Jesus lehrt im Tempel:
Vom Volk als Schriftgelehrter anerkannt,
von den Pharisäern als Lehrer benannt,
misstrauen ihm diese doch.
Sie wollen ihn packen,
ihn vorführen, jetzt!
Die in flagranti Ertappte
kommt da gerade recht.
Sie ist Mittel zum Zweck –
zudem nur eine Frau!
Wenn Jesus sie schützt,
missachtet er die Ehe!
Der Schutz der Ehe
durch die Todesstrafe,
wie das Gesetz es vorsieht,
scheint die einzige Wahl.
Nicht nur die Frau – auch Jesus
steht mit dem Rücken zur Wand.
Doch Jesus lebt aus Gottes Liebe –
und die Wand … weicht!
Dorothee Sandherr-Klemp (zu Joh 1,8-11)
aus: Magnificat. Das Stundenbuch 04/2022, Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer; www.magnificat.de In: Pfarrbriefservice.de
In jener Zeit ging Jesus zum Ölberg. Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es. Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du? Mit diesen Worten wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn anzuklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie. Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie das gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand. Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!