Gewohnheiten und Behaglichkeiten

Gut geerdet (c) Pixabay.com
Gut geerdet
Datum:
Do. 18. Juni 2020
Von:
Anja Encarnacao

Eigentlich hätte die katholische Kirche im Gersprenztal  jetzt ihr Pfarrfest gefeiert. Das Pfarrfest erinnert an den Weihetag der Kirche. Im Gersprenztal stehen drei Kirchen und alle  haben ihre Weihetage im Sommer: Reichelsheim am 17. Juni,  Fränkisch-Crumbach am 20. Juni und Brensbach am 13. Juli.

Was motivierte die Katholiken in den 60- und 70-Jahren diese Kirchen zu bauen?

Sehnsucht?

„Da wohnt ein Sehnen tief in uns, oh Gott, nach dir, dich zu sehn,  dir nah zu sein“  - so heißt es in dem Lied von Anne Quigley  „There ist a longing“, Deutsch von Eugen Eckert.

Von der Sehnsucht  erzählt auch der Psalm 84, der zu der Feier des Jahresgedächtnis einer Kirchweihe gehört: Wie liebenswert ist deine Wohnung, Herr, der Heerscharen! Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht nach dem Tempel des Herrn. Mein Herz und mein Leib jauchzen ihm zu, ihm, dem lebendigen Gott. Auch der Sperling findet ein Haus und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen deine Altäre, Herr der Heerscharen, mein Gott und mein König. Wohl denen, die wohnen in deinem Haus, die dich allezeit loben.

Sehnen und Wohnen – auch in Gewohnheiten kann man wohnen – in guten wie in schlechten.

Gewohnheiten machen es behaglich. Das Wort „behaglich“  kommt von „hag“ für „Hecke“.

Mit Hecken kann man sich auch gut von den Nachbarn abgrenzen, in naturnahen  Hecken können auch Vögel Nester bauen. Hecken halten die rauhen Winde fern.

Sich in  guten aber eben auch schlechten „Gewohnheiten“  behaglich und bequem einrichten – vielleicht wird deswegen im Gottesdienst anlässlich des Jahresgedächtnis einer Kirchweihe immer wieder von der Tempelreinigung Jesu erzählt.

Jesus warf die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler  aus dem Tempel hinaus und stieß  deren Tische um.

Sonst wird dieses Evangelium von dem leidenschaftlichen und zornigen Jesus  in der Fastenzeit vor Ostern alle drei Jahre erzählt.

„Hinauswerfen“, „Entrümpeln“, „Ausmisten“, „Zurückschneiden“ – das gilt immer wieder!  

Das gilt nicht nur für unsere Häuser, in denen wir wohnen, unsere Kramschubladen und unsere Hecken im Garten, das gilt auch für unsere  anderen geliebten Gewohnheiten und Behaglichkeiten – auch denen  in den Kirchen.