Am letzten Wochenende haben wir den Film „Ich bin dann mal weg“ angeschaut. Er bildet den Pilgerweg von Hape Kerkeling nach, der im Jahr 2001 den Jakobsweg von St. Jean-Pied-de-Port bis Santiago de Compostela gegangen ist.
Eine Aussage, die Hape Kerkeling in diesem Film trifft, geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Er spricht dabei von Gott und von der Kirche:
„Für mich ist Gott wie ein großartiger Film. Und die Amtskirche ist nur das Dorfkino, in dem er gezeigt wird. (...) Der Film läuft, aber die Vorführung ist beschissen. Und deshalb merken die meisten gar nicht, wie toll der Film in Wahrheit ist. “
Das sind harte Worte.
Und doch machen sie mir Mut:
Da hat jemand Gott gefunden, inmitten einer lauten Welt, inmitten einer Kirche, die ihrem Anspruch und Auftrag oft nicht gerecht wird.
Da gibt es Hoffnung: Der Film - also Gott - ist genial! Seine Schöpfung und seine Vorstellung von dieser Welt sind genial.
Es ist die "Vorführung", die an ihre Grenzen kommt.
Heißt doch: Daran können wir arbeiten! Daran müssen wir arbeiten, heute und immer.
Martin Luther hat von der "ecclesia semper reformanda" gesprochen, von der Kirche, die sich immer neu reformieren muss.
Das Zweite Vatikanische Konzil sagt, dass wir "die Zeichen der Zeit" erkennen müssen, um unserem christlichen Auftrag gerecht zu werden. Wir sind als Kirche das "Volk Gottes unterwegs", jeden Tag aufs Neue.
Mein Gott, so wie ich ihn kennengelernt habe, verlangt nicht, dass unsere "Vorführung" perfekt ist. Er kennt uns und unsere Grenzen. Und er hat uns genau in dieser Begrenztheit als seine Zeug*innen und Arbeiter*innen in seinem Weinberg eingesetzt.
Aber er ermutigt uns: Bleibt dran! Erneuert euch. Sprecht von eurem Glauben und eurer Überzeugung. Tragt meine Liebe in die Welt hinaus.
Das ist sein Auftrag an jede*n von uns und an die Kirche als Ganze.
Am Sonntag feiern wir Pfingsten. Vor 2000 Jahren erlebten die verängstigten Jünger*innen Jesu, dass sein Geist, die göttliche Geistkraft wirkt: Sie wurden belebt, ermutigt, bekräftigt und verließen ihr schützendes Haus, sprachen die Menschen an, gaben Zeugnis von ihrem Glauben und ließen so die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen entstehen.
Diese Geistkraft, der Heilige Geist, wirkt – damals wie heute!
Ich bitte: Komm, Heiliger Geist, erfülle unsere Herzen mit deiner Liebe und deiner ermutigenden Kraft und begeistere uns, damit wir Andere begeistern können!
(Janina Adler, Pastoralreferentin)