis für die Ehrenamtlichen: Mehr als Essen ausgeben

Bericht zur Verleihung des Ferdinand-Kallab-Presies der Stadt Offenbach für die Ehrenamtlichen der Lebensmittelausgabe St. Marien

Kallab Preisverleihung (c) op
Kallab Preisverleihung
Datum:
Mo. 13. Nov. 2023
Von:
A Z

Bratwürste, Bröt­chen und Joghurt sortieren, in Tüten packen und an Be­dürftige verteilen. Das macht Rolf Widmann mit seinen Mitarbeiterinnen Wioleta Szydelko und Ewa Talezowska ehrenamtlich. Widmann ist Chef der Lebensmittelaus­gabe in der Kirche St. Marien. Seit zehn Jahren ist er mit Herzen dabei, seit circa sie­ben Jahren hat er die leitende Rolle inne.

Widmann kümmert sich um das Organisatorische: Spenden von der Tafel anneh­men und sortieren, entschei­den, was bei welcher Essens­ausgabe verteilt wird, Ord­nung wahren. Er kassiert auch beim Austeilen die sym­bolische Spende von 50 Cent.

Aber nicht nur das: Er hat ein offenes Ohr für jeden, der kommt. Manchmal hat Wid-mann auch einen Rat parat, hilft Bedürftigen, Briefe vom Amt zu verstehen. Manchmal drückt er ein Auge Zu und verzichtet auf das Geld. Wenn er weiß, dass der Bei­trag das letzte Geld seines Stammkunden ist. Und manchmal gibt er einer al­leinerziehenden Mutter ein Brötchen mehr. Rolf Widmann kennt mittlerweile alle seine Kunden, deren Ge­schichten und Umstände. Sei­ne Klientel wächst, unter Stammkunden mischen sich ständig neue Gesichter, aus­gestattet mit einem Beutel und 50 Cent.

Circa hundert Bedürftige kommen jeden Montagvor­mittag zur Kirche St. Marien, stellen sich vor zwei Fenstern auf und holen volle Tüten ab - vorbereitet im Lauf der Aus­gabe vom Duo Szydelko und Talezowska. Unterschiedli­che Menschen, aus unter­schiedlichen Gründen, ver­lassen sich auf diese Lebens­mittelspenden. Personen mit und ohne Migrationshintergrund, Drogen- und Alkohol­abhängige. Wohnungslose, Alleinerziehende Eltern, Rentner, Menschen, die so: ziale Leistungen beziehen. Das alles spielt für Widmann keine Rolle, denn ein Mensch sei ein Mensch, sagt er. Pfarr­sekretär Andreas Zäh er­gänzt: „Die Not trifft alle."

Warum beteiligt sich Wid-mann ehrenamtlich? Schließ­lich schenkt er anderen seine Zeit, sein Lächeln und hilft ih­nen, ihren Kühlschrank zu füllen, ohne davon selbst zu profitieren. „Jeder verdient etwas Gutes", lautet seine Be­gründung. Schließlich sei das Ziel des Projekts nicht, Einnahmen zu kassieren, son­dern Menschen, die es brau­chen, etwas zu geben.

Dass die Leistung über die Essenausgabe hinaus reicht, sei nicht geplant gewesen, es habe sich im Lauf der Zeit so entwickelt. Und dabei bleibt es auch. Denn es sei mehr als das - es sei auch eine Art Seel­sorge. „Hier geht es von Mensch zu Mensch, auf Au­genhöhe, hier sucht man das Gespräch", sagt der Chef des Projekts.

Die größte Herausforde­rung sei, wenn die Lebens­mittel aufgebraucht seien und Widmann einige Men­schen mit leeren Tüten nach Hause schicken muss. „Da fließen manchmal Tränen." Das sei besonders hart.

Die Ware bekommt die Pfarrei zwar von der Tafel, trotzdem mangelt es an Spen­den. Öfter muss Widmann bei Supermärkten versu­chen, etwas für Montag zu be­kommen. Auch Dritte brin­gen manchmal einen blauen Sack voller Jacken, Hosen, Ba­nanen oder Milch. Da ist je­doch die Menge der Spenden zu beachten - nicht zu viel, mit Augenmaß, heißt es.

Das beharrliche Engage­ment hat sich ausgezahlt, die Arbeit des Trios wurde aner­kannt, vor circa zwei Mona­ten konnte sich das Team von St. Marien über gute Nach­richten freuen: Es ist mit dem Ferdinand-Kallab-Preis ausge­zeichnet worden. Der wird von Stadtverordneten vage-ben und ist ein Sozialpreis in Höhe von 1000 Euro.

„Große Ehre" und „Aner­kennung", so fasst Widmann seine Gefühle zusammen. Schließlich würden Ehren­amtliche für ihre Leistungen kaum entlohnt oder gar aner­kannt. Dies sei zweifelsohne ein großer Moment.