Pfingsten

Im Evangelium nach Johannes hörte man dort einen Abschnitt aus einer der Abschiedsreden Jesu. In den Abschiedsreden spricht Jesus immer wieder von dem „Geist der Wahrheit“, den er als „Beistand“ senden will: „Wenn aber der Beistand kommt, den ich euch vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen. Und auch ihr legt Zeugnis ab, weil ihr von Anfang an bei mir seid.“

Was ist „Wahrheit“? Was ist „wahr“?

Andere Worte für „wahr“ sind einerseits: „den Tatsachen entsprechend, belegt, bewiesen, wirklich, zutreffend“, aber auch andererseits: „aufrichtig, echt, ehrlich, ernsthaft, von ganzem Herzen“.

Wenn man aus dem Tor des Friedhofes auf dem Leimberg heraustritt, dann kann man auf dieser Höhe in die Weite der Odenwälder Landschaft schauen.  Diese liegt vor einem, genauso wie der Friedhof, dieser Ort des Abschieds hinter einem liegt. Nach links geht der Weg weiter in die Felder, wo mancher gerne spazieren geht. Nach rechts geht er hinunter zur B 38.

Diesen Standpunkt mit seiner Aussicht, Rücksicht, links und rechts, kann man auch in einem übertragenen Sinn versuchen zu verstehen.

Es gibt das, was im Leben hinter einem liegt. Das hat sich so ereignet, so und nicht anders.  Vor einem liegt die Weite und Offenheit des eigenen Lebens. Und es gibt das „Links“ und „Rechts“, immer wieder muss man sich im Leben entscheiden.

Was ist „Wahrheit“?

Vor Gericht ist diese Frage wichtig. „Zeugen“ sollen die „Wahrheit“ sagen.

Bei Gericht gibt es außerdem einen „Richter“ und es gibt einen „Kläger“ und einen „Angeklagten“.

Auch bei Abschiedssituationen kann es Klage geben.

Kann man sich dann vorstellen, dass einem der Allmächtige, dem man sein Schicksal geklagt hat, den man vielleicht auch angeklagt hat, zeigt, was „wahr“ ist?

Kann man sich vorstellen, dass dieser Gott einem, dann das Leben zeigt, das hinter einem liegt, das so war, wie es war und nicht anders war?

Kann man sich vorstellen, dass dieser Gott einem, dann aber auch das Leben zeigt, das mit seiner Offenheit und Weite vor einem liegt?

Kann man sich vorstellen, dass dieser Gott einem, dann die Möglichkeiten zeigt, die man in seinem Leben hat, das „Links“ und „Rechts“?

Was ist „Wahrheit“? Dieser Gott, für den Christen Zeugnis ablegen, dieser Gott, von dem wir das Leben haben und der es in seiner Liebe uns jeden Tag unseres Lebens neu schenkt und in dessen „Geist der Wahrheit“ wir das Leben wagen dürfen und sollen.