Textilien

Kleidung spenden (c) StockPhotoPro | stock.adobe.com

Nachhaltig kaufen - Lange tragen - Weiterverwenden

„Das steht mir“ – freuen wir uns, wenn ein Kleidungsstück gut (zu uns) passt. Immer mehr Menschen aber blicken hinter die Kulissen der Textilindustrie und fragen sich: „Steht mir das?“, weil …

  • die Textilindustrie für 4 % (andere Quellen sprechen von bis 10 %) der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist – das sind so viele Emissionen, wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen ausstoßen.
  • der Anbau von Baumwolle große Mengen Wasser (für ein Kilogramm sind zwischen 10.000 und 17.000 Liter Wasser nötig) verbraucht. Da die Pflanze aber auch Regen schlecht verträgt, liegen die Anbaugebiete bewusst in trockenen Regionen
  • gut 10 % aller weltweit eingesetzten Insektizide und 5 % aller Pestizide auf Baumwollfeldern landen – obwohl der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche nur 3 % beträgt.
  • aber auch Kleidung aus Kunstfaser ökologisch nicht unbedenklich ist – wird diese doch meist immer noch aus Erdöl hergestellt und belastet die Umwelt beim Waschen mit Mikroplastik (in Deutschland geschätzt 80 – 400 Tonnen jährlich)
  • insbesondere der Färbeprozess Gewässer mit giftigen Chemikalien belastet
  • Verarbeitung und Transport (eine Jeans kann schon mal um die halbe Welt reisen) die Umwelt belasten, die Arbeiter/innen auf den Feldern, in der Verarbeitung und Herstellung oft unter unwürdigen Bedingungen arbeiten, ohne Schutz gesundheitsgefährdenden Stoffen ausgesetzt sind und meist nicht fair bezahlt werden.

Dieser Tippgeber will Anregungen geben und Wege aufzeigen, sich nachhaltig(er) zu kleiden, damit wir künftig – auch mit Blick auf die öko-soziale Bilanz unserer Kleidung – guten Gewissens sagen können: „Das steht mir!“

„Slow fashion statt Fast Fashion“

Slow Fashion (c) netrun78 | stock.adobe.com

Fast fashion ist durch eine schnelle, preisgünstige und oftmals minderwertige Produktion geprägt. Die Fastfashion-Industrie wirft meist mehrere Modetrends jährlich auf den Markt. Oft steht der Profit im Vordergrund, während Umwelt und Arbeitsbedingungen vernachlässigt werden.

Slow fashion steht hingegen für Qualität, Langlebigkeit, Nachhaltigkeit, umweltfreundlich(er)e Materialien, faire Löhne und Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Herstellung der Rohstoffe bis hin zum Verkauf.

Tipps und Anregungen zum nachhaltigen Textilkauf:

Capsule Wardrobe Fashion Collection (c) adobe.com
  • Kaufen Sie weniger, aber hochwertiger. Stellen Sie sich eine Garderobe mit wenigen, aber gut kombinierbaren Kleidungsstücken (Capsule Wardrobe) zusammen. Entwickeln Sie einen selbstbewussten, eigenen Modestil, der unabhängig ist von den Trends der Industrie.
  • Tragen Sie Ihre Kleidung möglichst lange und lassen Sie diese bei Bedarf reparieren.
  • Informieren Sie sich über Materialien und Herstellung der Produkte
    -Kaufen Sie Baumwolltextilien bevorzugt in Bio-Qualität (organic cotton); diese verbraucht zwar auch noch viel Wasser, verzichtet aber auf Giftstoffe beim Anbau.
    -Wenn Sie synthetische Materialien bevorzugen, wählen Sie Kleidungsstücke mit einem hohen Anteil an Recyclingmaterial. Waschen Sie diese Funktionskleidung möglichst selten, mit niedriger Temperatur und geringer Schleuderzahl und nutzen Sie möglichst spezielle Waschbeutel.
    -Bevorzugen Sie Firmen, die in Deutschland/Europa produzieren, zumindest aber menschenwürdige Arbeitsbedingungen und faire Löhne garantieren.
  • Kaufen Sie Kleidung aus Secondhand, beteiligen Sie sich an Tauschaktionen oder mieten Sie Kleidung (insbesondere für einmalige Anlässe wie z.B. Hochzeiten).

Und wenn der Kleiderschrank dann doch zu voll ist?

Kleiderspende (c) 22Imagesstudio | stock.adobe.com

Wenn die Kleidungsstücke noch gut erhalten sind, ist eine Spende an die nächste Kleiderkammer oder soziale Organisation die erste Wahl. (Bitte unbedingt vorher erkundigen, ob Bedarf besteht!). Die nächste Option ist der Einwurf in einen Kleidercontainer in Ihrer Nähe. Da es leider auch in dieser Branche schwarze Schafe gibt, sollten Sie auf folgende Siegel achten: BVSE Qualitätssiegel Textilsammlung und/oder FAIRWertung und/oder DZI Spendensiegel.

Diese Organisationen achten meist auf eine sinnvolle Aufteilung der gespendeten Kleider:

  • 1 Drittel Secondhand,
  • 1 Drittel Export (meist) nach Afrika (Hier gilt es ein sensibles Gleichgewicht zu wahren: einerseits sind die Menschen auf günstige Ware angewiesen, andererseits soll die heimische Textilindustrie nicht übermäßig geschwächt werden)
  • 1 Drittel wird zu Putzlappen u.ä. für die Industrie verarbeitet.