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Bonaventura:Impuls zum Donnerstag

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Die Kirche gedenkt heute am 15. Juli des heiligen Bonaventura, im 13 Jahrhundert neben Thomas von Aquin der bedeutendste Theologe seiner Zeit. Eine Legende erzählt, der damalige Papst Urban habe ihm und Thomas gleichzeitig den Auftrag gegeben, den Festhymnus für das damals neu eingeführte Fronleichnamsfest zu schreiben. Beide Gelehrte sollten dem Papst ihre Dichtungen vorlesen. Thomas las zuerst.

Als Bonaventura den Hymnus „Lauda, Sion, salvatorem“ von Thomas gehört hatte (heute in der deutschen Nachdichtung bekannt als „Deinem Heiland, deinem Lehrer“), nahm er blitzschnell sein eigenes Gedicht und zerriss die Blätter in kleinste Stücke. „Daneben ist mein Gedicht wie das Piepsen einer Maus“, soll Bonaventura gesagt haben.

Thomas war betroffen, so erzählt die Legende. Er sah zuerst Bonaventura, dann den Papst an und sagte: „Ob mein Gedicht besser ist, Bruder Bonaventura, weiß ich nicht – ich habe dein Gedicht nicht gehört. Aber eines weiß ich: Du bist der klügere und frömmere Mönch. Mit Klugheit kann man über dieses Geheimnis so gut wie nichts sagen – aber wirklich fromm ist, wer sein Brot empfängt, und nicht, wer darüber redet“.

 

Ob es sich nun so zugetragen hat oder nicht – die Legende weist auf Bonaventura als einen Mann hin, der die Größe und Souveränität hatte anzuerkennen, dass andere mehr können und wissen als er. Von dieser Souveränität wünsche ich mir ein Stück. Sie gründet im festen Vertrauen, bei Gott gehalten und wertgeschätzt zu sein. Das macht frei vom Zwang, sich gegenüber anderen profilieren und sich über andere erheben zu müssen.

(Pfr. Thomas Meurer)

Datum:
Mi. 14. Juli 2021
Von:
Matthias Lich

Bonaventura

Die Kirche gedenkt heute am 15. Juli des heiligen Bonaventura, im 13 Jahrhundert neben Thomas von Aquin der bedeutendste Theologe seiner Zeit. Eine Legende erzählt, der damalige Papst Urban habe ihm und Thomas gleichzeitig den Auftrag gegeben, den Festhymnus für das damals neu eingeführte Fronleichnamsfest zu schreiben. Beide Gelehrte sollten dem Papst ihre Dichtungen vorlesen. Thomas las zuerst.

Als Bonaventura den Hymnus „Lauda, Sion, salvatorem“ von Thomas gehört hatte (heute in der deutschen Nachdichtung bekannt als „Deinem Heiland, deinem Lehrer“), nahm er blitzschnell sein eigenes Gedicht und zerriss die Blätter in kleinste Stücke. „Daneben ist mein Gedicht wie das Piepsen einer Maus“, soll Bonaventura gesagt haben.

Thomas war betroffen, so erzählt die Legende. Er sah zuerst Bonaventura, dann den Papst an und sagte: „Ob mein Gedicht besser ist, Bruder Bonaventura, weiß ich nicht – ich habe dein Gedicht nicht gehört. Aber eines weiß ich: Du bist der klügere und frömmere Mönch. Mit Klugheit kann man über dieses Geheimnis so gut wie nichts sagen – aber wirklich fromm ist, wer sein Brot empfängt, und nicht, wer darüber redet“.

 

Ob es sich nun so zugetragen hat oder nicht – die Legende weist auf Bonaventura als einen Mann hin, der die Größe und Souveränität hatte anzuerkennen, dass andere mehr können und wissen als er. Von dieser Souveränität wünsche ich mir ein Stück. Sie gründet im festen Vertrauen, bei Gott gehalten und wertgeschätzt zu sein. Das macht frei vom Zwang, sich gegenüber anderen profilieren und sich über andere erheben zu müssen.

(Pfr. Thomas Meurer)