Die Tage ist mir ein Lied begegnet, das ich schon lange nicht mehr gehört hatte. Und ein Abschnitt aus diesem Lied geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf:
„Und ich sitz' da vor Kopf, noch immer stumm, schon sonderbar, Da kommt ein Wildfremder an deinen Tisch und macht dir klar: Du hast alles, was du wolltest! Was um alles in der Welt, Wieviel unwichtiges Zeug dir oft den Blick darauf verstellt! Manchmal brauchst du einen Fremden, der dir einen Spiegel vorhält: >What a lucky man you are!<“
Reinhard Mey singt von einer Begegnung mit einem fremden Ehepaar, das im Restaurant am Tisch neben ihm und seiner Familie sitzt. Beim Rausgehen gibt der Mann ihm genau diesen Satz mit: „What a lucky man you are!“.
Und auf einmal geht Reinhard Mey auf, wen er hier eigentlich um sich hat und wie gut es ihm eigentlich geht!
Mich hat dieses Lied getroffen.
Geht es mir nicht oft genauso: Ich merke nicht, was ich eigentlich habe. Ich sehe nicht, was mir geschenkt ist. Ich schätze nicht, was ich kann. Ich sehe alles schwarz und das Glas ist nur halb voll. (Und das, obwohl das Schicksal mir gerade keinen Strich durch die Rechnung gemacht hat und obwohl es eigentlich keinen Grund zur größeren Klage gibt …)
Bei Reinhard Mey war es der Mann am Nachbartisch, für mich war es das Lied von Reinhard Mey: Ich wünsche mir immer wieder so einen Engel, der mich plötzlich und unverhofft von der Seite anspricht und mir mitgibt: „What a lucky man (oder woman!) you are!“
(Pastoralreferentin Janina Adler)