Wenn ich morgens meine Tür aufmache, sitzt dort die Weisheit. So sagt uns heute der Text der ersten Lesung aus dem Buch der Weisheit. Sie wartet da auf mich, auf Sie, denn sie hatte sich selbst aufgemacht um dorthin zu gehen, wo sie gesucht und gebraucht wird. Mir gefällt dieses Bild sehr. Schon wenn ich es mir vorstelle, werde ich ein wenig ruhiger als zuvor. Es tut gut, sich vor Augen zu führen, dass Weisheit einfach und unkompliziert daherkommt. Und Zeit mitbringt, warten kann, bis ihre Gabe angenommen werden kann. Was die Weisheit will, kann vielleicht deutlicher werden, wenn wir nachschauen, wo wir sie im Gegenteil gar nicht im Blick haben. Das kann dort sein, wo unser Alltag allgemein oder einzelne Anforderungen an uns so verwirrend geworden sind, dass unsere Gedanken und Gefühle sich vor Anstrengung „verklemmen“ wie ein Reißverschluss. Weiteres Ziehen und Zerren verhakt und stoppt ihn nur noch mehr. Ruhiges Hinschauen, Lockern und in Ruhe neu Ansetzen, wirkt manchmal dann Wunder. Ich bin sicher, dass wir alle auch dieser lösenden und befreienden Weisheit schon begegnet sind. Möglicherweise tatsächlich morgens, wenn ein drängendes Problem vom vorherigen Abend plötzlich leichter gelöst werden kann- oder sogar ein völlig neuer Gedanke entsteht. Es gibt sie, die Weisheit. Gottes Wunsch, dem Menschen auch so nah zu sein, zeigt sich in ihr. Wir könnten ja mal vor der Tür schauen….
(Pastoralreferentin Margareta Ohlemüller)