Im 13. Jahrhundert ist für Dorn-Dürkheim eine dem St. Cyriak geweihte Pfarrkirche erwähnt. Sie stand an der Stelle, wo heute die ev. Kirche steht. In der Refomrationszeit übernahmen die Reformierten diese Kirche, wobei den Katholiken eine Zeitlang ein Mitbenutzungsrecht zugestanden wurde. Um 1745 bauten sich die Katholiken eine Kapelle, die der St. Ursula geweiht war; sie gehörte zur Pfarrei in Weinolsheim. 1891 wurde die heutige, dem heiligen Joseph geweihte Kirche, erbaut. Sie steht an der gleichen Stelle wie die 1745 erbaute Ursula-Kapelle und enthält zwei Mauerstücke der alten Kapelle. Die Kosten betrugen 14.895,22 Mark. Die Weihe der Kirche nahm mit Vollmacht des bischöflichen Ordinariats der damalige Pfarrer von Heßloch, Josef Friedrich Hensel vor. Drei neue Glocken wurden von dem Mitglied des Kirchenvorstandes Wilhelm Hofmeister und seiner Ehefrau Magdalena gestiftet. Der Besuch Bischofs Kirstein am 31. Mai 1906 war für die Gemeinde ein festlicher Tag, zumal der Bischof seine priesterliche Tätigkeit als Kaplan der Pfarrei Heßloch hier begonnen hatte. Nach einer im Jahre 1932 unter großen Opfern durchgeführten Erneuerung wurden 1934 wieder drei neue Glocken angeschafft, von denen zwei wie im ersten, so auch im zweiten Weltkrieg abgeliefert werden mussten. Am 24. April 2005 wurde eine neue Glocke von Generalvikar Giebelmann geweiht.
Sankt Joseph in Dorn-Dürkheim
Die neue Glocke ist wieder eine Marienglocke, so wie auch die im 2. Weltkrieg abgelieferte Glocke." Sie wurde in der Glockengießerei der Kunstwerkstätten "ars liturgica" der Benediktinerwerkstätten in Maria Laach im Herbst 2004 gegossen. Die alte Glocke aus 1934 ist dem heiligen Joseph - dem Kirchenpatron - geweiht. Die katholische und die evangelische Kirche von Dorn-Dürkheim liegen rund 300 m auseinander und werden jetzt ein fünfstimmiges Ortsgeläut mit einer Oktave Umfang und einer Gis Tonleiter bilden: "gis' - h - dis - e - gis." Das evangelische Trio-Geläute bildet dabei den Moll-Akkord, das katholische Duett eine Dur-Terz. 1932 weihte Domkapitular Dr. Joseph Schneider, ehemals Pfarrer in Heßloch, einen gestifteten Kreuzweg und feierte nach Wochen das erste Messopfer in der restaurierten Kirche. Im Jahre 1965 wurde die Kirche wieder gründlich restauriert. Neue Fenster ließen den Kirchenraum hell und freundlich erscheinen.
Über dem Altar entstand eine Rosette, in deren Mitte der Gute Hirte dargestellt ist, umgeben von Szenen aus dem Neuen Testament auf den umkränzenden Rosen. Die Aufbauten des neugotischen Altares wurden durch ein Halbrelief einer Abendmahlszene aus der Pfarrei Fürfeld ersetzt. In Holz geschnitzte Figuren des hl, Cyriakus und der Hl. Ursula erinnern an die Geschichte der Kirche. Das Gotteshaus erhielt eine neue Beleuchtung und eine elektrische Heizung. Der Chorraum erhielt einen neuen Belag. 1985 wurde an der Kirche wieder vier volle Monate gearbeitet. Die Kirche wurde gegen Feuchtigkeit isoliert, erhielt einen neuen Innenputz und wurde neu ausgemalt. Hatte der Neubau 1.891 bis 14.000 DM. gekostet, so verschlang allein die Restaurierung 1985 das Zehnfache in DM, doch konnte man dieses Mal die Hälfte durch Zuschüsse decken. Besondere Erwähnung verdient die spätgotische Kanzel, wohl das künstlerisch wertvollste Stück der Kirche. Das von dem langjährigen Organisten Giloth zur Verfügung gestellte Harmonium wurde im Oktober 1979 durch eine elektronische Orgel mit zwei Manualen ersetzt. Erstaunlich ist, dass die Finanzierung aller Restaurierungen und Neuanschaffungen zu einem nicht unbeträchtlichen Teil durch Spenden aus der Gemeinde erfolgen konnte. Die Pfarrei Hirschhorn, stiftete bei der letzten Restaurierung den Kreuzweg. Aus dem Karmelitenkloster Hirschhorn waren vier Jahrhunderte die Pfarrer der Mutterpfarrei Heßloch gekommen. Seit 1868 ist Dorn-Dürkheim Filialgemeinde der Pfarrei St. Jakobus Dittelsheim-Heßloch.
