In der aktuellen Situation sehnen sich viele Menschen nach Kindheitserinnerungen. Sie kramen nach ihren Poesiealben, schauen sich Kindheitsfotografien an oder erinnern sich an vergangene Zeiten. Erinnerungen, aber auch Rituale und Traditionen, geben uns in schwierigen Situationen Halt.
Eine schöne Tradition ist das Zusammenbinden von Palmbuschen, die anlässlich des Palmsonntags in der katholischen Kirche gewahrt wird.
Der Palmsonntag eröffnet die Karwoche und somit die wichtigste Woche des Kirchenjahrs. An diesem Tag gedenken die Christen auf der ganzen Welt des Einzugs Jesu in Jerusalem. Auf dem Rücken eines Esels zog der Sohn Gottes in die Heilige Stadt und die Bewohner schnitten Palmzweige und Olivenäste von den Bäumen, um Jesus zu begrüßen. Palmen galten von je her als heilige Bäume, denn sie stehen als Symbol für die Königswürde, die Auferstehung und dem Leben nach dem Tod.
Grüne Zweige an einem Haselnussstock, geschmückt mit bunten Bändern, nennt man Palmbuschen, Palmbesen oder auch Palmstock. Diese Gebinde erzählen symbolisch vom Einzug Jesu nach Jerusalem.
In den südlichen Ländern werden dafür Palmzweige genommen, nördlich der Alpen verwendet man Weidekätzchen und immergrüne Zweige, wie z. B. Buchs und Thuja. Die Größe und die Zusammensetzung variieren von Region zu Region. Die Weidekätzchen, auch Palmkätzchen genannt, sind das Sinnbild für die Auferstehung. Die grünen Zweige stehen für die Farbe des Lebens und die Hoffnung.
Der Palmbuschen kann mit Schleifen, Eiern, kleinen Fastenbrezen oder einem Esel aus Holz verziert werden. Bei der Verwendung von Weidekätzchen sollte man darauf achten, dass sie unter Naturschutz stehen und nur aus dem Garten genommen werden dürfen.
Am Palmsonntag gesegnete Zweige werden auch für eine gute Ernte in den Acker gesteckt. Viele befestigen sie im Garten, am Haus oder Kruzifix. Früher wurden Bräuten die gesegneten Palmkätzchen in das Brautkleid genäht oder Säuglingen ins Bett gelegt. Weiterhin sollte man beim Aufziehen schwerer Gewitter einen Zweig dieser geweihten Ästchen verbrennen, um so Gottes Schutz zu erbitten.
Die geweihten Palmzweige vom Vorjahr werden vielerorts in die Kirche gebracht. Dort verbrennt man sie und hebt die entstandene Asche auf. Mit dieser zeichnet der Pfarrer den Gläubigen am Aschermittwoch das Aschenkreuz auf die Stirn.
Dieses Jahr können wir die Palmbuschen leider nicht in der Kirche durch das Weihwasser segnen lassen. Aber wir können Gott um Segen bitten und dieser wird ihn uns reichlich schenken.
Da nahmen sie Palmzweige, zogen hinaus,
um ihn zu empfangen, und riefen:
Gesegnet sei er, der kommt im Namen
des Herrn, der König Israels!
Johannes 12, 13
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen von ganzem HERZen einen gesegneten Palmsonntag.
Bleiben sie gesund. Ihre Manuela Tollerian