Einiges ist in diesen Fastnachtstagen tatsächlich ein wenig so wie jedes Jahr. Wenn in Fernsehübertragungen der Till in die Bütt steigt, hält er uns einen Spiegel vor und führt uns scherzhaft-kritisch gesellschaftliches und politisches Verhalten vor Augen. Was jemand in einem Spiegel, in den er hineinschaut, wahrnehmen kann, hängt jedoch nicht nur von der Qualität des Spiegels ab, sondern auch von der Verfassung des Betrachters. Wissen wir doch, dass sich unser Spiegelbild genau nach unserer Botschaft richtet, die wir hineinsenden und diese zurückwirft. Uns in schlechter Stimmung im Spiegel anzusehen, kann uns leicht noch mehr deprimieren, ein bewusstes Lächeln- selbst mit Mühe hervorgebracht- die Laune dagegen aufhellen. In einer indischen Geschichte kommen zwei Hunde zu einem Palast mit Tausenden von Spiegeln: Der erste Hund betritt ihn in Hab-Acht-Stellung zähnefletschend und begegnet so unzähligen bösartig ausschauenden, bedrohlichen Hunden. „Hunde sind gefährliche Lebewesen, sie flößen Angst ein, und man muss sich vor ihnen in Acht nehmen“, ist sein Resümee. Der zweite geht munter und Schwanz wedelnd in den Spiegelpalast. Er kommt durch die Vielzahl der ebenso freundlichen Hundeblicke, die ihm entgegenkommen, zum Schluss, dass Hunde doch sehr umgängliche und fröhliche Lebewesen sind und ihm wohlgesonnen.
(Pastoralreferentin Margareta Ohlemüller)