Neues aus dem Pastoralraum: Zum 1. Januar 2026 wird die neue Pfarrei gegründet
Wenn alles nach Plan geht, werden am 31. Dezember 2025 alle 32 Pfarreien, Filialgemeinden und Kuratien des früheren katholischen Dekanates Worms aufgelöst. Mit Datum vom 01. Januar 2026 soll dann eine neue große Pfarrei errichtet werden, die ein Netzwerk ist von vielen unterschiedlichen Gemeinden und Kirchorten. So haben es nun die Delegierten der Pastoralraumkonferenz einstimmig beschlossen. Darüber haben Propst Tobias Schäfer als Leiter des Pastoralraums Worms zusammen mit Carolin Bollinger, die als Koordinatorin den Prozess moderiert, die Öffentlichkeit informiert.
„Wir haben das in den letzten Monaten mit den einzelnen Pfarrgemeinderäten, im Kreis der hauptamtlichen und an vielen anderen Stellen intensiv diskutiert. Grundsätzlich war die Stimmung so, dass wir lieber eine frühzeitige Pfarreigründung anstreben möchten, um nach all den strukturellen Diskussionen dann auch bald die Möglichkeit zu haben, wieder in ein konkretes Arbeiten kommen zu können“, berichtet Carolin Bollinger. Die vielen organisatorischen und konzeptionellen Fragen, die im Blick auf neue Strukturen zu klären seien, würden momentan sehr viel Zeit, Energie und Ressourcen bei Haupt- und Ehrenamtlichen binden. „Das ist notwendig, wir wollen ja möglichst alle mitnehmen; aber es ist klar: Das geht auch nur für eine begrenzte Zeit“, ergänzt Propst Tobias Schäfer. Insbesondere nachdem bekannt wurde, dass noch in diesem Jahr zwei weitere Pfarrer den Pastoralraum verlassen, um neue Stellen im Bistum anzutreten, und nachdem ebenso klar ist, dass die Stellen nicht mehr besetzt werden, hat der ganze Prozess ohnehin rasant Fahrt aufgenommen. „Wir werden schon nächstes Jahr den Personalstand des Personalplans 2030 erreicht haben“, berichtet Propst Tobias Schäfer. Deshalb könne man nun nicht länger nur Planspiele am grünen Tisch machen: „Wir müssen nun direkt loslegen mit der Zusammenarbeit!“
Das Votum für die Neugründung der Pfarrei Worms und Umgebung 2026 ist von der Pastoralraumkonferenz beschlossen worden. Dabei handelt es sich um ein synodales Gremium aus Vertretern aller bisherigen Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräte der jetzigen Pfarreien; dazu kommen Delegierte der kirchlichen Verbände, Ordensgemeinschaften, der Jugend, der katholischen Kitas, der Religionslehrer und anderer Gruppen, sowie alle hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich des Pastoralraumes. Insgesamt ist es ein Gremium mit 104 stimmberechtigten Delegierten. „Bei nur drei Enthaltungen ist der Beschluss für eine Pfarreineugründung zum 01. Januar 2023 einstimmig getroffen worden“, freut sich Carolin Bollinger. Dass ein so entscheidender Einschnitt so breit mitgetragen wird, sei ein positives Signal.
Überhaupt sei es erfreulich, dass bei aller Sorge, bei allen Ängsten, die die anstehenden Veränderungen natürlich bei den Ehrenamtlichen und in den Gemeinden verursache, sehr viel an konstruktivem Mitdenken spürbar sei und von der Bereitschaft, Kirche der Zukunft aktiv mitzugestalten. „Nach einer regelrechten Depression, als vor 4 Jahren klar wurde, dass es so nicht mehr weitergehen könne und der Pastorale Weg vom Bischof angestoßen wurde, sei jetzt durchaus auch so etwas wie Aufbruchstimmung spürbar, wie Propst Tobias Schäfer es wahrnimmt.
Amtszeit der aktuellen Pfarrgemeinderäte soll um 2 Jahre verlängert werden
Ebenso mit sehr großer Mehrheit hat die Pastoralraumkonferenz, die im katholischen Pfarrzentrum von Herrnsheim tagte, ein Votum verabschiedet, dass die einzelnen Pfarrgemeinderäte bittet, beim Bistum den Antrag auf Verlängerung ihrer Amtszeit um 2 Jahre zu stellen. Denn regulär stünden im März 2024 Neuwahlen an – die dann gewählten Gremien würden aber mit der Neugründung der Pfarrei schon wieder enden. „Wir würden gern diese letzte Etappe des Weges bis zur Neugründung der künftigen Pfarrei mit den Ehrenamtlichen weitergehen, die bereits in den letzte vier Jahren intensiv den Prozess mitgestaltet haben“, erläutert Propst Tobias Schäfer. Dem haben sich nun die Delegierten mit großer Mehrheit angeschlossen.