Kirche, das sind nicht nur gottesdienstliche Räume, Kirche sind in erster Linie Menschen, die ihren Glauben leben. Allein die geistlichen Berufe aus der kleinen Diasporagemeinde zeigen, wie tief der Glaube wurzelt. Schwester Elekta Korb, Schwester Bilhildis Sum, Schwester Calesta Hemmrich, wirkten im Kloster, zwei Söhne der Familie Esser wurden Theologen und Monsignore. Karl-Heinz Beichert, ebenfalls ein Sohn der Gemeinde Dorn-Dürkheim, war Pfarrer in Rüsselsheim. Er verstarb am 23. Februar 2008 in Mainz.
Die Rosette im Chorraum
Mit einem Durchmesser von nur 120 cm erscheint sie dem Auge wie eine Miniatur. Es ist erstaunlich, wie reichlich der Kunstmaler Heinz Hindorf, Michelstadt, der Schöpfer der weithin bekannten Kirchenfenster im Westchor der Katharinenkirche in Oppenheim, nach einer Idee des Ortspfarrers die Rosette im Stempel und den sechs Blütenblättern ausgestattet hat. In Form und Detail, Farbe und Gestaltung spricht die Bibel in einer lebendigen und plastischen Sprache zu uns. Die handwerkliche Ausführung besorgte 1965 die Kunstglaserei Münch-Wolff in Groß-Umstadt. Die Rosette bildet den krönenden Abschluss des Chorraumes. Von einem neugotischen Altar wurden bei der Restauration 1965 unter Leitung von Restaurator Eugen Heller, Mannheim, die Türmchen entfernt und an deren Stelle ein neugotisches Abendmahl in Halbrelief aus der Kirche in Fürfeld eingefügt.
Über dieser Darstellung des Abendmahls schaut nun der gute Hirte, umgeben von 15 Schafen, drei in seiner nächsten Nähe und zwölf einen Kreis um den guten Hirten bildend bis in die sechs Blütenblätter hinein, auf seine Gemeinde. Die übrigen gotischen Fenster sind in buntem Schuppenornament schlicht gestaltet und weisen so auf die Rosette im Chorraum hin.
Der Grundgedanke der Darstellung will dem Besucher und Beter verkünden: Der Herr kommt in keine heile Welt, aber er will diese Welt heilen. Er will jeder Zeit ein wenig mehr Licht und Farbe, Freude und Gesundung schenken. Das Leben hat trotz Kreuz der Menschen und Kreuzigung Christi einen tiefen Sinn; es hat eine den Tod überwindende Dimension bekommen. Die einzelnen Blütenblätter der Rosette sind bewusst in Antithese gesetzt und stellen im Volke bekannte Szenen aus dem Leben Jesu dar. Im Uhrzeigersinn ist über dem guten Hirten die Kreuzigung dargestellt (a), es folgen die Verleugnung des Petrus (b), das erste Wunder auf der Hochzeit zu Kana (c), die Erweckung der Tochter des Jairus vom Tode (d), die Heilung des Blinden am Wege (e) und schließlich die Verkündigung der Frohbotschaft des Herrn an die Jünger und Apostel wie die Gemeinde am See Gennesaret (f). Der gute Hirte, sitzend von drei Schafen umgeben, geht dem einen verlorenen Schaf nach, bis er es in der Wüste gefunden hat. Er bringt es voller Freude zur Herde zurück. Im Himmel, sagt er an anderer Stelle, ist mehr Freude über einen verlorenen Menschen, der sich retten lässt, als über neunundneunzig Gerechte, die nicht der Rettung bedürfen. Ihm gehören die Schafe. Daher setzt er auch sein Leben für die Schafe ein. Der Mietling, dem die Schafe nicht gehören, flieht in der Stunde der Gefahr und lässt die Schafe im Stich. So wird auch der Hirte von der Darstellung am Kreuz überhöht (a). Im Opfer am Kreuz erfüllt sich der Hirtendienst des Herrn. In Antithese ist die Auferweckung der Tochter des Jairus vom Tode (d) gesetzt. Auch für den Herrn ist der Tod am Kreuze nicht Ende, sondern Obergang und Beginn eines neuen, ewigen Lebens; aber nicht nur für ihn allein, sondern für jeden, der an die Vollendung allen Lebens durch Christus glaubt. Der Herr heilt Blinde von der Blindheit der Augen (e) und der Blindheit des Herzens (b). Hier begegnen sich der Blinde am Wege und Petrus, der seinen Herrn leichtfertig verleugnet. Mögen dir alle untreu werden, ich nicht, verkündet er großspurig. Der Herr mahnt ihn: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und dennoch: Ich lasse dich nicht fallen, wenn du in meine Arme zurückfällst. Schließlich verwandelt der Herr Wasser in Wein auf der Hochzeit von Kana (e) und macht aus schlichten Fischern vom See Gennesaret Menschenfischer (f). Die Fülle des verwandelten Wassers in besten Wein ist ein Zeichen für die Kraft und Macht der Frohen Botschaft in Händen von schwachen Menschen, Jahrhunderte und Jahrtausende von der Botschaft der Freude zu prägen, bis der Herr einst wiederkommt. Ja noch mehr, die Botschaft Christi vom guten Hirten kulminiert in Kreuz und Auferstehung und zwingt zu einer eindeutigen Stellungnahme. An Kreuz und Auferstehung führt kein Weg mehr vorbei.