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Kleidertausch statt Kaufrausch:Der Hahnenschrei im April 2024

Der Frühling ist da – und mit ihm die Zeit für den Frühjahrsputz. Für viele auch Anlass, den Kleiderschrank auszumisten und sich mit den neuesten Kleidungstücken der aktuellen Frühjahrs- und Sommerkollektion einzudecken. Dabei freut sich jeder über das ein oder andere Schnäppchen. Gäbe es da nicht einen Haken...
Datum:
Mo. 8. Apr. 2024
Von:
Verena Stenger

Damit wir zu Tiefstpreisen mit der Mode mitgehen können, werden woanders Menschen ausgebeutet und die Natur zerstört. Im Rahmen der Umweltchallenge widmen wir diesen Monat daher dem Thema Kleidung und der Frage:

„Wie ziehe ich mich umweltfreundlich an?“

Was ist eigentlich das Problem?

Billig viel kaufen, selten oder nie tragen, schnell wegwerfen – angekurbelt von der Textilindustrie, ist Kleidung zur Wegwerfware geworden. Fast Fashion – die schnelle Produktion großer Mengen von Kleidung – lautet das Stichwort. Laut einer Studie von Greenpeace liegen allein in Deutschland 5,2 Milliarden Kleidungsstücke in den Kleiderschränken – im Schnitt 95 pro Erwachsenem – wovon 2 Milliarden fast nie oder sehr selten getragen werden und das meiste nach ein bis drei Jahren in Altkleidercontainern landet. Millionen Tonnen von Altkleidern wiederum werden im Rahmen des globalen Handels mit Secondhand-Kleidung in die ganze Welt, vor allem in Länder im globalen Süden, verschifft. Laut Umweltbundesamt kauft jeder Deutsche im Schnitt 18 Kilogramm Kleidung pro Jahr, das entspricht 50-70 Kleidungsstücken. Damit sind wir mit den USA und der Schweiz weltweit Spitzenreiter.

Den Preis unseres verschwenderischen Lebensstils zahlen Mensch und Umwelt, vor allem in Asien: allein 3500 giftige Chemikalien kommen bei der Herstellung unserer Kleidung zum Einsatz.

1. Einsatz von Chemikalien bei Anbau und Weiterverarbeitung: Beim konventionellen Anbau von Baumwolle werden mehr Pflanzengifte eingesetzt als für jedes andere landwirtschaftliche Anbauprodukt. Das verseucht Grundwasser und Boden und gefährdet die Gesundheit der Menschen, die Baumwolle anbauen. Um aus Rohstoffen Garne zu spinnen und Stoffe zu weben, kommen ebenfalls Chemikalien zum Einsatz, darunter auch hochgiftige.

2. Enormer Wasser- und Energieverbrauch: Der Baumwollanbau für ein einziges T-Shirt verschlingt 2000 Liter Wasser. Auch bei der Weiterverarbeitung werden enorme Wassermengen verbraucht. Für die Herstellung einer Jeans werden 7000 Liter Wasser benötigt. Für die Herstellung von Kunstfasern wie Polyester, das aus Erdöl besteht, wird sehr viel Energie benötigt, die als CO2 wiederum dem Klima schadet.

3. Plastikmüll: Kleidung aus Kunstfasern hat einen weiteren Nachteil. Beim Waschen brechen kleine Plastikfasern ab und geraten als Mikroplastik in unser Grundwasser und die Meere.

4. Methangas: Bei der Herstellung von Wolle ist die Tierhaltung das Problem. Schafe brauchen Nahrung und Wasser und stoßen das Treibhasgas Methan aus. Darüber hinaus müssen die Tiere bei der konventionellen Herstellung von Wolle oft leiden.

5. Ausbeutung im Akkord: Ein Großteil unserer Kleidung wird in Asien hergestellt und dort überwiegend von Frauen und manchmal sogar auch von Kindern genäht. Und das bei unhaltbaren Arbeitsbedingungen und zu Hungerlöhnen.

Was können wir tun? Ein paar Tipps für einen nachhaltigen Kleiderschrank und Slow Fashion:

Konzept der Slow Fashion: Basic-Langarm-T-Shirt und Jeans aus Bio-Baumwolle, die viele Jahre getragen werden können.

1. Weniger kaufen und länger tragen: Das beste Rezept gegen überfüllte Kleiderschänke, Shoppingwahn und Fast Fashion: weniger kaufen und Kleidung auf eine kleine saisonale Auswahl beschränken, die gut miteinander kombinierbar ist.

2. Secondhand kaufen

3. Tauschen: Kleidung tauschen statt kaufen. Der Trend der Kleidertauschpartys nimmt zu.

4. Weitergeben: Nicht getragene Kleidung weitergeben, spenden oder in Altkleidercontainer mit Qualitätssiegel einwerfen.

5. Kaputte Kleidung selber nähen oder zum Schneider bringen, kaputte Schuhe zum Schuster bringen

6. Bei neuer Kleidung auf umweltfreundliche Fasern achten: Moderne Fasern wie z.B. Lyocell oder Modal bestehen aus Holz und sind zu 100% abbaubar und kompostierbar.

7. Neue Kleidung mit Umwelt- und Fairtrade-Siegeln kaufen: Diese Kleidung bietet biologisch angebaute Rohstoffe, nachhaltige Lieferketten, einen Mindestlohn für Arbeiter und den Verzicht auf Chemikalien. Beim Kauf sollte auf unabhängige Siegel wie GOTS (Global Organic Textile Standard), Bluesign (für Outdoorkleidung), Naturtextil IVN (zertifiziert BEST) geachtet werden. Faire und nachhaltige Mode findet sich auch bei spezialisierten Anbietern wie Hess Natur, Maas Natur und Waschbär.

8. Weniger waschen: Das hält die Textilien länger am Leben.

Kleidertausch statt Kaufrausch

Der nächste Kleidertausch des Pastoralraums findet am 25. April 2024 in St. Bernhard statt. Nähere Informationen finden Sie hier.

Tippgeber des Bistums Mainz zum Thema Textilien

© Die Idee für das „grüne Jahr“ stammt von Jennie Sieglar, ehemalige Moderatorin der logo!-Kindernachrichten. Sie hat ihre Erfahrungen in dem Buch Umweltliebe: Wie wir mit wenig Aufwand viel für unseren Planeten tun können (Piper, 2019) niedergeschrieben.

Weitere Quellen:

  • Bundesumweltamt, Kleidung bewusst und nachhaltig konsumieren. https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/haushalt-wohnen/bekleidung#so-bringen-sie-mehr-nachhaltigkeit-in-ihren-kleiderschrank, 25.08.2023
  • Eigner, Christian: Grüner leben nebenbei: Was jeder für Klima und Umwelt tun kann. Berlin: Stiftung Warentest, 2021
  • Greenpeace, Wegwerfware Kleidung: Repräsentative Greenpeace-Umfrage zu Kaufverhalten, Tragedauer und der Entsorgung von Mode, 2015

Weiterführende Informationen erhalten Sie auch auf den Seiten des Bistums Mainz sowie im Tippgeber zum Thema Textilien.

Slow Fashion - Green Fashion - Sustainable Fashion

Viele Namen, ein Gedanke: Kleidungsherstellung mit Rücksicht auf Mensch und Natur.
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