Martin Buber erzählt einmal von seiner Begegnung mit einem alten Mann, der ihm eine Reihe sehr schwerer Fragen gestellt hatte, darunter die: „Welches Wort der Menschensprache ist so befleckt, so missbraucht, so geschändet worden wie das Wort Gott! All das schuldlose Blut, das um es vergossen wurde, hat ihm seinen Glanz geraubt. All die Ungerechtigkeit, die zu decken es herhalten musste, hat ihm sein Gepränge verwischt.“
Darauf, so berichtet der jüdische Religionsphilosoph, habe er etwa so geantwortet:
Ja, es ist das beladenste aller Menschenworte. Keines ist so besudelt, so zerfetzt worden. Gerade deshalb darf ich darauf nicht verzichten… Gewiss, die Menschen zeichnen Fratzen und schreiben „Gott“ darunter; sie morden einander und sagen „in Gottes Namen“. Aber wenn aller Wahn und Trug zerfällt, wenn sie ihm gegenüberstehen im einsamen Dunkel und nicht mehr „Er – Er“ sagen, sondern „Du, Du“ seufzen, „Du“ schreien – und wenn sie dann hinzufügen „Gott“ - ist es dann nicht der wirkliche Gott, den sie alle anrufen: der eine Lebendige, der Gott der Menschenkinder?!
(gefunden von Magdalena Unger)