Im Sommer 1997 gedachten die evangelischen und katholischen Christen der Kreisstadt Erbach der Gründung der selbständigen Kirchengemeinde vor 500 Jahren. Auf Ersuchen des Schenken Erasmus von Erbach (l4b6-1503) löste der Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg durch Urkunde vom 15. Dezember 1497 die Kirchengemeinde Erbach von der Mutterkirche in Michelstadt. Als 1543 im Erbacher Land die Reformation eingeführt wurde, traten mach dem Grundsatz „cuius regio eius religio" die Untertanen der Erbacher Grafen dem Bekenntnis Martin Luthers bei. Viele Katholiken, Geistliche und Ordensleute, verließen das Land.
Anlass zur Wiederaufnahme katholischer Gottesdienste gaben die durch die Revolution in Frankreich vertriebenen Adeligen und Emigranten, die bei Graf Franz I. (1754-1823) im Schloss Aufnahme fanden. Der hilfsbereite und tolerante Landesherr stellte seine Schlosskapelle für private katholische Gottesdienste zur Verfügung und bestellte einen Franziskanerpater aus Miltenberg, der sonntags die Messe hielt. Bald erlaubte er auch den landwirtschaftlichen Arbeitern aus Bayern, den für die Eisengießerei und Webereien aus dem Rheinland angeworbenen Facharbeitern , und den übrigen zugezogenen Katholiken , die Teilnahme an diesen Gottesdiensten.
Nach einigen Jahren wollten die Katholiken die Seelsorgearbeit ordnen. Dazu waren finanzielle Mittel nötig. Sie baten 1830 den Großherzog in Darmstadt um die Erlaubnis eine Kollekte abhalten zu dürfen. 3.000 Gulden spendete die Fürstin Sophia von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Damit war eine finanzielle Grundlage gegeben.
Die Staatsregierung gab am 1. Juni 1836 die Zustimmung zur Errichtung einer katholischen Pfarrei Erbach. Bischof Leopold Kaiser bestellte am 20. April 1836 Jakob Müller zu ihrem ersten Pfarrer.
Das Pfarrgebiet umfasste einen großen Teil des heutigen Odenwaldkreises. Als Gottesdienstraum stellte das Grafenhaus weiterhin die Schlosskapelle zur Verfügung. Bald aber wurde der Raum zu klein, zahlreiche Gottesdienstbesucher mussten im Freien stehend der Liturgie folgen. Das veranlasste den Pfarrer den Bischof von Mainz um die Errichtung einer Pfarrkirche in Erbach zu bitten.
Am 24. April 1842 legte Pfarrer Müller den Grundstein zum Bau der von Sylvester Stockh entworfenen Kirche an der Hauptstraße. Ein Jahr später am 15. Mai wurde die Kirche benediziert.
Durch die starke Zunahme der Gemeindemitglieder nach dem 2. Weltkrieg wurden von der Mutterpfarrei Erbach nach und nach abgetrennt: St. Sebastian, Michelstadt; Johannes der Täufer, Bad König; Hl. Geist, Vielbrunn und St. Leonhard und Konrad, Beerfelden und zu selbständigen Pfarreien erhoben.
Heute zählen zum Pfarrgebiet alle Ortsteile der Gemeinde Mossautal und alle Stadtteile von Erbach (außer Ernsbach) mit knapp 3.000 Katholiken, das sind ca. 18 % der Gesamtbevölkerung. Die Pfarrei gehört zum Dekanat Erbach und zur Diözese Mainz. Im Osten bei Bullau grenzt sie an Bayern, die Diözese Würzburg und die Pfarrei Kirchzell.
Das Gemeindeleben wird durch die Aktivitäten von verschiedenen Gruppen wie Frauenkreis, Kreuzbund, Katholische Landjugendbewegung, Familien- und Seniorenkreis, Krabbelgruppen, Kinderschola, Besuchsdienstkreis, Ministranten- und Kindergruppen sowie dem Kirchenchor getragen. Darüber hinaus weist der Jahreskalender eine Reihe von Veranstaltungen des Katholischen Bildungswerkes auf. Eine reichhaltige Katholische Öffentliche Bücherei steht der gesamten Bevölkerung zur Verfügung.
[Artikel von 1997]