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Ruhe und Demut:Impuls zum Donnerstag

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Wieder einmal wird heute im Gottesdienst der bekannte Ausruf Jesu im Matthäus-Evangelium gelesen: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich will euch Ruhe verschaffen. Ein Wort, das in uns einen tiefen Seufzer freisetzen kann: Ah, Ruhe!

Geht es Ihnen wie mir: Mit den Corona-Lockerungen hat sich nicht nur unser Marktplatz wieder gefüllt, sondern auch der Terminkalender. Innere Unruhe, Gehetzt- und Getrieben-Sein – diese Erfahrungen melden sich wieder häufiger. Und damit auch die Sehnsucht nach Ruhe.

Dabei ist es mit der Ruhe gar nicht so einfach. Es reicht nicht, den äußeren Lärm abzustellen. Wenn es äußerlich ruhig wird, steigt oft genug die innere Unruhe auf.

Woher kommt das? Wir müssen der inneren Unruhe mal auf den Grund gehen. Dann werden wir, wie ich vermute, auf viele Antreiber stoßen, um uns herum, aber vor allem in uns. Antreiber, die uns dauernd zuraunen: Du musst gut sein, du musst besser sein, du musst perfekt sein. Nur dann ist es gut, nur dann bist du gut.

Jesus will Ruhe verschaffen. Und als Weg dorthin gibt er an: Lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig.

Soll diese Aufforderung zur Demut weiterhelfen? Wir hören das in unserem Sprachgebrauch als Aufruf zu Bescheidenheit und Unterwürfigkeit. Dabei ist etwas Anderes gemeint. Das ergibt sich aus dem lateinischen Wort für Demut: Humilitas.

Da steckt wiederum das Wort Humus drin: Erde, Boden. Es geht um Bodenhaftung. Es geht darum, auf dem Boden meiner Lebensrealität zu stehen, diese Realität mit all ihrem Licht und all ihrem Schatten anzunehmen, und nicht dauernd davor zu fliehen versuchen, nicht immer nur das Ideal zu erreichen versuchen.

Demütig ist der/die, der/die sein Leben so sieht, wie es ist – und es ist nicht ideal und perfekt – und dazu Ja sagt. Demut als Humilitas: Sich nicht besser machen als man ist, und sich nicht schlechter machen als man ist. Das eigene Leben, die eigene Existenz so sehen, wie sie ist. Sich mit der eigenen Wirklichkeit aussöhnen. Weil auch Gott sich mit uns ausgesöhnt hat, weil er Ja sagt zu unserer ureigenen Wirklichkeit.

Dann verschwinden die Antreiber. Dann kehrt tiefe innere Ruhe ein. 

(Pfr. Thomas Meurer)

Datum:
Mi. 15. Juli 2020
Von:
Matthias Lich

Ruhe und Demut

Wieder einmal wird heute im Gottesdienst der bekannte Ausruf Jesu im Matthäus-Evangelium gelesen: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich will euch Ruhe verschaffen. Ein Wort, das in uns einen tiefen Seufzer freisetzen kann: Ah, Ruhe!

Geht es Ihnen wie mir: Mit den Corona-Lockerungen hat sich nicht nur unser Marktplatz wieder gefüllt, sondern auch der Terminkalender. Innere Unruhe, Gehetzt- und Getrieben-Sein – diese Erfahrungen melden sich wieder häufiger. Und damit auch die Sehnsucht nach Ruhe.

Dabei ist es mit der Ruhe gar nicht so einfach. Es reicht nicht, den äußeren Lärm abzustellen. Wenn es äußerlich ruhig wird, steigt oft genug die innere Unruhe auf.

Woher kommt das? Wir müssen der inneren Unruhe mal auf den Grund gehen. Dann werden wir, wie ich vermute, auf viele Antreiber stoßen, um uns herum, aber vor allem in uns. Antreiber, die uns dauernd zuraunen: Du musst gut sein, du musst besser sein, du musst perfekt sein. Nur dann ist es gut, nur dann bist du gut.

Jesus will Ruhe verschaffen. Und als Weg dorthin gibt er an: Lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig.

Soll diese Aufforderung zur Demut weiterhelfen? Wir hören das in unserem Sprachgebrauch als Aufruf zu Bescheidenheit und Unterwürfigkeit. Dabei ist etwas Anderes gemeint. Das ergibt sich aus dem lateinischen Wort für Demut: Humilitas.

Da steckt wiederum das Wort Humus drin: Erde, Boden. Es geht um Bodenhaftung. Es geht darum, auf dem Boden meiner Lebensrealität zu stehen, diese Realität mit all ihrem Licht und all ihrem Schatten anzunehmen, und nicht dauernd davor zu fliehen versuchen, nicht immer nur das Ideal zu erreichen versuchen.

Demütig ist der/die, der/die sein Leben so sieht, wie es ist – und es ist nicht ideal und perfekt – und dazu Ja sagt. Demut als Humilitas: Sich nicht besser machen als man ist, und sich nicht schlechter machen als man ist. Das eigene Leben, die eigene Existenz so sehen, wie sie ist. Sich mit der eigenen Wirklichkeit aussöhnen. Weil auch Gott sich mit uns ausgesöhnt hat, weil er Ja sagt zu unserer ureigenen Wirklichkeit.

Dann verschwinden die Antreiber. Dann kehrt tiefe innere Ruhe ein. 

(Pfr. Thomas Meurer)