Name für die künftige Pfarrei gesucht
Schließlich habe man bei der Pastoralraumkonferenz noch einige Kriterien für die Namensfindung für die künftige Pfarrei beschlossen. Denn das ist eine nächste Herausforderung: die künftige Pfarrei soll einen Namen tragen, mit dem sich möglich alle auch gut identifizieren können. Dabei sind Vorgaben des Kirchenrechts zu beachten, so etwa, dass eine Pfarrei immer einen Heiligen oder eine Heilige als Patron hat oder ein Heilsgeheimnis (wie etwa Heilige Dreifaltigkeit, Christi Himmelfahrt o.ä.) und einen Namensteil, der eine geographische Zuordnung ermöglicht. „Wenn wir nun die künftige Pfarrei zum Beispiel einfach nach dem Dom als Hauptkirche ‚St. Peter Worms‘ nennen würden, hätten alle den Eindruck, die Domgemeinde schluckt in einer Art freundlicher oder feindlicher Übernahme alle anderen Gemeinden. Aber faktisch werden alle bisherigen Gemeinden, inklusive der Dompfarrei, aufgelöst werden und es wird eine ganz neue Pfarrei gegründet, die von Offstein im Süden bis Dorn-Dürkheim und Gimbsheim im Norden reicht“, erläutert der Propst. Deshalb habe man als Kriterium beschlossen, dass die Pfarrei möglichst kein Patronat haben soll, das in einer der bisherigen Pfarreien bereits als Kirchenpatronat vorhanden ist. Ein weiteres Kriterium lautet: es soll möglichst ein Patron oder eine Patronin sein, der oder die einen Bezug zu Worms oder der Region hat. Mittlerweile sind bereits an die 30 konkrete Namensvorschläge eingegangen. Die Pastoralraumkonferenz ruft dazu auf, weitere Vorschläge einzubringen. Aus den Vorschlägen soll dann bei der nächsten Sitzung der Konferenz im November ein Name ausgewählt werden.
Noch viel zu tun bis zur Pfarreigründung
Bis zur Pfarreigründung sei noch einiges an Arbeit zu bewältigen. In unterschiedlichen Projektgruppen werden momentan Konzepte entwickelt für die Verwaltung und die Pfarrbüros der künftigen Pfarrei, Konzepte für verschiedene Bereiche der Seelsorge wie die Kommunion- und Firmvorbereitung oder der Sozialpastoral. Eine wichtige Aufgabe sei auch die Entwicklung einer abgestimmten Gottesdienstordnung für die insgesamt 33 Kirchen: „Bei nach dem Personalschlüssel bis 2030 nur noch 5 Priestern und 4 weiteren Hauptamtlichen setzen wir hier verstärkt auf Ehrenamtliche. Noch in diesem Jahr beginnt ein Kurs für die Ausbildung und Qualifizierung von Gottesdienstleiter*innen“, erläutert Carolin Bollinger. Schließlich ist auch klar, dass der jetzige Bestand an Pfarrheimen und die Gebäudeunterhaltungslast deutlich reduziert werden müsse: auch daran arbeite eine Projektgruppe, in der alle Gemeinden vertreten seien, mit Hochdruck.
Nachdem nun klar ist, dass der Stellenplan 2030 bereits viel schneller als erwartet erreicht sein wird, wird mit Hochdruck an gemeinsamen Konzepten gearbeitet. „Die Zusammenarbeit der Hauptamtlichen, um gemeinsam den ganzen Pastoralraum in den Blick zu nehmen, beginnt also schon jetzt und nicht erst mit der Pfarreineugründung“, macht Carolin Bollinger deutlich. Bei einer zweitägigen Teamentwicklungsklausur haben die Hauptamtlichen hier schon wichtige Schritte gemacht und erste Entscheidungen getroffen.
„Mittlerweile haben alle begriffen, dass wir nicht einfach Planspiele am grünen Tisch machen, sondern dass wir gemeinsam, Haupt- und Ehrenamtliche, schauen müssen, wie wir die Seelsorge, die Gottesdienste, die Verwaltung pfarreiübergreifend und im Blick auf den gesamten Pastoralraum organisieren.“, unterstreicht Propst Tobias Schäfer. Mit der Ernennung von Kerstin Bertz zur Verwaltungsleiterin ist in diesem Bereich bereits erste Entlastung spürbar. „Ich bin mir bewusst, dass der Weg, der vor uns liegt, mühsam werden wird. Ich bin aber auch voller Vertrauen, dass Gott uns auf diesem Weg führt und dass wir in all den Veränderungen auch von ihm geführt werden“.