Schmuckband Kreuzgang

Geistliches Wort zum Sonntag, den 13.2.2022

Auferstehungserfahrungen im Alltag (c) E. Wanka
Auferstehungserfahrungen im Alltag
Datum:
Sa. 12. Feb. 2022
Von:
Edith Wanka

Geistliches Wort zum Sonntag, den 13.2.2022

Liebe Alle!

Geht es Ihnen aktuell auch so, dass Sie sich, wenn Sie die ersten Frühlingsboten sehen – z.B. Schneeglöckchen oder Narzissen– ganz besonders freuen?            Dass Sie beschwingter in den Tag starten, wenn Sie dieser nicht mit tristem Grau, sondern mit Sonne begrüßt? Oder: Erinnern Sie sich daran, wie Sie sich fühlten als eine persönliche Krisenzeit – in der Familie oder im Freundeskreis, im Beruf … überwunden war? Wie war es, mitzuerleben, dass ein Ihnen nahestehenden Mensch eine schwere Erkrankung überstanden oder ein tiefes Tal – der Depression oder Trauer durchschritten hat?                                                                                   Freude, Erleichterung, Aufatmen, neuer Mut und Zuversicht sind einige Worte, die beschreiben können, wie gut es tut, die „Dunkelheiten und kleinen Tode im Alltag“ hinter sich gelassen zu haben.                                                                                Ein/e Jede/r von uns macht im seinem/ihrem Leben Erfahrungen, die wir als Überwinden dessen, was sich wie „Tod“ anfühlt, bezeichnen können. „Auferstehungserfahrungen – mitten im Leben.“      

Dass sich Erinnern an Gefühle und Gedanken in derartigen Situationen kann uns vielleicht helfen, dem besser nahe zu kommen, was Paulus im ersten Korintherbrief     (1. Kor 15,12.16-20) schreibt und was an diesem 6.Sonntag im Jahreskreis als Lesung in katholischen Gottesdiensten vorgetragen wird: „ Wenn aber verkündet wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist, wie können dann einige von euch sagen: eine Auferstehung der Toten gibt es nicht? Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos … “ – Der Apostel Paulus hält den Zuhörenden damals und uns heute den zentralen Inhalt des christlichen Glaubens hin. Er erinnert an das Zeugnis derer, die - zunächst nach dem gewaltsamen Tod Jesu am Kreuz, der sie voll Furcht und Schrecken zurückbleiben oder sich in alle Winde verstreuen ließ – auf einmal mutige Zeug/inn/en des Auferstandenen wurden. Frauen und Männer, die nicht nur das leere Grab gesehen, sondern auch Jesus nach seinem Tod auf besondere Weise ihnen nahe, ja „lebendig“ unter sich erfahren haben.

Die verschiedenen Auferstehungserzählungen nutzen viele sehr unterschiedliche Bilder, um ins Wort zu bekommen, was diese Zeug/inn/en erlebt haben.                 Sie bezeugen mit dem Wort „auferweckt“ das wirkmächtige Handeln Gottes, der nicht nur als Schöpfer den Menschen ins Leben, in die Welt, gerufen hat, sondern ihn auch aus dem Tod in ein neues, ewiges Leben in seiner Gemeinschaft ruft.

Weder die Jünger/innen damals, noch Theolog/inn/en oder wir als Glaubende heute können „beweisen“, dass wir mit dem Zeugnis unseres Glaubens an den Auferstanden Jesus Christus, nach dem wir uns Christen nennen, richtig liegen.

 

Aber: Wir können hin spüren, ob wir ganz persönlich mehr Vertrauen und Hoffnung auch in schwierigen Lebenslagen erfahren. Wir unter uns und in uns einen tragenden Grund finden, der uns gelassener leben und handeln lässt. Dass uns der Auferstehungsglaube doch „nützlich“ ist, weil er mein Leben positiv prägen kann.                                    Für mich zeigt sich, der Glaube an einen Gott der Liebe und des Lebens besonders darin, dass er mir Hilfe zum Leben und im Sterben gibt.                                            Dass ich das Bekenntnis zur Auferstehung nicht als billige Vertröstung auf ein fantastisches Jenseits ansehe, sondern als Ansporn Menschen in ihren Nöten durch tätige Nächstenliebe zu unterstützen; darin gegen Ungerechtigkeit anzugehen. Gemeinsam eine geschwisterliche Kirche zu gestalten.

Wer als Angehörige/r /Freund/in einen geliebten Menschen im Sterben begleiten durfte, hat vielleicht spüren können, dass die Liebe, die zu Lebzeiten als Band untereinander bestand, auch über den Tod bleibt. Dass sich eine neue Weise der inneren Kommunikation miteinander entwickelt …

Menschen, die sich in der Hospizbegleitung ehrenamtlich engagieren, setzen sich in der Begleitung Sterbenskranker bewusst intensiver Leid, Sterben und Tod aus.      Sie erleben neben schwierigen, auch viele bereichernde Momente.

Die intensivere Beschäftigung mit der eigenen Endlichkeit lässt oft eine größere Gelassenheit für das eigene Leben und mehr Gottvertrauen wachsen. Beides erleichtert das Loslassen im Blick auf den Menschen, den sie begleiten, aber auch auf sich selbst.

Abschließend noch etwas zur persönlichen Betrachtung/Vertiefung:

Eine Geschichte aus dem Mittelalter erzählt von zwei Mönchen.

Auf ihren langen Spaziergängen im Klostergarten reden sie auch über das, was nach dem Tod kommt. Wie wird es im Himmel sein?  

Wie wird der Himmel aussehen? Manchmal können sie ihn sich genau vorstellen, in allen Einzelheiten. Aber ein anderes Mal zweifeln sie wieder. Ob ihre Vorstellungen wohl so richtig sind? Dann haben sie eine Idee: Derjenige von ihnen, der zuerst stirbt, soll dem anderen erscheinen und nur eins von zwei lateinischen Wörtern sagen:

"Taliter!" Das heißt: "Es ist so!" Oder "Aliter!" Das heißt: "Es ist anders!"

Bald stirbt einer der Mönche und tut das, was sie verabredet haben.

Er erscheint dem Freund in der Nacht nach seinem Tod. "Taliter?" fragt der.

Der Verstorbene schüttelt den Kopf. "Aliter? Anders?" fragt daraufhin der andere. Ungewissheit und Angst schwingen da mit. Wieder ein Kopfschütteln, aber mit einem leisen Lächeln: "Totaliter aliter. Es ist völlig anders!"

 

Edith Wanka

Anbei ein Foto aus dem Pfarrgarten vom 8.2.22.